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Jérôme Nr. 27

JÉRÔME FEUILLETON Unter dem Motto »Grimm(ige) Märchen für Neuseeland« prä- sentierten sie auf der Frankfurter Buchmesse bei ARTE das aus einem Wettbewerb als Gewinner hervorgegan- gene Märchen »The Cry Baby« von Renata Hopkins: Manuela Beck, Leiterin des Goethe-Institus in Neuseeland, Kinder- buchautorin Kate De Goldi, Übersetzerin Bettina Senff und Lyriker wie auch Wettbewerbsinitiator Bill Manhire (v.l.) Tierisch gut drauf: Uschi Nerke, als „Beat- Club“ und „Musikladen“-Moderatorin eine Ikone der 60er und 70er Jahre, mit Jérôme- Redakteur Jan Hendrik Neumann bei der Präsentation ihres neuen Buches Foto: nh und Fernsehgeschichte zu Gast. Durch ihre handbreiten Eigenkreationen verhalf Rooster“, sogar kleinen roten Hähnchen. Das kann Uschi auch. Wo es bei die Moderatorin des „Beat-Club“ in den 60er Jahren dem Minirock zum Durch- anderen heißt: „Me And You And A Dog Named Boo“ oder „Fox On The bruch und veranlasste die BILD-Zeitung damit zur unvergessenen Schlagzeile: Run“, schreibt die erklärte Tierfreundin stattdessen über „Mümmel“, „Un- „Trägt Uschi zu kurz?“ Nun stellt die einstige Beschleunigerin des kulturellen ser liebes Federvieh“ oder „Die Katzenklappe“. Auf dem Rücken ihres Bu- Umbruchs, ebenfalls Galionsfigur der Nachfolgesendung „Musikladen“, ihr neu- ches erfahren wir überdies: „Wer damals Beat-Club sagte, meinte Uschi. es Buch vor. „Bei mir wurden sie zum Tier“ heißt es wider Erwarten nicht, son- Und wer heute von einer Fünf-Sterne-Tierpension redet, meint wahr- dern „Bei mir wäre ich gerne Tier“. Wie das? Schnell wird klar: Hier tritt eine scheinlich auch Uschi.“ Und das lassen wir einfach mal so stehen. Denn ausgewiesene Musikexpertin in die Fußstapfen prominenter Rock- und Pop- nach jahrzehntelanger Pause – ihre erste Single nahm sie Anfang der 60er Größen, schreibt eine oft unterbewertete Themenlinie dieses Musikgenres fort. Jahre unter dem Pseudonym Karina auf („Ein kleiner Traum“) – hat Uschi Denn dort geht es zwar vorwiegend um Herz und Schmerz, doch auch die Iden- Nerke erst kürzlich erneut ihr Gesangstalent im Studio unter Beweis ge- tifikation mit unseren tierischen Verwandten nimmt bei näherer Betrachtung stellt. Sollten ihre neuen Texte – was nur konsequent wäre – daher zu breiten Raum ein, wovon nicht nur Bandnamen wie The Animals, Scorpions Songs komprimiert werden, müssen sich die Schöpfer von „What’s New, oder Monkees zeugen. Pussycat?“, „Eye Of The Tiger“ oder „Una Paloma Blanca“ vielleicht schon bald warm anziehen. Karina und die Katzenklappe Allein die Beatles sangen u.a. „Blackbird“, „I Am The Walrus“ und „Octo- pus’s Garden“, die Stones huldigten „White Horses“ oder, mit „Little Red Buchtipp: Planet Kassel Die vierte Anthologie zum Nordhessischen Autorenpreis D und Carmen Weidemann, seit sechs Pielem kann man auch schwelgpe für Reisen-sl alen. Kasselatz und Startramput, manches kann man überblättern, aber inlanet, Landegv-er Neumannhers, Guntl Kirsten Ahica unternehmen ein paar Leute, näml ahren etwas für die Gegenwartsliteratur in der de, Aufbrechende, Ankommende. Nicht die üb- und über die Region, schreiben den Nordhessi- liche lokalpatriotische Selbstbeweihräucherung, schen Autorenpreis aus und veröffentlichen An- sondern teils poetische, teils realistische, durch- hologien der besten Texte – und kaum jemand aus kritische Texte. kriegt’s mit. Denn die Berichterstattung war bis- her dürftig. Das ist schade. Der vorliegende vier- Planet Kassel. Literarische Annäherungen e Band ist das ideale Weihnachtsgeschenk für Nordhessische Gegenwartsliteratur iterarisch interessierte Nordhessen. 48 Texte, Verlag Wortwechsel, 2012 eils von Profis, teils von Laien – nicht alles ist 240 Seiten, 15.50 Euro www.jerome-kassel.de 29


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