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Jerome Nr. 29

www.jerome-kassel.de 33 Museumsdirektor Dr. Kai Füldner (links) und Dipl.-Ing. Jan Hendrik Neumann mit dem Modell des Ottoneums solut sehen lassen. Selbst für uns haben sich neue, bis dahin noch unbekannte Ansichten ergeben. Jérôme: Ich nehme an, es ist die Rede von diesen eigenartigen Galerien auf dem Dachfirst? Neumann: Solche Konstruktionen heißen Altane und auf sie bin ich durch das 1929 im Bärenreiter- Verlag erschienene, von Rudolf Hallo verfasste Buch „Die Sternwarten Kassels in hessischer Zeit“ gestoßen, das auch ganz entscheidend für die gesamte Rekonstruktion des Gebäudes war. Darin fand sich unter anderem die Aussage des Astronomen Johann Matthias Matsko, der das Observatorium von 1767 bis 1796 leitete, er sei bei der Beobachtung einer Sonnenfinsternis von mehr als 40 Personen gestört worden, die sich allein auf einem JÉRÔME FEUILLETON der beiden Altane tummelten. Durch deren Modell Umsetzung, die einzig auf ungefähren Maßangaben in Hallos Text beruht, kann man sich das damalige Spektakel auf dem Dach nun wieder lebhaft vorstellen. Jérôme: Bis wann hatte das Ottoneum denn diese große, rechteckige Kuppel? Füldner: Auch darüber gibt es keine genauen Angaben, vermutlich bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit Bestimmtheit weiß man lediglich, dass die Altane und das Treppentürmchen bereits 1802 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurden. Der unter der Kuppel gelegene ehemalige Anatomiesaal, der aufwändig ausgemalt war, existierte hingegen noch bis zu seiner Vernichtung im Zweiten Weltkrieg. Jérôme: Gab es das im Modell zu sehende Fernrohr damals tatsächlich? Neumann: Das den Konstruktionen des Engländers Peter Dollond nachempfundene Teleskop ähnelt Instrumenten, die sich zu jener Zeit nachgewiesenermaßen im Fundus der Kasseler Astronomen befanden. Für die Beobachtung besagter Sonnenfinsternis ist allerdings nur ein sogenannter „Dollondscher Quadrant“ belegt, der optisch nicht viel her machen würde. Eine andere Variante zur Bespielung der Altane wären die menschlichen Skelette gewesen, die laut Rudolf Hallo dort 1727 kurzzeitig abgestellt waren, „wo sie dann freilich ein nächtliches Gewitter verdarb“. Weitere Informationen unter www.atelier-neumann.com


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