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JÉRÔME WIRTSCHAFT Rammstein und heilige Kühe Swen Riediger ist neuer Chef des Porsche Zentrums Kassel – Ein Querdenker mit Ecken und Kanten Fotos: Mario Zgoll So muss das wahre Leben aussehen: Tennis spielen, viel lesen, gern Essen gehen, fotografieren, tauchen, aus Zeitvertreib im eigenen Garten arbeiten und Porsche fahren. Die Rede ist nicht von einem Filmstar oder einem englischen Klischee-Millionär. Swen Riediger macht all diese Dinge. Doch der neue Chef des Porsche Zentrums Kassel lebt nicht wie Gott in Frankreich. Er arbeitet hart. An sich und an anderen. Und außerdem lebt er in Fuldabrück. Das mit Frankreich liegt schon einige Jahre zurück. Sport war politisch unverfänglich Swen Riediger war schon immer ein bisschen anders. In der Schule zum Beispiel. Als er nach der zehnten Klasse sein Zeugnis überreicht bekam, sagte seine Lehrerin zu ihm, er sei von Anfang an „immer nur kontra“ gewesen. „Das stimmt“, sagt Riediger. „Ich hatte viele Probleme, war immer strikt gegen das System.“ Das System, das war der Staatsapparat der DDR, denn Swen Riediger ist in Sangerhausen geboren. Lange vor der Wende. Ein Arbeiterkind. Die Mutter arbeitete in einer Fahrradfabrik, der Vater war Bergmann. „Ich konnte meine Probleme dadurch lindern, dass ich viel Handball und Fußball spielte. Das war politisch einigermaßen unverfänglich, damit war man anerkannt.“ Doch Riediger wollte raus, die engen Grenzen des Ostblocks waren ihm ein Gräuel. „In mir war auch schon immer etwas von einem Kapitalisten“, grinst der noch 39-Jährige. „Ich schwärmte damals schon von Mercedes und von Porsche.“ Der Direktor seiner Schule hatte einmal gemutmaßt, Riediger werde der erste sein, der einmal in einem BMW vorfahren werde. „Er hat sich geirrt“, sagt Swen Riediger süffisant, „es war ein Mercedes.“ Mit 16 ging Riediger nach Mittenwald, lernte dreieinhalb Jahre Hotelfachmann im besten Hotel des Ortes. Eigentlich, so gesteht er freimütig, habe er diesen Job nur gemacht, um aus der DDR raus zu kommen. Riediger wollte reisen, die Welt sehen. Also verdingte er sich nach seinem Ausflug ins Hotelfach, arbeitete zwei Jahre als Flugbegleiter. Er sah große Teile der Welt, erfüllte sich damit seinen Traum und wurde dennoch nicht richtig glücklich. Die Liebe zu den Autos wies ihm den Weg. Er begann bei Mercedes in Essen. Als Verkäufer. Elf Jahre blieb er der Marke treu, wechselte dann für zwei Jahre zu BMW. Ein Kollege bei BMW, der zuvor bei Porsche gearbeitet hatte, Swen Riediger (39) ist neuer Chef des Porsche Zentrums Kassel Von Ralph-Michael Krum 38 www.jerome-kassel.de


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