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www.jerome-kassel.de 19 Jérôme: Wo geht es denn hin? Hilgen: Das ist ein Geschenk für meinen Sohn und meine Partnerin, und für mich natürlich auch, zu meinem Geburtstag. Wir drei werden fast einen Monat in Nepal sein und dort in das Königreich Mustang laufen. Mit Zelt und Lebensmitteln für drei Wochen. Das Königreich grenzt an Tibet und ist noch gar nicht so lange zugänglich. Die höchste Erhebung ist ein 5.600 Meter hoher Pass – da müssen wir drüber. Jérôme: Und wo gehen Sie hin, wenn Sie als Oberbürgermeister zwischendurch einfach mal abschalten wollen? Hilgen: Dann ziehe ich meine Laufschuhe an, laufe eine Stunde. Danach stelle ich bei mir zu Hause die Sauna an und lese ein Buch. Das ist wunderbar. Jérôme: Was bereitet Ihnen persönlich Freude? Hilgen: Mein Saab zum Beispiel. Ein 900i, den ich seit 1993 fahre. Das letzte Modell, bevor GM die Marke gekauft hat. Dunkelblau, Stahlschiebedach, Zweitürer, tipptopp – noch kein Rost. Der Wagen hat jetzt erst 130.000 Kilometer gelaufen, weil ihm sechs Jahre fehlen. Während ich im KGRZ war, hatte ich einen Dienstwagen. Da stand der Saab aufgebockt und abgemeldet in der Rhön. Auch jetzt komme ich manchmal zwei oder drei Wochen nicht dazu, privat ein Auto zu fahren. Ich sage immer spaßhaft: Den schenke ich meiner Enkelin, wenn sie 18 wird. Die gibt es noch nicht. Dass sie aber irgendwann mal sagt: „Opi, wenn Du mir den Saab schenkst, dann kriegst Du von mir auch ein Küsschen“ – so stelle ich mir das vor. Jérôme: Was war das aufregendste Jahr in Ihrer bisherigen Zeit als Oberbürgermeister? Hilgen: 2013. Ganz klar. Auf einen ohnehin ziemlich gefüllten Kalender kamen in diesem besonderen Jahr noch mal 200 oder 220 Termine obendrauf. Da wissen Sie, was Sie gemacht haben. Jérôme: Ein besonders emotionaler Augenblick? Hilgen: Das war am 23. Juni 2013, letzter Tag Hessentag. Für den Fall, dass wir Welterbe werden, hat der Hessische Rundfunk an diesem Sonntagmorgen einen Fernsehbeitrag gedreht. Oben am Schloss. Wir mussten alle so tun, als wären wir schon Welterbe-Stadt. Der Beitrag sollte nur gesendet werden, wenn wir es geschafft haben. Anschließend habe ich mich ins Auto gesetzt, um zur Abschlusspressekonferenz des Hessentages ins Rathaus zu fahren. Auf der Fahrt vom Schloss in die Stadt kam ein Anruf auf mein Handy: Kassel ist Weltkulturerbe. Ich habe angehalten, bin kurz raus und habe auf die Stadt geschaut. Ich habe einfach dagestanden und durchgeatmet. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Es war ein herrlicher Sommertag und ich habe mir gesagt: „Kassel ist eine wunderbare Stadt.“ JÉRÔME STADT Oberbürgermeister Bertram Hilgen an einem seiner Lieblingsorte in Kassel: dem Rondell Foto: Mario Zgoll


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