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60 Jahre documenta 6 www.jerome-kassel.de JÉRÔME STADT Im Juli 2015 feiert die documenta ihr 60-jähriges Jubiläum. Die alle fünf Jahre stattfindende documenta gilt heute als weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Anlass für einen kurzen Rückblick: Ihre Existenz verdankt die documenta der kühnen Initiative des Kasseler Künstlers und Professors Arnold Bode. Am 15. Juli 1955 eröffnete er die documenta zum ersten Mal. Geplant war sie als einmalige Veranstaltung – parallel zur Bundesgartenschau. Welche Tragweite die mit der Wortschöpfung „documenta“ verbundenen Ausstellungen haben würden, konnte Bode kaum erahnen – weder hinsichtlich der Kontinuität noch der Bedeutung. Dass Dank der documenta herausragende Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, wie etwa Joseph Beuys’ „7.000 Eichen“ einmal den Kasseler Stadtraum prägen oder Kassel als documenta Stadt international ein Begriff sein würde, hätte er 1955 wohl kaum geglaubt. Ein Beginn in schwierigsten Zeiten Umgekehrt lässt sich aus heutiger Sicht schwer begreifen, wie wagemutig Bodes Idee aus damaliger Sicht war: Bode konzipierte inmitten der vom Krieg zerstörten Stadt Kassel eine Überblicksausstellung Moderner Kunst. Es ging darum, jene Kunst zu zeigen und zu rehabilitieren, die während der nationalsozialistischen Diktatur als „entartet“ verfolgt worden war. Bode selbst litt in dieser Zeit unter einem Malverbot und der Entlassung aus dem Werklehrerseminar in Berlin. Ort der Ausstellung war das ebenfalls stark vom Krieg gezeichnete und nur provisorisch wiederher- Internationales Symposium: Unter dem Motto documenta 1997–2017 kommen die künstlerischen Leiter der letzten vier documenta-Ausstellungen, der künstlerische Leiter der kommenden documenta 14 und internationale Theoretiker und Künstler zusammen, um zentrale Fragen zu heutigen Großausstellungen zu diskutieren – so auch Carolyn Christov- Bakargiev (Künstlerische Leiterin der documenta 13) und Adam Szymczyk (Künstlerischer Leiter der documenta 14) Foto: Nils Klinger Das internationale Aushängeschild von Kassel feiert Geburtstag Von Kathrin Bode gestellte Museum Fridericianum. Die Reaktionen sowohl der Besucher als auch der Presse waren überwältigend. In nur 100 Tagen besuchten mehr als 130.000 Menschen die Ausstellung in Kassel. Der immense Erfolg ebnete den Weg für die Fortsetzung der documenta. Die kontinuierliche Neuerfindung prägt die Geschichte von 60 Jahren documenta Was die documenta darüber hinaus aber in den 60 Jahren ihres Bestehens kennzeichnet, ist vor allem eines: Ihre kontinuierliche Neuerfindung, ermöglicht durch die uneingeschränkte Freiheit, die jeder künstlerische Leiter bei der Konzeption der Ausstellung hat. Immer wieder hat die documenta das Verständnis von Kunst und Ausstellungen entscheidend weiter entwickelt und geprägt. Jede Ausgabe der docu-


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