Doch ich sage: Nein!

Liebe Freunde und Freundinnen des Rechtsstaates, der Zivilcourage und des aufrechten Ganges, der Vernunft und der Aufklärung, die in diesen Zeiten wieder so bitter notwendig ist (…). Mit diesen Worten begann Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, seine Festrede auf Edward Snowden, den physisch abwesenden Preisträger des zum 26. Mal verliehenen Kasseler Bürgerpreises „Das Glas der Vernunft“.

Bernd Leifeld (Vorstandsvorsitzende des Fördervereins „Das Glas der Vernunft“, Oberbürgermeister Bertram Hilgen, Barbara Ettinger-Brinckmann (stellv. Vorsitzende des Fördervereins) und Dieter Mehlich (ebenfalls stellv. Vorsitzender des Fördervereins) – im Hintergrund: Edward Snowden war über eine „Skype“-Verbindung live aus Moskau zugeschaltet. Foto: Harry Soremski

Bernd Leifeld (Vorstandsvorsitzende des Fördervereins „Das Glas der Vernunft“, Oberbürgermeister Bertram Hilgen, Barbara Ettinger-Brinckmann (stellv. Vorsitzende des Fördervereins) und Dieter Mehlich (ebenfalls stellv. Vorsitzender des Fördervereins) – im Hintergrund: Edward Snowden war über eine „Skype“-Verbindung live aus Moskau zugeschaltet. Foto: Harry Soremski

Der 33-jährige US-amerikanische Whistleblower und ehemalige CIA-Mitarbeiter, der im Sommer 2013 mit seiner Aufdeckung weltweiter Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten für Furore gesorgt hatte, wurde in der Verleihungsurkunde des Preises – vorgetragen vom neuen „Glas der Vernunft“-Vorstandsvorsitzenden Bernd Leifeld – dafür gewürdigt, dass er „mutig und in festem Glauben an Menschenrechte eine Gewissensentscheidung getroffen hat, die weltweit zum Nachdenken über verfassungsmäßige Grundrechte geführt hat. Seine Enthüllungen haben die Völker der westlichen Welt wachgerüttelt und deren Bürger dazu ermutigt, in Wort und Tat für Freiheit und Recht einzutreten und einzustehen.“ Heribert Prantl unterstrich dies und mahnte: „Die Empörung über die globale digitale Inquisition ist noch lange nicht groß genug.“ Wachse sie nicht, könne es passieren, „dass die Generation derer, die nach der Jahrtausendwende geboren sind, die totale Kontrolle ihrer Kommunikation als den normalen Preis empfinden, den man dem Internet zu entrichten hat.“ Edward Snowden selbst, über eine „Skype“-Verbindung live aus Moskau zugeschaltet, nutzte die Gelegenheit zu einer ausführlichen Stellungnahme, in der er ausführte: „Wir erleben die Entstehung einer Welt, in der die Angst der wichtigste politische Wert ist. Von Washington bis Moskau, von Peking bis Berlin, hören wir immer wieder die mächtigsten Vertreter des Staates sagen, dass wir in einer Zeit nie gesehener Gefahr leben, dass die Bedrohung, der wir uns heute stellen, größer ist als je, und sich die Dinge daher ändern müssen, auch im Hinblick auf die Menschenrechte.“ Dies habe in den letzten Jahrzehnten zu einem schleichenden Autoritarismus geführt. Mühsam erwirkte Verbote von Folter, Mord und wahlloser Überwachung würden ignoriert, allein auf der Grundlage der Behauptung, dass es sein müsse, weil man eben in Gefahrenzeiten lebe. Snowden weiter: „In einer Welt des Terrors und des Wahnsinns, wenn Dein Nachbar Dein Feind sein kann, sind die Gesetze verletzlich. Doch ich sage: Nein! Wenn unsere Verteidigungsstrategie gegen jede neue Bedrohung darin besteht, genau die Werte über Bord zu werfen, die uns von dieser Bedrohung unterscheiden, dann schützen wir nichts und gewinnen noch weniger.“

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