Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor an Karen Duve

Mit dadaistisch anmutendem Sprechgesang empfing Tulip, die singende Tulpe, die Gäste zur Verleihung des 32. Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor im Rathaus Kassel. Holger Steen alias Tulip ist einer der von Karen Duve favorisierten Künstler und begleitete mit schräger Performance und klarer Stimme den Abend.

Dr. Friedrich W. Block (geschäftsführender Kurator der Stiftung Brücker-Kühner), Karen Duve, Ferdinand Schmalz, Oberbürgermeister Bertram Hilgen, Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Pape (Vorsitzender des Stifungsrats der Stiftung Brückner-Kühner). Foto: Stiftung Brückner-KühnerMit Karen Duve ging der mit 10.000 Euro dotierte Preis nach Irmtraud Morgner im Jahr 1989 und Katja Lange-Müller im Jahr 2005 zum dritten Mal an eine Frau. Die 55-Jährige habe den Preis für den ihr eigenen mehrstimmigen Sound erhalten, in dem sie gesellschaftlich hochbrisante Themen verhandele, heißt es in der Begründung der Jury. Zu den bekanntesten Büchern der Hamburgerin gehören „Dies ist kein Liebeslied“(2002) und der Roman „Taxi“ (2008), der 2015 verfilmt wurde.

Satirische Ambivalenz
In seiner Laudatio betonte der Leiter des Literaturhauses Hamburg, Professor Dr. Rainer Moritz, Duve lasse sich nicht festlegen auf ein Grundthema, ein Genre oder eine Erzählform. Wenn ein neues Buch angekündigt würde, müsse, nein, dürfe man mit Überraschungen rechnen.

Dies gilt auch für Duves jüngsten Roman „Macht“ (2016), an dem sich die Geister der Kritik scheiden. So wurde die Dystopie, in der der Ökofeminismus regiert und die Apokalypse bevorsteht, etwa als „ekelerregend“ und „abartig“ bezeichnet. Verrisse habe es besonders dort gegeben, wo man – anders als die Jury des Kasseler Literaturpreises – die satirische Ambivalenz, die auch den Leser fordert, nicht erkennen konnte oder wollte, so lässt die Stiftung Brückner-Kühner verlauten, die den Preis gemeinsam mit der Stadt Kassel seit 1985 jährlich vergibt.

Horror und Humor
2004 wurde der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor– nach einem frühen „Ausreißer“ im Jahr 1999 – zudem durch die regelmäßige Vergabe des mit 3.000 Euro dotierten „Förderpreis Komische Literatur“ ergänzt. In diesem Jahr entschied sich die Jury für den 32-jährigen Dramatiker Ferdinand Schmalz und lobte in ihrer Begründung seine melodiöse Kunstsprache. Schmalz schraube so lange an der Sprache, bis sich ein „Neusinn“ herstelle, der Tief- und Unsinn gleichermaßen sein könne. Gesellschaftskritik verbinde er mit dem „lustvoll komischen Spiel mit Sprachbildern und ihrer Auflösung. „Horror und Humor gehen bei Schmalz Hand in Hand“, so fasste es Laudatorin Bettina Walther aus dem S. Fischer Theaterverlag, die den Wiener für den Preis vorgeschlagen hatte. Denn anders als beim Hauptpreis gehen dem Förderpreis Vorschläge von Verlagen voraus. Die Jury musste sich unter 28 Einreichungen von 20 Verlagen entscheiden.

Von Saskia Werner

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