Starke Gäste, starke Geschichten

31. Kasseler Gespräche „Kassel warmherzig“ im Café Nenninger: Ausverkauft und außergewöhnlich interessant

Ein Geisteswissenschaftler, eine Sängerin, ein Dirigent, eine Köchin und ein Fassadenkünstler ergaben am Donnerstag, 29. März im Café Nenninger in Kassel die exklusive Gäste-Mischung für die Kasseler Gespräche. Petra Nagel, die Erfinderin und Moderatorin der Kasseler Gespräche hatte es wieder einmal geschafft, eine außergewöhnliche Runde zusammenzustellen. Alle Gäste, das war ganz schnell klar, sind Künstler ihres Fachs und müssen kreativ und einfallsreich sein.

Dirigent Wolfgang Diefenbach, Fassaden-Künstler Friedel Deventer, Sängerin Judith Lefeber, Moderatorin Petra Nagel, Köchin Katja Hack und Geisteswissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Broszinski (v.l.). Foto: Mario Zgoll

Dirigent Wolfgang Diefenbach, Fassaden-Künstler Friedel Deventer, Sängerin Judith Lefeber, Moderatorin Petra Nagel, Köchin Katja Hack und Geisteswissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Broszinski (v.l.). Foto: Mario Zgoll

Handschrift „Kasseler Gespräche“ in der Murhardschen
Das Publikum staunte nicht schlecht, als Professor Dr. Hartmut Broszinski, Bibliotheksdirektor im Ruhestand, die Kasseler Gespräche aus dem Jahr 810 präsentierte. Denn unter dem Titel „Kasseler Gespräche“ liegen Handschriften aus dem Regensburger Raum in der Murhardschen Bibliothek. Und die wiederum hat einen Buchbestand von etwa 450.000 Exemplaren von unschätzbarem Wert. Darunter das Hildebrandlied, eines der frühesten poetischen Texte in deutscher Sprache aus dem 9. Jahrhundert.

Prof. Hartmut Broszinski plauderte mit Leidenschaft über Wissenschaft
Prof. Hartmut Broszinski erzählte anschaulich von seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Forschungen, zum Beispiel rund um Moritz den Gelehrten. Ein wissensbegieriger Alchemist, der sich unter anderem mit Mittelchen für Liebeszauber befasste.

Hessischer Kulturpreisträger Wolfgang Diefenbach zu Gast
Dirigent Wolfgang Diefenbach, Hessischer Kulturpreisträger und Gründer des Landesjugendjazz-Orchesters Hessen, war eigens aus Wiesbaden angereist. Er plauderte über seine Leidenschaft zum Jazz und zur Musik überhaupt. Als Gründer des Jugend-Orchesters ist er mit jungen, begabten Musikern weltweit unterwegs – ob Brasilien oder Japan. Wolfgang Diefenbach trägt den Jazz von Hessen in die Welt. Und ist als freischaffender Dirigent bei allen namhaften Orchestern zuhause. Er wünscht sich mehr Bewerbungen von jungen Musikern aus Nordhessen – und mehr Konzerte bei uns in der Region.

Judith Lefeber faszinierte stimmgewaltig und sympathisch
Eine kleine Verbindung entstand gleich zu Sängerin Judith Lefeber. Mit unglaublich starker Stimme und einem Titel aus dem Musical Hair verzauberte sie das Publikum im ausverkauften Café. Vielleicht wird sie demnächst mit dem Jazz-Orchester Hessen von Wolfgang Diefenbach auftreten – bei den Kaasseler Gesprächen werden oft Pläne geschmiedet und Netzwerke entstehen. Zur Zeit steht Judith Lefeber in Chemnitz, im Musical Aida als Aida auf der Bühne. Sie hat in Detmold und an der Folkwangschule in Essen Gesang studiert – und schon als kleines Mädchen ununterbrochen gesungen. 2003 war sie die Favoritin bei „Deutschland sucht den Superstar“ von Dieter Bohlen. Doch sie brach ab und ging ihren eigenen Weg. Und der führt steil nach oben, davon konnten sich die Besucher an diesem Abend überzeugen.

Katja Hack: Köchin mit Herz und regionalem Anspruch
Mit Können und Kunst, in ihrem Fall Kochkunst ist Katja Hack unterwegs. Die junge Köchin aus dem Schwalm-Eder-Kreis kocht im Landgasthaus Hack in Kerstenhausen. Sie ist erst in die Welt hinaus gegangen, kochte in Alaska für Angler, in der Sternegastronomie und im Fernsehen, und entschied sich dann für das Familienunternehmen in 5. Generation. Im Landgasthaus Hack bietet sie regionale, pfiffige Küche und zeigt Durchhaltevermögen. Zusammen mit den Eltern bringt sie Leckeres auf den Tisch. Ins Cafe Nenninger hatte sie selbstgebackenes Brot mit Bärlauchcreme mitgebracht und erntete dafür viel Applaus. Durchhalten müssen alle Künstler, der lange Atem wird in jedem Fall benötigt. Bestätigte auch Fassadenkünstler Friedel Deventer aus Kassel.

Künstler Friedel Deventer setzt auf Fassadenmalerei
Über 120 Fassadenmalereien hat er schon entworfen und umgesetzt. Nicht nur in Kassel. Auf Fassadenmalerei hat er sich nach dem Kunststudium spezialisiert und damit etwas ganz Besonderes entwickelt. Auch in Kassel sind seine Fassadenmalereien zu sehen. Friedel Deventer erzählte davon, was alles geplant werden muss, bevor hunderte von Quadratmetern zum Bild werden. Viel Kletterei, Fassadenbau und Perspektiv-Planung gehen voraus. Auch seine Skulpturen wie etwa die rote Kugel auf dem Sparkassenhaus in Bad Wilhelmshöhe sind detailliert geplant. Die rote Kugel besitzt sogar eine Heizung, die sie von Schnee und Eis befreit und fährt ganz langsam auf zwei Schlitten von a nach b. Eine eigene Kunstakademie macht die Arbeit von Friedel Deventer komplett. Dort bietet er Kurse für alle Kunstinteressierten an.

Das Fazit dieses Abends: Kassel hat viel zu bieten. Das beweist Petra Nagel mit ihren Kasseler Gesprächen immer wieder.

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