„Vermögenssteuer gefährdet den Mittelstand“

Familienunternehmer Conrad Fischer im Interview

Am Thema Vermögenssteuer scheiden sich die Geister. Die einen feiern sie als Robin-Hood-Steuer, die anderen warnen vor ihren Konsequenzen. Zu letzteren gehört der Melsunger Druckunternehmer und Verleger Conrad Fischer. „Die Vermögenssteuer gefährdet den Mittelstand“, warnt er. Warum, das erklärte er im Interview.

Conrad Fischer ist Familienunternehmer. Das von ihm geführte Druck- und Verlagshaus ist seit 1869 in Famlienhand und beschäftigt rund 130 Mitarbeiter. Eine Vermögenssteuer, warnt er, ginge dem Mittelstand an die Substanz. Foto: Mario Zgoll

Conrad Fischer ist Familienunternehmer. Das von ihm geführte Druck- und Verlagshaus ist seit 1869 in Famlienhand und beschäftigt rund 130 Mitarbeiter. Eine Vermögenssteuer, warnt er, ginge dem Mittelstand an die Substanz. Foto: Mario Zgoll

Jérôme: Herr Fischer, bis 1996 hatten wir eine Vermögenssteuer in Deutschland. Im Bundestagswahlkampf machen sich nun einige Parteien für eine Wiedereinführung stark. Warum halten Sie das für einen Fehler?

Conrad Fischer: Bei der Vermögenssteuer geht es grundsätzlich darum, dass Dinge, die schon einmal besteuert worden sind, noch einmal besteuert werden. Jeder der Vermögen bildet, hat das über die Einkommensteuer schon einmal getan.

Jérôme: Sie sind Familienunternehmer und, wenn man der Vereinigung „Die Familienunternehmer“ glauben darf, damit von der Vermögenssteuer besonders betroffen. Wie lässt sich das begründen?

Fischer: Bei den meisten Familienunternehmern, so auch bei mir, steckt ein Großteil des Vermögens im Betrieb. Dieses Vermögen besteht vor allem aus Sachwerten und aus Wirtschaftsgütern, die benötigt werden, damit das Unternehmen arbeiten kann. Wird dieses Vermögen angerechnet und besteuert, führt das unweigerlich zum Substanzverlust. Das eigentlich Kritischste ist, dass die Vermögenssteuer auch dann zu zahlen ist, wenn ein Unternehmen keinen Gewinn macht. Wir bewegen uns heute in einem sehr unruhigen wirtschaftlichen Umfeld, da käme diese Vermögenssteuer zu einer absoluten Unzeit.

Jérôme: Die Aussetzung der Vermögenssteuer 1997 ist durch Anpassung der Erbschaftsteuer und eine deutliche Erhöhung der Grunderwerbssteuer zu großen Teilen gegenfinanziert worden. Das macht man jetzt ja nicht wieder rückgängig. Wie beurteilen Sie das?

Fischer: Grundsätzlich ist die Steuerpolitik unseres Staates ziemlich daneben. Es werden alle möglichen Steuern zusätzlich erhoben, die Bettensteuer zum Beispiel, die es jetzt in einigen Gemeinden gibt, aber auch der Soli, der eigentlich auf zehn Jahre begrenzt war und helfen sollte, die neuen Bundesländer aufzubauen. Kein Mensch redet mehr davon, den Soli abzuschaffen. Es werden ständig neue Steuern erfunden oder Steuern erhöht und dem Verbraucher immer weniger für die eigene Verwendung gelassen. Im Übrigen ist die Erbschaftsteuer für Unternehmen ein brutales Ding. Wenn ein Betrieb vererbt wird in die nächste Generation, muss die nächste oft das Erbe ausschlagen, weil sie das Geld gar nicht hat, die Erbschaftssteuer zu bezahlen.

Jérôme: Was wäre die Alternative zu dieser Steuerpolitik?

Fischer: Dass der Staat endlich vernünftig mit den Einnahmen umgeht.

Jérôme: Das heißt, wir haben ein Ausgabenproblem?

Fischer: In erster Linie, ja. De facto sind die Steuereinnahmen in den letzten Jahren ständig gestiegen, auch über die kalte Progression. Trotzdem wurden die Haushalte nicht ausgeglichen.

Weitere Infos unter www.familienunternehmer.eu

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