Die Kunst der Verknappung

Peter Thulke versteht es wie kaum ein anderer, seine Cartoons für den Betrachter auf den ersten Blick als die seinigen erkennbar zu machen. Mit Tusche und Aquarell verarbeitet er Alltagsthemen auf vorzugsweise gelbem Zeichenkarton. Aus Faulheitsgründen, wie der Berliner sagt. Das farbige Papier erspare es ihm, sich um den Hintergrund kümmern zu müssen.

Fotos und Bildquelle: Caricatura

Fotos und Bildquelle: Caricatura

Präzise und Geradeheraus
Die Szenen beschränken sich auf das Wesentliche. Hier und da findet sich ein Möbelstück, eine Lampe, eine Tür. Doch sieht sich der Betrachter vornehmlich einer auf das Figurenpersonal reduzierten Gesprächssituation gegenüber. Wie die von Thulke entworfenen Szenarien ist auch die Sprache pointendienlich verknappt. Dem Umgang seiner Protagonisten miteinander wohnt deshalb oft eine gewisse Schroffheit inne. Thulkes Humor ist nicht subtil, sondern präzise und geradeheraus.

Zwiegespräche
Zumeist sind es Zwiegespräche, deren Zeuge wir werden. Denn vor allem das Verhältnis zwischen Mann und Frau hat es dem 66-Jährigen angetan. Anhand von Alltagssituationen zeigt er das Witzpotential zwischenmenschlicher Beziehungen auf. Doch weisen die Inhalte nicht selten auch über die private Sphäre hinaus auf Zeitgeistphänomene oder Themen aus Politik und Gesellschaft wie Energiewende, Digitalisierung oder das Bildungssystem.

Geboren in Wismar
Peter Thulke wurde 1951 in Wismar geboren. Nach dem Abitur 1968 lernte er zunächst Maschinenbauer, dann Schlosser. 1980 zog er nach Ost-Berlin, wo er als Bühnenarbeiter tätig war. Um Zeichnungen für Kinder veröffentlichen zu dürfen, musste Thulke Verlagsmitarbeiter werden. So wurde er Bote beim Berliner Verlag. Erste Cartoons erschienen in der zum Verlag gehörigen Berliner Zeitung sowie im Eulenspiegel.

Peter Thulke. Fotos und Bildquelle: Caricatura

Peter Thulke. Fotos und Bildquelle: Caricatura

Zahlreiche Veröffentlichungen
Nachdem Thulke einen Ausreiseantrag aus der DDR gestellt hatte, wurden seine Veröffentlichungen eingestellt. Er wurde Kraftfahrer bei der Kirche. Im Frühjahr 1989 zog Thulke nach West-Berlin, wo er zunächst wieder als Kraftfahrer tätig war und nebenbei Cartoons veröffentlichte. Im Jahr 2000 wurde Thulke schließlich freischaffender Cartoonist und Illustrator. Seine Arbeiten werden vor allem in Medical Tribune sowie in den Satiremagazinen Eulenspiegel und Nebelspalter veröffentlicht.

Peter Thulke
Das Ende ist nah
Ausstellung: 24.02. bis 13.05.2018
Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 12 bis 19 Uhr und So. feiertags 10 bis 19 Uhr
Ort: Caricatura – Galerie für Komische Kunst, KulturBahnhof, Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel,
www.caricatura.de

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