„Eine spannende Aufgabe“

Ingo Happel-Emrich, neuer Pressesprecher der Stadt Kassel, im Interview

Jérôme: Herr Happel-Emrich, Sie sind seit kurzem neuer Pressesprecher der Stadt Kassel. Was verbindet Sie persönlich mit Kassel?

Ingo Happel-Emrich: Ich bin in Kassel geboren und in Melsungen aufgewachsen. Kassel war da natürlich immer die Großstadt in der Nähe für Kino, Einkaufen und später dann auch Diskothekenbesuche. Zum Ende meines Studiums habe ich eineinhalb Jahre in Kassel gewohnt und meine Diplomarbeit zu einem Kasseler Thema geschrieben. Zu der Fragestellung „Erfolgsbedingungen kommunaler Verkehrspolitik“ am Beispiel der Generalverkehrsplanung der Stadt Kassel der 80er bis Anfang 90er Jahre, also die berühmt-berüchtigte Lolli-Problematik.

Jérôme: Was hat Sie an Ihrer neuen Aufgabe gereizt?

Happel-Emrich: Als Lokaljournalist habe ich ja bisher schon mit Lokalpolitik und den Themen zu tun gehabt, die eine Kommunalverwaltung beschäftigen. Ich habe darüber berichtet. Das Spannende als Pressesprecher ist jetzt, sozusagen mitten in diesem Dreieck Journalismus, Verwaltung und Kommunalpolitik zu arbeiten. Ich halte das für eine sehr herausfordernde und interessante Aufgabe, Entscheidungen und Entwicklungen in diesem Spannungsfeld zu begleiten und zu kommunizieren.

Jérôme: Sie haben als Redakteur kritische Fragen gestellt. Jetzt geht es darum, kluge Antworten zu geben. Schwierig?

Happel-Emrich: Es ist natürlich eine Umstellung, das muss ich ganz klar sagen. Die Aufgabe eines Pressesprechers ist eine völlig andere als die eines Journalisten. Wobei das ja nicht heißt, dass ich mir als Pressesprecher keine kritischen Fragen mehr stellen oder mir darüber Gedanken machen muss. Ganz im Gegenteil. Ich muss sie mir selbst bzw. meinen Kollegen in der Verwaltung stellen, weil ich mich in das Denkschema der Journalisten hinein versetzen muss.

Jérôme: Spiegeln sich Ihrer Ansicht nach die Aktivitäten der Stadt Kassel ausreichend und umfassend in den Medien wider?

Happel-Emrich: Ich bin erst seit wenigen Wochen Pressesprecher – es ist vielleicht noch ein bisschen früh, um das abschließend beurteilen zu können. Mein erster Eindruck ist jedoch, dass Kassel in den Medien schon gut präsent ist. In den lokalen Medien ohnehin, aber auch gerade in den vergangenen Wochen in den überregionalen Medien zum Beispiel bei Welt online, in der WAZ-Mediengruppe und in südhessischen Zeitungen. Das hat natürlich auch mit den Themen momentan zu tun, die über Kassel hinaus auf Interesse stoßen: Stadtjubiläum, Hessentag und 200 Jahre Grimms Hausmärchen.

Jérôme: Was sollte sich verbessern?

Happel-Emrich: Kassel selbst hat sich ja in den vergangenen 20 Jahren stark gewandelt. Die Stadt galt lange als Zonenrandstadt, oben in Nordhessen, wo der Hund verfroren und nichts los ist. Hohe Arbeitslosigkeit, hessisch Sibirien – all diese negativen Schlagworte. Da hat sich aber viel geändert. Nicht umsonst ist Kassel zwei Jahre in Folge als eine der dynamischsten Großstädte Deutschlands ausgezeichnet worden. Diese positive Entwicklung auch in die mediale Öffentlichkeit und zu den Menschen zu tragen, ist eine Aufgabe, die schon wahrgenommen wurde und die es natürlich gilt, weiter fortzusetzen.

Jérôme: Welche Ziele haben Sie?

Happel-Emrich: Nicht nur die Stadt ist sehr dynamisch, auch die Stadtverwaltung ist es. Hier arbeiten etwa 2.400 Menschen, engagiert und mit vielen guten Ideen. Leider wird das nicht immer so wahrgenommen. Das würde ich gerne ändern. Eine weitere Herausforderung ist das veränderte Mediennutzungsverhalten. Immer mehr Menschen nutzen Soziale Medien wie Facebook und Twitter. Darauf müssen wir als städtische Pressestelle reagieren.

Jérôme: In 2013 jagt ein Großereignis das nächste: Hessentag, Stadtjubiläum, Weltkulturerbe, Flughafen Kassel-Calden, Brüder-Grimm-Jahr. Ist da nicht eine Sättigung – gerade der überregionalen Medien – hinsichtlich Kassel-Themen zu befürchten?

Happel-Emrich: Für das Stadtjubiläum war jetzt der Auftakt und Ende September folgt dann die Festwoche. Die Eröffnung des Flughafens ist im April. Dann haben wir wieder zwei Monate Puffer bis zur Weltkulturerbe-Entscheidung und zum Hessentag im Juni. Das streckt sich schon übers Jahr, so dass meiner Ansicht nach keine große Konkurrenz entsteht.

Jérôme: Sie sind als Pressesprecher für das Image der Stadt mitverantwortlich. Welche Eigenschaften sollten Bürger und Besucher bestenfalls mit Kassel verbinden?

Happel-Emrich: Lebenswert, dynamisch und kulturell attraktiv. Kassel ist einfach eine Stadt, in der es sich gut leben lässt. Was ich sympathisch finde, ist, dass Kassel sehr grün ist und man von fast überall einen Blick aus der Stadt heraus hat, also auf den Habichtswald, in die Söhre oder auf die Aue. Man hat nie das Gefühl, in Beton und Straßen gefangen zu sein. Kassel ist groß genug, um viel zu bieten, aber überschaubar genug, um alles gut erreichen zu können – auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Ingo Happel-Emrich
wurde in Kassel geboren und wuchs in Melsungen auf. Der 42-Jährige ist Diplompolitologe, studierte zunächst Ingenieurswissenschaft, wechselte dann zu Politikwissenschaft mit den Nebenfächern Jura und Medienwissenschaften. Nach dem Vordiplom in Marburg setzte er sein Hauptstudium in Berlin fort. Es folgte eine Ausbildung zum Redakteur bei der HNA mit anschließenden Tätigkeiten in Rotenburg und Korbach, wo er die vergangenen neun Jahre als Ressortleiter für die Berichterstattung im Landkreis Waldeck-Frankenberg verantwortlich war. Ingo Happel-Emrich ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist jetzt im Stadtteil Fasanenhof zu Hause.

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