Herausforderungen und Strategien: Demografischer Wandel im Landkreis Kassel

Demografischer Wandel bedeutet, wir werden älter und weniger. Dabei geht man für den Landkreis Kassel von einem Bevölkerungsrückgang zwischen zehn und 20 Prozent bis zum Jahr 2050 aus. Aktuell hat der Landkreis Kassel rund 237.000 Einwohner.

Demografischer Wandel: Die Altersstruktur unserer Gesellschaft wird sich in den nächsten Jahren deutlich zu Gusten der Älteren verändern. Foto: istockphoto.com

Demografischer Wandel: Die Altersstruktur unserer Gesellschaft wird sich in den nächsten Jahren deutlich zu Gusten der Älteren verändern. Foto: istockphoto.com

Diese Entwicklung wird natürlich Auswirkungen auf viele Lebensbereiche haben, besonders aber die entlegenen Dörfer treffen.

Im Landkreis Kassel gibt es einen Arbeitskreis Demografie, der sich aus allen relevanten Gesellschaftsgruppen zusammensetzt und regelmäßig tagt. Behandelt werden viele Themenbereiche wie beispielsweise der öffentliche Personennahverkehr, die Schulentwicklung oder die Grundversorgung in den Orten im Kreis. Da der Landkreis Kassel sehr ländlich geprägt ist, hat man sich mehr und mehr auf den Erhalt der Dörfer und Altstadtkerne konzentriert. Denn hier liegt das eigentliche Problem: Der Landkreis Kassel hat 126 Orte, die in aller Regel einen denkmalgeschützten historischen Ortskern haben. Diese Ortskerne leiden besonders unter den Folgen des demografischen Wandels. Die Folge ist eine zunehmende „Entleerung der ländlichen Regionen“, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt.

Der Arbeitskreis Demografie entwickelt Handlungsansätze, um den Wandel in den Gemeinden und den Orten zu gestalten. Im Fokus der Überlegungen steht der Erhalt der Dörfer an sich. Wie kann es gelingen diese Orte lebenswert zu halten? Auf diese Frage zielen die Handlungsansätze ab, die den Gemeinden gebündelt als Instrument an die Hand gegeben werden.

Zukunftskataster
Einer dieser Handlungsansätze ist ein „Zukunftskataster“. Mit Hilfe eines Gebäude- und Grundversorgungsinformationssystems soll die demografische Entwicklung in den Dörfern dargestellt werden. Um das Ganze in den jeweiligen Orten nachvollziehbar zu gestalten, soll die Datenbank mit einem Kartenwerk verknüpft werden. Die Karten werden um Hausgebäudekoordinaten ergänzt – pro Gebäude wird ein Punkt gesetzt. Durch unterschiedliche Farben und Gestaltungen werden so unterschiedliche Aussagen deutlich, zum Beispiel ein roter Kreis für Gebäudeleerstand oder ein blaues Dreieck für einen Lebensmittelladen. Zurzeit wird die Umsetzung des Gesamtprojektes durchgeführt.

Kommunales Flächenmanagement
Zentrale Aufgabe von Politik, Planern und Dorfbevölkerungen muss es sein, sich auf die Innenentwicklung anstatt auf die Ausweisung neuer Baugebiete zu konzentrieren.

Dabei hilft ein kommunales Flächenmanagement, das durch verschiedene Förderprogramme unterstützt werden kann. Im Endeffekt heißt das, dass der Erhalt des Ortskernes auch durch Umnutzung und Ersatzbebauung erreicht wird.

Ein gelungenes Beispiel ist die „Neue Mitte“ in Nieste. Die Dorfmitte wurde belebt und historische Bausubstanz erhalten und neuen Nutzungen zugeführt.

DorfhausMarkt
Die Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal betreibt seit einiger Zeit die Internetplattform „DorfhausMarkt“ zur Vermarktung historischer Gebäude im ländlichen Raum. Diese Fachwerkimmobilienbörse wurde auf den ganzen Landkreis Kassel ausgedehnt. Hauseigentümer aus allen Ortsteilen des Landkreises Kassel können ihre Gebäude kostenlos im DorfhausMarkt einstellen und potenziellen Käufern anbieten und Interessierte können sich über das aktuelle Angebot informieren und Kontakt aufnehmen. Das langfristige Ziel ist die Verknüpfung mit dem Zukunftskataster.

Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
•     Einwohnerzahl wird sinken
•     Menschen werden älter
•     Junge Leute wandern ab
•     Betriebe und Geschäfte schließen
•     Arbeitsplätze und Grundversorgung gehen verloren
•     Schulen, Kindergärten und Bürgerhäuser werden nicht mehr so genutzt, wie wirtschaftlich notwendig
•     Es kommt zu Leerstand, Gebäudeverfall und zur Ausdünnung historischer Ortskerne

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