Herr Huang sucht das Glück

Chinesischer Multimilliardär und Extremtourist in Kassel

981 Denkmäler in 160 Ländern umfasst sie bislang, die Liste des Unesco-Weltkulturerbes – Tendenz steigend. Der chinesische Unternehmer, Extremsportler, Dichter und Multimilliardär Huang Nubo (59) will im Laufe von zehn Jahren jedes einzelne davon bereist haben. Laut Forbes Magazine belegt Huang, der sein Vermögen im Bereich Ferienimmobilien machte, Platz 129 der 400 reichsten Chinesen. Sein Unternehmen währenddessen „an der langen Leine“ leitend – zwanzig Tage auf Achse, zehn Tage arbeitend –, hat er seine Marathonreise Ende August 2013 begonnen. Deren erstes Ziel, durchaus überraschend: Deutschland. Unter den von ihm dabei besuchten Städten befindet sich, neben 37 weiteren, selbstverständlich auch Kassel, dessen Bergpark Wilhelmshöhe seit dem 23. Juni 2013 ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt. Hier am 6. September 2013 eingetroffen, notiert Huang Nubo in seinem Buch „Herr Huang in Deutschland – Ein Chinese auf Weltreise zum Kulturerbe“ (Georg Olms Verlag 2015, 690 Seiten, 19,80 €): »Ich möchte mir vor allem zwei Dinge anschauen: das Schloss Wilhelmshöhe und die Herkulesstatue.« Was ihn schließlich besonders beeindruckt: »Für mich ist das die Schönheit des Lebens, dass in einem hunderte Jahre alten Schloss wie diesem Weltkulturerbe hier eine Braut ihre Hochzeitsfeier veranstalten kann. Wie herrlich!«

Schloss Wilhelmshöhe zählte zu den ersten Stationen Huang Nubos während seiner auf zehn Jahre angelegten Reise zu allen Weltkulturerbestätten. Foto: nh

Schloss Wilhelmshöhe zählte zu den ersten Stationen Huang Nubos während seiner auf zehn Jahre angelegten Reise zu allen Weltkulturerbestätten. Foto: nh

Bestohlen, betrogen und persönlich beleidigt
Der nächste Tag verändert alles: »Heute Morgen wurde es richtig abenteuerlich. Für das Frühstück wurde man hinausgeschickt, mitten über den Marktplatz, in ein Restaurant außerhalb des Hotels. Das schwere Gepäck musste ich rüberschleppen, mich dann mit meiner Hotelzimmernummer registrieren und unterschreiben (…) – ich finde, das ist für ein Hotel schlichtweg absurd. So etwas ist mir bisher noch nie passiert.« Statt Wasserspielen oder Weltkulturerbe widmet Huang Nubo daher anschließend mehr als zwei Buchseiten einer aus seiner Sicht arglistigen Täuschung über den Preis des vom Hotel in Rechnung gestellten Frühstücks sowie dem daraufhin folgenden Streitgespräch – »in Amerika zum Beispiel wäre das ganz anders abgelaufen« –, gipfelnd in der Feststellung: »Ich hatte das Gefühl, dass ich es hier nicht mehr mit mangelndem Respekt vor Gästen zu tun hatte, sondern mit Rassismus gegenüber Asiaten beziehungsweise Chinesen.« Bevor er am 7. September 2013 weiterfährt nach Goslar, zieht Huang Nubo ein ernüchterndes Kassel-Resümee, endend mit der Feststellung: »Natürlich gebe ich zu, dass diese sehr emotionsgeladenen Worte von meiner sehr unglücklichen Erfahrung mit diesem Hotel herrühren, durch das ich mich bestohlen, betrogen und persönlich beleidigt fühle. Mich hat die ganze Sache wirklich traurig gemacht.« Bleibt zu hoffen, dass sein nächster Kassel-Besuch unter einem glücklicheren Stern steht, aber, wie schon Konfuzius sagt: »Das Entscheidende am Wissen ist, dass man es auch anwendet.«

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