Hui Spinne! Faszinierende Achtbeiner im Naturkundemuseum

Frittierte Vogelspinnen sind sicher nicht jedermanns Sache, zumindest in Kambodscha gelten sie indes als Delikatesse. Doch ob genießbar oder nicht: Auch in weiteren großen Teilen der Welt wird Spinnen eine uns unbekannte Wertschätzung entgegengebracht, haben sie dort ihren festen Platz in Literatur, Kunst und Religion. So gilt etwa die Spinnenfrau bei den Indianerstämmen Nordamerikas als Urmutter und gottnahes Wesen, in China und Mexiko symbolisieren Spinnen Glück und Geld. Nur der christlich-westliche Kulturkreis steht ihnen eher ablehnend gegenüber. Dieser zumeist unbegründeten »Arachnophobie« konstruktive Aufklärungsarbeit entgegenzusetzen, hat sich die Sonderausstellung »Faszination Spinnen« auf die Fahnen geschrieben, die noch bis zum 15. März 2014 im Kasseler Naturkundemuseum zu sehen ist.

Statt Schweinchen oder Klee: In China und Mexiko stehen Spinnen für Glück und Geld. Foto: Mario Zgoll

Unter Einbindung lebender Tiere, die sich in über 40 Terrarien beobachten lassen, setzt sich die Schau insbesondere mit den erstaunlichen Fähigkeiten der Achtbeiner auseinander, deren früheste Vorfahren vor etwa 380 Millionen Jahren lebten, wie auch mit ihrer wichtigen Rolle im ökologischen Gefüge der Natur.

Wundermaterial Spinnenseide: Zehnmal dünner als Menschenhaar, aber fester als Stahl. Foto: Mario Zgoll

Aktive Jäger und Lauerjäger
Aus dem Gefüge des eigenen Heimes sind uns von den weltweit bislang 44.000 nachgewiesenen Webspinnen vornehmlich die Zitter- und die Hauswinkelspinne bekannt, gelegentlich auch die Spaltenkreuzspinne und die Zebraspringspinne; im Grünen finden sich Lauerjäger wie Wespen-, Krabben- und Gartenkreuzspinne oder aktive Jäger wie List-, Wolf- und Springspinne. Allesamt sind sie gänzlich unscheinbare Vertreter, gegenübergestellt der riesigen, in tropischen und subtropischen Lebensräumen ansässigen Vogelspinne, von der es rund 900 Arten mit über 100 Gattungen gibt, deren Biss jedoch entgegen allem Anschein für Menschen nicht giftiger ist als ein Wespenstich.

Wesentlich bemerkenswerter ist da schon der Umstand, dass Spinnenseide als tatsächliches Wundermaterial gelten darf: Zehnmal dünner als das menschliche Haar ist sie fester als Stahl und extrem belastbar, was sie schon im Mittelalter zur Stoffproduktion prädestinierte und heute zum Ziel für die Biotechnologie macht, die an ihrer erfolgreichen Nachahmung arbeitet.

Auch der größte Skorpion der Welt, der Kaiserskorpion, gehört zu den Spinnentieren. Foto: Mario Zgoll

Unter Aufsicht handzahm
Was es darüber hinaus noch an Bemerkenswertem aus der Wunderwelt der Spinnen gibt, wird in der Ausstellung durch ein großes Angebot an Führungen, Workshops, Exkursionen und Vorträgen ergänzend vermittelt, begleitet von Spinnen-Erlebnistag, Spinnenfütterungen und der Chance, zu täglich festen Zeiten und unter fachkundiger Aufsicht sogar eine Vogelspinne in die Hand nehmen zu dürfen.

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