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Allerorts „Karriereverweigerer“ – was ist los?

Ilka Jatrzembowski, Geschäftsführerin von Müller+Partner. Foto: Archiv/nh

Ilka Jatrzembowski, Geschäftsführerin von Müller+Partner. Foto: Archiv/nh

Immer öfter begegnen uns in den Beratungen Führungskräfte, die keine mehr sein wollen, und solche, die es werden könnten, jedoch dankend ablehnen. Ein neuer Trend? Ist Ihr Unternehmen auf die Aufstiegsaussteiger und Aufstiegsablehner vorbereitet? Gibt es Alternativen zur klassischen Schornsteinkarriere?

Über das „Peter-Prinzip“ wurde lange geschmunzelt als eine offenbar weltweit zu beobachtende Lebenserfahrung, die angeblich unweigerlich in die Unfähigkeit der Wirtschaft münden sollte. Erst jetzt, mehr als 40 Jahre nach dem Erscheinen des gleichnamigen Buches, kommt Bewegung in diese Entwicklung.

Führten die Autoren Ende der 60er Jahre die all-enthalb beklagte Unfähigkeit auf die Tatsache zurück, dass jeder solange befördert wird, bis er nichts mehr von dem versteht, wofür er verantwortlich ist, so ertönen in den heutigen Führungsetagen ganz andere Signale.

Wer will noch Chef werden? – Aufstiegsaussteiger und Aufstiegsablehner
Das Karriereziel 2012 hat offenbar nicht mehr nur mit dem „klassischen“ hierarchischen Aufstieg zu tun. Die Mehrzahl der Führungskräfte gibt immer mehr der Fachkarriere den Vorzug – und dies nicht nur in der gegenwärtig aktiven Manager-Generation 50plus. Auch die sogenannte Generation Y, also die Jahrgänge ab 1980, sind nach diversen Studien nicht mehr bereit, den „erhöhten zeitlichen Aufwand“ als Preis für den hierarchischen Aufstieg zu zahlen. Eine Umfrage des Führungskräfte-Instituts zeigt, dass ein Viertel der Befragten angebotene Führungspositionen abgelehnt hat. 26 Prozent sehen den Chefsessel als Karriereziel und umgekehrt konzentrieren sich 80 Prozent der Befragten auf eine Fachkarriere ohne Führungsverantwortung.

Experte, aber Führung, nein danke!
Sind sich Unternehmen und ihre Entscheider dieser Entwicklung bewusst? Wir stellen in der Beratungspraxis häufig fest, dass dieses Phänomen auf Unverständnis stößt. Führungskräfte haben demnach wenig Verständnis dafür, dass Führungsverantwortung nicht jeden motiviert. So werden dann junge Leute verheizt, so dass sie die Lust auf Führung gänzlich verlieren. Führungsentwicklung ist vielfach immer noch „learning by doing“ und letztlich wird hervorragende fachliche Leistung all zu einseitig mit Beförderung in Führungsverantwortung „belohnt“.

Der heutige Karrierebegriff hat jedoch viele Facetten und kommt gerade den Unternehmen mit flachen Hierarchien zugute. Diese mussten schon immer genau hinschauen, wo Stärken und Talente der Handelnden lagen, und für diese richtige Einsatzmöglichkeiten finden. Und das ist weit mehr als die Beförderung nach oben!

Ihre Ilka Jastrzembowski

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