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Jerome Nr. 28

JÉRÔME FEUILLETON Die Vorbereitungszeit war intensiv. Dr. atelier auf Schloß Wilhelmshöhe Rönt- Foto: Mario Zgoll Justus Lange und Anne Harmssen be- gutachten im Gemälderestaurierungs- genaufnahmen der Jordaens-Gemälde. Im Hintergrund sind auf den Staffeleien Werke von Jacob Jordaens und seiner Werkstatt zu sehen: „Die heilige Fami- lie“ (links), „Satyr beim Bauern“ (Mitte) und „Die Erziehung des Jupiter“ (rechts). Für diese große Ausstellung wurden Kunstwerke re gedauert. Jordaens Werke wurden mit Lupen, aus vielen bekannten Museen, beispielsweise dem Mikroskopen, UV-, Röntgen- und Infrarot-Strah- Prado in Madrid oder dem Statens Museum for len untersucht. Mit Spezialwerkzeugen wurden Ris- Kunst in Kopenhagen, und weniger bekannten Pri- se geschlossen, Kittungen vorgenommen, Retu- vatsammlungen aus ganz Europa zusammengetra- schen entfernt, Malschichten gefestigt, neue Firnis- gen. Viele haben eine aufwändige Reise zurück- se aufgetragen oder Leinwände fixiert. „Die Arbeit gelegt. Sie mussten an ihrem Ursprungsdomizil ab- am ,Triumphzug des Bacchus’ war beispielsweise gehängt, bewegt, verpackt und mit speziellen Lkws sehr aufwändig. Sie hat ein Jahr gedauert“, berichtet Jacob Jordaens sicher zum Ziel transportiert werden. „Jahrhun- Harmssen. dertealte Kunstwerke sind empfindlich und dürfen Jacob Jordaens, ältester Sohn eines Tuchhänd- keinen Schaden nehmen. Sie benötigen klimatisier- Entdeckungen unter dem Farbauftrag lers, ging ab 1607 bei Adam van Noort in die te, bestens ausgepolsterte Verpackungen“, erklärt Interessant sind Entdeckungen, die die Restaurato- Lehre. Schon 1615, als er seine Ausbildung be- Anne Harmssen, Leiterin des Arbeitsbereichs Res- ren unter dem sichtbaren Farbauftrag gemacht ha- endet hatte, wurde er Mitglied der Antwerpe- taurierung der MHK. ben: Mittels Infrarot- und Röntgenuntersuchungen ner Malergilde St. Lukas, 1621 deren Dekan. traten nicht nur Schäden, sondern auch Unterzei- Um 1659 wurde er zu den 400 reichsten Bür- Größte Sammlung außerhalb Belgiens chungen und Veränderungen an Gemälden zutage gern Antwerpens gezählt, unterhielt eine Auch aus Kassel gingen Leihgaben auf Reisen. 13 – zum Beispiel mehrfach veränderte Kopfhaltun- Werkstatt und arbeitete für Adel, Bankiers und Werke nennt die MHK ihr Eigen, fünf von ihnen gen; Figuren, die in früheren Versionen eines Bildes Kirche. Nach dem Tod von Rubens und van waren in Brüssel zu sehen. „Es ist die größte Samm- angelegt und später wieder übermalt wurden; be- Dyck erhielt Jordaens alle bedeutenden Aufträ- lung außerhalb Belgiens“, sagt Harmssen. Trotz schnittene Leinwände, um sie möglicherweise in ei- ge. Zentrale Themen seines Schaffens sind eher zweitklassiger Reputation bei Kritikern war nen anderen Rahmen einzupassen oder wieder zu Darstellungen der Fruchtbarkeit sowie von Jordaens bei adeligen Sammlern beliebt. Auch bei verwenden. „Man sieht, dass die Gemälde leben, Bacchus und seinem Gefolge – Themen, die Landgraf Wilhelm VIII von Hessen-Kassel: Er er- dass Jordaens Schaffen ein Prozess war“, sagt barocke Lebensfreude symbolisieren und seine warb zehn Werke, fünf von ihnen sind antike Sze- Harmssen. Ein Schaffen, das nun einen späten Vorliebe für lebensnahe Figuren zeigen. nen. Die Vorbereitung der Ausstellung hat drei Jah- Ruhm erfährt. www.jerome-kassel.de 33


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