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Jerome Nr. 28

JÉRÔME FEUILLETON wird. Denn mit Dorothee Gerkens betritt eine Ka- zuzeigen, aber dafür eine umso pazität die Leitungsebene der Kasseler Kunst- schlagkräftigere – in Gestalt museen, der es nicht zuletzt vorbehalten war, der ,eingebauten Hintertür‘, selbst das Flaggschiff des deutschen Feuilletons – die den Betrachter noch mehr jenes der F.A.Z. – mit ihrer 2009 im Reimer Verlag emotionalisiert.“ Daher zählt veröffentlichten Promotionsarbeit „Elfenbilder – auch die derzeit – und noch bis Traum, Rausch und das Unbewusste: Die Erkun- zum Herbst – in der Neuen Ga- dung des menschlichen Geistes in der Malerei des lerie im Rahmen einer Präsenta- 18. und 19. Jahrhunderts“ (gebunden, 49 Euro) zu tion von documenta-Ankäufen wahren Begeisterungsstürmen hinzureißen. ausgestellte Documenta 13-Arbeit „Scratching on Things I Could Dis- Offen und zugleich reflektiert avow“ des libanesischen Künstlers Wa- „Jede Generation von Kunsthistorikern muss sich lid Raad zu ihren Favoriten. Wie dieser die Frage stellen, ob sie weiterschreiben will, was tradierte Sehgewohnheiten zu überwinden, bereits vor ihr formuliert wurde, oder ob sie einen neue Verbindungslinien aufzuzeigen, unver- neuen Blick auf die Vergangenheit wirft, andere hoffte Dialoge und Querbezüge zu ermögli- Umbrüche, Epochen oder Höhepunkte sieht“, be- chen, letztlich: erhellende Momente zu schaf- ginnt die euphorische Rezension. Abseits der fen, das steht auch ganz oben auf ihrer Agen- kunstgeschichtlichen Trampelpfade eigene Wege, da: „Denn unser Haus soll leben, in Bewe- alternative Betrachtungsweisen auszuloten, sei gung bleiben. Wir werden daher immer überaus schwierig. „Nicht übersehen hat diese je- wieder neue Werke zeigen, neue Sichtwei- doch zum Glück die Kunsthistorikerin Dorothee sen ermöglichen.“ Gerkens“, so F.A.Z.-Kunstressort-Leiterin Julia Voss in ihrer opulenten Würdigung des Werkes. Mehr zur Neuen Galerie unter „Mein Professor nannte das einen ,Ritterschlag‘“, http://schoene-aussichten.poste- erinnert sich die Neue Galerie-Leiterin lächelnd. rous.com Den eigenen Blick zu bewahren, an neue Themen stets offen und zugleich reflektiert heranzugehen, bezeichnet Gerkens als ihre Maxime, deren Fein- schliff sicherlich während ihres Studiums der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Philosophie in Marburg, Wien und Berlin erfolgte, währenddessen sie auch Erfahrungen in Galerien und im Kunsthandel sammelte, etwa in den Sothe- by-Dependancen in Wien, Berlin und London. Dort schrieb sie im Anschluss daran ebenfalls ihre Doktorarbeit, unterstützt durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Durch die Hintertür ins Herz Anhand ihrer weiteren bisherigen Veröffent- am Kunstmuseum Basel wirkte, gehen mit Jérôme-Redakteur Jan Hendrik ispchräGemns „welen“:ühSti-ei WAike01er.0 G 1eeonth veirozwDof.DrAueineritbearit Mheictlafchnsseis wls aen lässt sich erahnen, wohin digchaueichun l Reise mit der neuen Neue Galerie-Leiterin, di könnte: So war sie unter anderem beteiligt an Neumann den Katalogen „Edgar Degas. Intimität und Pose“ und „Felix Valloton. Idylle am Ab- grund“ der Hamburger Kunsthalle – mit he- rausgegeben von Hubertus Gassner, von 1981 bis 1991 Professor für Kunstgeschichte an der Kasseler Kunsthochschule und von 1989 bis 1992 Leiter des Kasseler documenta Archivs – sowie an „Arena des Spotts: Englische Karikatu- ren 1780–1830“. Die Überzeichnung, als aufklä- rerische Technik, liegt Dr. Dorothee Gerkens da- bei besonders am Herzen: „Mit ironischen Mit- teln zu arbeiten ist sicher eine eher subtilere Form der Kommunikation, um bestimmte Dinge auf- www.jerome-kassel.de 37


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