JÉRÔME FEUILLETON Anspruch, Unterhaltung, Neues Die Bad Hersfelder Festspiele zeigen Stücke von Lessing bis zum Familienmusical Von Georg Pepl Kein Mensch muss müssen“ heißt es in Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“. Das dramatische Gedicht aus dem Jahr 1779 führt nach Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge, es ist das wohl eindringlichste Plädoyer für Toleranz, das je für die Bühne geschaffen wurde. Die Tragödien der Weltpolitik – Nahostkonflikt, Fundamentalismus, Clash of Civilizations – bestätigen Tag für Tag Lessings Aktualität. „Themen ohne metaphysische Dimension haben hier keine Chance“, sagt Intendant Holk Freytag mit Blick auf die imposante Stiftsruine, die allzu leichtgewichtige Themen ausschließe. Das Ideendrama des Aufklärers Lessing ist eine hervorragende Wahl für die Bad Hersfelder Festspiele. Ab dem 15. Juni wird es dort in der Inszenierung von Intendant Freytag gezeigt. Die Titelpartie des weisen Juden Nathan verkörpert der Hamburger Schauspieler Stephan Schad. Show Boat erzählt von Liebe, Suff und Spielsucht Anspruch schwingt auch bei den „leichteren“ Stücken der Festspiele mit. Von Liebe, Diskriminierung, Suff, Spielsucht und der Scheinwelt des Showgeschäftes erzählt das Musical „Show Boat“. Mit an Bord: Michael Schanze, Jan Ammann, Milica Jovanovic, Sophie Berner. Freunde lehnen sich gegen Willkür auf – das ist das Thema des klassischen Mantel-und- Degen-Stoffs „Die drei Musketiere“. Am 27. Juni feiert das Schauspiel- Abenteuer Premiere in der Stiftsruine – inszeniert von Volker Lechtenbrink, der das Stück dort schon 1979 auf die Bühne gebracht hat. Man darf auf seine Neuinterpretation gespannt sein. Ein zauberhaftes Musical für die ganze Familie verspricht die Shakespeare Adaption „Der Sturm“ zu werden. Die Boulevard-Komödie „Mondlicht und Magnolien“ geht hingegen der komischen Wahrheit nach, wie das Drehbuch des Filmklassikers „Vom Winde verweht“ entstanden ist. „Mondlicht und Magnolien“ (Premiere: 11. Juli) wird wie die Wiederaufnahme des Vorjahrserfolgs „Ewig Jung“ (ab 5. August) im idyllischen Innenhof von Schloss Eichhof gezeigt, der zweiten Freilichtbühne der Festspiele. Angebot klingt nach Wundertüte In der Stiftsruine gibt es ab dem 19. Juli die Wiederaufnahme von „Der Name der Rose“, während als mobiles Stück an hessischen Schulen und im Hersfelder Buchcafé „Das Tagebuch der Anne Frank“ zu sehen ist. Bis zum 11. August dauern die Festspiele. Das Angebot klinge ein wenig nach „Wundertüte“, sagt Intendant Holk Freytag. „Aber bei uns weiß man, was drin ist: Anspruch, Unterhaltung und auch Neues.“ Ticketzentrale: (06621) 640200 www.bad-hersfelder-festspiele.de Stephan Schad während eines Besuches in der Stiftsruine in Bad Hersfeld, wo er Nathan in Nahtan der Weise in der Regie von Holk Freytag spielen wird Foto: Bad Hersfelder Festspiele 34 www.jerome-kassel.de
Jérôme Nr. 30
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