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Im Jahr 2032 … 16 www.jerome-kassel.de JÉRÔME REGION Lage war nicht gut. Trotzdem – die zentrale Lage ist einer der Erfolgsfaktoren für Nordhessen, deshalb ist die Doppelsinnigkeit nach wie vor Leitbild und Programm für die Zukunft. Allein bei dieser Veranstaltung wurden Themen und Kooperationen vereinbart, die bis heute wirken. Inzwischen ist auch die wirtschaftliche Lage gut, die Stimmung ist heute eine ganz andere als vor zwölf Jahren. Vor allem: Fast alle Ziele, die sich die Region gesetzt hat, bis hin zur Halbierung der Arbeitslosigkeit, sind erreicht. Jérôme: Welcher Cluster ist aus Ihrer Sicht der Wichtigste für die nächsten Jahre? Schach: Eigentlich alle, weil sie sich ergänzen und verstärken. Der Tourismus spielt dabei eine etwas andere Rolle. Er ist auch wirtschaftlich stark, steht aber vor allem für Lebensqualität und die weichen Standortfaktoren. Denn die vielfältigen touristischen Attraktionen der Welterberegion Nordhessen umrahmen unsere Leuchttürme aus Wirtschaft, Forschung und Innovation. Das ist für Image und Standortmarketing der Region wichtig. Insbesondere die beiden Cluster Mobilität und Erneuerbare Energien verfügen über enormes Wachstumspotenzial und befruchten sich gegenseitig. Schnittstelle ist das Thema Elektromobilität als Zukunftstechnologie. Da werden Sie derzeit noch viele skeptische Stimmen hören, und das zu Recht. Den Bedarf gibt es noch nicht, und die Industrie möchte noch möglichst lange ihre konventionellen Fahrzeuge verkaufen. Nordhessen hat aber die entscheidenden Kompetenzen in der Antriebstechnologie und der Energiesystemtechnik – beides Voraussetzungen dafür, dass die Region dann, wenn Elekromobilität funktioniert und gebraucht wird, davon profitiert. Auch wenn es noch lange dauern sollte. Jérôme: Die Region hat also ein außerordentliches Potenzial. Wie sieht es mit dem Fachkräftebedarf aus? Qualifizierten Nachwuchs zu finden und zu begeistern sehen viele als die große Aufgabe der Zukunft. Schach: Das ist sicher eine große Herausforderung. Zurzeit haben die großen Städte eine immense Sogwirkung. Frankfurt erfährt das gerade, Köln auch, München kennt das schon lange. So kann und wird es aber nicht weitergehen. Die Mieten steigen, auch die Preise für Gewerbeimmobilien und -grundstücke. Unternehmen werden sich zwangsläufig anders orientieren müssen, und Nordhessen ist als Standortalternative in der Mitte Deutschlands prädestiniert. Teil meiner Vision für 2032 ist deshalb, dass Nordhessen eine der wenigen Regionen sein wird, die zwar eher ländlich geprägt sind, aber durch zukunftsträchtige und hochinnovative Unternehmen Zuwanderung aus jenen Regionen generiert haben, die heute noch vermeintlich attraktiver sind – aus den Ballungsräumen. Jérôme: Was kann denn jeder Einzelne in Nordhessen dafür tun, dass es mit der Region positiv weitergeht? Mehr Taufen als Beerdigungen Zum Amt der christlichen Verkündigung gehört nach traditioneller Auffassung auch das prophetische Amt. Das sollte allerdings nicht, wie es gerne geschieht, als Vorhersage von Unvorhersehbarem missverstanden werden, sondern als Ansage von Zeitkritik und Handlungsfolgen. Insofern bin ich wenig autorisiert, etwas zu Nordhessen 2032 zu sagen. Die Entwicklungen sind sehr rasant und entziehen sich oft der Wahrnehmung durch unmittelbare Zeitgenossen. Ich gebe daher lieber meinen Hoffnungen Ausdruck: Der demografische Wandel wird durch kluge Ansiedlungspolitik gerade in den ländlichen Gebieten aufgefangen, dazu muss vor allem eine familienfreundliche Infrastruktur entwickelt werden. Die erneuerbaren Energien haben sich etabliert und auch durch Folgeindustrien neue Arbeitsplätze geschaffen. Kassel ist wegen seiner exzellenten Verkehrsanbindungen als zentraler Ort in Deutschland zu einer führenden Kongressstadt geworden. Und nicht nur die „Metropole“, sondern auch die ländlichen Regionen haben ein multikulturelles Profil, das neue Impulse für das Zusammenleben auf den Dörfern bringt. Die Umbauprozesse in den Kirchen sind abgeschlossen, die neuen Kirchengemeinden haben sich etabliert und sind stabile und verlässliche Partner für die Regionalentwicklung. Und die Zahl der Taufen übersteigt wieder deutlich die Zahl der Beerdigungen. Prof. Dr. Martin Hein Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist Nordhessen eine der führenden Touristik Regionen für Familienurlaube mit kleinen Kindern und für Menschen, die ohne größere Anreisen Kultur, Natur und Kulinarik verbinden möchten. Verschiedene Resorts mit Kinderbetreuung sind entstanden. Die Palette reicht vom Bio- Bauern oder Pferdehof bis zum 4*** Superior Hotel mit Spa und Kinderbetreuung im Wald, auf Burgen oder in Schlössern. In Beberbeck ist ein hochwertiger Märchen-Freizeitpark entstanden. An den Wochenenden von Mai bis September bietet der Kultursommer Nordhessen spannende Programme mit international renommierten Künstlern aus den Bereichen Klassik, Literatur und Jazz und nimmt besonders Themen, die sich um die Brüder Grimm drehen in den Fokus. Kindertheater und -konzerte ziehen sich durch das ganze Jahr. Ausgehend von der Kunsthochschule Kassel sind die Ateliers in der Region noch vielfältiger geworden. Regelmäßig werden große Vernissagen veranstaltet und Nordhessen ist bekannt als Standort für innovative, bildende Kunst. Wer für den Ankauf eines Kunstwerks eine Alternative zu den großen Galerien in Berlin, Köln oder Hamburg sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Gleichzeitig hat sich eine große Szene mit Grafikern und Werbeagenturen entwickelt, die international positioniert sind. Hotels und Restaurants sind regelmäßig in den oberen Rankings der Bewertungen zu finden und punkten durch die Kombination von Qualität, Ruhe und außergewöhnlich freundlichen Service. Wir leben und arbeiten dort, wo andere märchenhaft Urlaub machen. Maren Matthes Intendantin Kultursommer Nordhessen


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