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Angesagte Musiker kommen vom 11. Juli 32 www.jerome-kassel.de JÉRÔME FEUILLETON Vom Schmerzens Wer ist der schönste Schmerzensmann der Saison? Es ist der Amerikaner John Grant. Zumindest nannte ihn so die Frankfurter Rundschau, die das Berliner Konzert, bei dem er sein aktuelles Album vorstellte, euphorisch rezensierte und ihn bei dieser Gelegenheit auch mit einem weiteren Superlativ bedachte: „Kammersänger des Masochismus, wie man neben ihm derzeit keinen zweiten findet.“ Umso größer ist die Freude bei seinen Fans, denn in diesem Sommer kommt er ins Kulturzelt Kassel. „Unser besonderer Tipp“ heißt es im Programmheft über John Grant, seine Livekonzerte werden dort als raumgreifend und episch bezeichnet. Grant, dessen Karriere vor zwanzig Jahren mit der Folkrockgruppe The Czars begann, ist in der Tat ein faszinierender Künstler. Er spricht mehrere Sprachen, darunter Deutsch, Russisch und Isländisch. Vor allem aber erreicht seine Seelenentblößung eine ungeheure Intensität. Grant ist schwul, hatte aber lange Probleme damit, da er aus einer streng religiösen Familie stammt. Auf seinem 2010 erschienenen Solodebüt „Queen of Denmark“ verpackte er sein Coming Out in einen sarkastischen Song: „JC hates Faggots“ – „Jesus Christus hasst Schwuchteln“. Herzerweichende Balladen Drei Jahre später veröffentlichte Grant sein Album „Pale Green Ghosts“, das auf Island in Zusammenarbeit mit Biggi Veira von der Elektrogruppe Gus- Gus entstanden war – für den britischen Guardian eines der besten Alben des Jahres 2013. Starke Melodien, herzerweichende Balladen und eine beträchtliche Bandbreite von Elektropop bis Folk sind darauf zu hören, und wieder gibt es sarkastische Texte, etwa wenn er mit geschmeidig-sonorem Timbre in dem Song „GMF“ den Refrain anstimmt: „But I am the greatest motherfucker that you‘re Von Georg Pepl ever gonna meet“. Ob dies zutrifft, kann man bei John Grants Auftritt am 23. Juli nachprüfen. „documenta der Musikliebhaber“ Vom 11. Juli bis zum 24. August dauert diesmal die Saison des Kulturzelts, das längst in einer temporären Konzertmuschel mit ausgezeichneter Akustik beheimatet ist. „Dennoch“, so die Kulturzeltmacher Angelika Umbach und Lutz Engelhardt, „ist es sehr intim geblieben und dies hat dann doch etwas von einem beschützenden Zelt.“ Wieder haben Umbach und Engelhardt Stars quer durch die Genres Rock, Jazz, Pop, Weltmusik, Soul, Funk und Blues für das Sommerfestival gewonnen, das als „documenta der Musikliebhaber“ und „hessisches Montreux“ gilt. Start mit den Urban Mash Up All Stars Zum Start am 11. und 12. Juli geht das erfolgreiche Eröffnungskonzept in die dritte Runde, denn er- Ami Warning ... Foto: Konrad Fersterer ...Flo Mega ... Foto: Benya Weller


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