30 www.jerome-kassel.de JÉRÔME FEUILLETON Treffpunkt ist auf dem Königsplatz. Vor dem Eingang des City Points. Vier Angehörige des „Konsumkritischen Stadtrundgangs Kassel“ empfangen die rund zwanzig Teilnehmenden, deren Durchschnittsalter erstaunlich niedrig ist. Und erklären zuerst, was das alles soll: Der Konsumkritische Stadtrundgang ist angegliedert an den Dachverein Die Kopiloten, der sich mit diversen Projekten um politische Bildung im kommunalen Raum bemüht – eines davon eben der Stadtrundgang. Weltweiter Konsum Der beginnt nun auch. Mit einem Mitmachspiel. Zuerst geht es um unser eigenes Konsumverhalten. Es gilt sich zu vorgegebenen Fragen auf einem mit Kreide auf den Boden gemalten Balken zu positionieren – à la „trifft zu“, „trifft nicht zu“. Danach sollen wir Teilnehmenden je zwei mitgeführte Konsumgegenstände zur Verfügung stellen. Diese sollen von der Gruppe auf fünf Kreiderechtecke auf dem Boden verteilt werden, die anteilig das finanzielle Niveau der Weltbevölkerung symbolisieren. Das Fazit der Einführung lautet: 77 Prozent des weltweiten Konsums entfällt auf das reichste Fünftel der Weltbevölkerung. Ich bin eine Legehenne Weiter geht’s zum Friedrichsplatz. Es geht um Hühner und Eier. Und zwar nicht um die altgediente Frage, was zuerst da war, sondern vielmehr um die Lebensbedingungen der einen und die Verpackungen der anderen. Es bleibt interaktiv. Wir bekommen einige Eierkartons zur Ansicht und stellen fest, dass sich zwar die Werbestrategien unterschieden, aber auf keiner Packung ersichtlich wird, wo diese Eier herkommen. Nämlich aus Hühnern. Anschließend sollen wir uns mit Hühnern identifizieren und bekommen entsprechende ID-Karten ausgehändigt. Ich bin eine Legehenne. Ökologisch gehalten nach EU-Bio-Norm. Und teile mir einen Quadratmeter mit fünf meiner Kolleginnen. Virtuelles Wasser Die nächste Station ist das Rathaus, genauer gesagt der Aschrott-Brunnen, wo wir erfahren, dass der tägliche Wasserverbrauch in Deutschland pro Kopf ca. 120 Liter beträgt. Hinzu kommt noch das „virtuelle Wasser“, also jenes Wasser, das für den Endverbraucher nicht sichtbar ist, aber zur Herstellung, zum Transport und zum Verkauf von Produkten verwendet wird. Das schlägt umgerechnet pro Person noch einmal mit 5.000 Litern pro Tag zu buche. Ich staune. Das ist nun doch mehr, als ich erwartet hatte. Klüger geworden Am Ende des Rundgangs bin ich, die ich mich eigentlich auch schon vorher für recht konsumkritisch gehalten hatte, um einiges klüger. Und werde es wohl auch bleiben, denn die interaktiven Elemente des Rundgangs sowie die Reduktion der Themen – ein Rundgang besteht aus einer Einführungs- und einer Abschlussstation sowie zwei thematischen Stationen – tragen dazu bei, dass das gehörte im Gedächtnis bleibt. Gleichzeitig würde ich gerne auch die an diesem Tag nicht behandelten Stationen, darunter etwa solche zu den Themen Schokolade, Energie und Handy, mitmachen. Zur Not auch virtuell. Denn als Alternative zu den geführten Rundgängen gibt es auf konsumkritik-kassel.de auch spezielle Audioguides im mp3-Format. Informieren statt moralisieren: Der Konsumkritische Stadtrundgang Kassel Beim Konsumkritischen Stadtrundgang Von Saskia Wagner Foto: Die Kopiloten
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