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lebendigen Stadtteil im Süden Kassels www.jerome-kassel.de 43 JÉRÔME STADTTEIL Viele kleine Läden und das dez prägen den Eigentlich sind es nur knappe hundert Meter. Dann kann man erahnen, dass Niederzwehren einst ein kleines Bauerndörfchen war. Vor allem im Märchenviertel, im Dreieck zwischen der belebten Frankfurter Straße und der Korbacher Straße gelegen, finden sich viele, kleine Gassen, gewundene Sträßchen und der munter vor sich hin plätschernde Grunnelbach, der dem Viertel einen Teil seiner Prägung gibt. Hier ist es verhältnismäßig leise, von den beiden großen Straßen ist wenig zu hören, noch weniger zu sehen. Wer hier spazieren geht, der glaubt kaum, wie viel Trubel hier in Kassels Süden ist. Mit Tweron nahm es seinen Anfang ... Die erste Urkunde, auf der Niederzwehren erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1074. Damals gehörte Tweron, so die einstige Schreibweise, zum Kloster Hasungen. 130 Jahre später war aus Tweron schon das dem heutigen Namen ähnlicher klingende Tweren geworden. Zur besseren Unterscheidung wurden die beiden nebeneinander liegenden Dörfchen in Nieder- und Oberzwehren getauft. Viele kriegerische Auseinandersetzungen gingen über das Dorf, das immer wieder zerstört und aufgebaut wurde und so sein Gesicht stetig veränderte. In der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen, das bis 1813 von Napoleon Bonapartes Bruder Jérôme von Kassel aus regiert wurde, war Niederzwehren der Verwaltungssitz des Kantons Zwehren. Das Märchenviertel blieb übrig Niederzwehren erfuhr das Schicksal anderer Dörfer, die einst am Rand des stetig wachsenden Kassels unabhängig vor sich hin existierten: es wurde im Jahr 1936 eingemeindet. Das hatte Folgen. Aus dem Bauerndörfchen wurde sehr schnell ein Industriestandort. Über die Wege und Sträßchen Niederzwehrens, die 1913 bereits an das Kasseler Straßennetz angeschlossen worden waren, fuhren nun immer mehr Autos und Lastwagen, die unter anderem zur Waggonfabrik der Brüder Credé wollten. Deren Firmensitz befand sich dort, wo im Jahr 1968 jenes Einkaufszentrum gebaut wurde, das heute das dez beheimatet. In die späten 60er Jahre fielen auch jene Bauvorhaben, die unter dem offiziellen Namen Stadtteilsanierung dafür sorgten, dass der ursprüngliche Ortskern Niederzwehrens der verbreiterten Frankfurter Straße und der wachsenden Zahl von Fahrzeugen weichen musste. Nur das heutige Märchenviertel und einige wenige Häuser zeugen noch von der einst dörflichen Struktur. Neuer Center Manager an der Spitze des dez Einer der großen Anziehungspunkte Niederzwehrens ist das Einkaufszentrum, das dez. Und das hat seit Mitte November einen neuen Manager. Kai Ehlers heißt dieser, ist gebürtiger Hamburger und leitete bis vor Kurzem das Stern-Center in Lüdenscheid. Sein Vorgänger Alexandru Gavriliu wechselte nach Neu-Ulm. Seit 20 Jahren arbeitet der 49-jährige Kai Ehlers als Führungskraft im Einzelhandel, unter anderem bei REWE und Karstadt. Bei letzterem war er unter anderem sechs Jahre lang für alle Häuser im Bereich Sport zuständig. Für die Hamburger ECE Projektmanagement GmbH, zu der auch das dez gehört, war Kai Ehlers in Berlin und Leipzig tätig, bevor er nach Lüdenscheid ging. Jetzt also Kassel. Die Stadt und das dez kannte er vorher flüchtig von einem ersten Besuch her, alles andere kommt von selbst. „Mit diesem 46 Jahre alten Center, das am Markt gut funktioniert, will und kann ich das Rad nicht neu erfinden, aber es gibt sicherlich Möglichkeiten, etwas zu optimieren.“ Dazu aber, so der studierte Wirtschafts- und Organisationswissenschaftler, müsse er erst einmal eine Weile hier sein. Der Branchenmix im dez sei für den Standort gut. Aber: Eventuell müsste das Gastronomieangebot hier etwas verbreitert werden. Von Ralph-Michael Krum An dem Haus, in dem einst Dorothea Viehmann wohnte, erinnern eine Tafel und eine Büste an die Märchenlieferantin der Brüder Grimm Kai Ehlers freut sich auf die neue Aufgabe und die damit verbundenen Herausforderungen, für die er nun zum wiederholten Male seinen Wohnort wechseln musste. Stress bedeutet das nicht für ihn. „Dieser stetige Wandel ist mein Leben, das bin ich gewöhnt, Stress kenne ich nicht oder empfinde ihn zumindest nicht als negativ.“ In Sachen Ruhe und Verlässlichkeit, dessen sei er sich bewusst, passe er ganz sicher in das klassische Bild des Hamburger Kaufmannes. Eine Bäuerin, zwei Brüder und 36 Märchen Wieder zurück im Märchenviertel, kann man viele, kleine Tafeln an den Häusern entdecken, in denen heute einige bekannte Akteure des Kasseler Staatstheaters wohnen. Auf diesen Tafeln wird auf die Geschichte einiger Häuser hingewiesen, die einst Schmiede oder Gasthaus waren. Eine Tafel weist auf die Namenspatin des Viertels hin: Dorothea Viehmann. Geboren am 8. November 1755 als Katharina Dorothea Pierson in Rengershausen, zog die Gastwirtstochter hugenottischer Herkunft mit ihrem Mann, dem Schneider Nikolaus Viehmann, nach Niederzwehren. Ihr Haus, ein kleiner, bescheidener Fachwerkbau, wird heute von einer Erinnerungstafel und einer Viehmann-Büste geziert. Diese Dorothea Viehmann hatte in der Gaststube ihres Vaters in Baunatal viele Sagen und Geschichten gehört, die sich die durchreisenden Fuhrleute oder Handwerker erzählten. Dank ihres fabelhaften Gedächtnisses gab sie diese Geschichten ab 1813 an die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm weiter, welche die Erzählungen aufschrieben und die sich heute in der weltbekannten Märchensammlung der Brüder Grimm wiederfinden. Rund 40 Märchen und Märchenvariationen zu mindestens 36 der Märchen der Brüder Grimm wurden so für die Nachwelt erhalten. Der neue Manager im dez: Kai Ehlers


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