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www.jerome-kassel.de 39 Es gibt viel Neues. Das macht das Loslassen besonders schwer“, sagt Dr. Konrad Joecks (61). Am liebsten würde er alles noch fertigstellen und übergeben. Aber das geht natürlich nicht. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs sind es nur noch wenige Tage, bis er das Amt des Geschäftsführers der ZF Luftfahrttechnik GmbH niederlegt und sein Nachfolger Burkhard Siebert (55) übernimmt. Von Instandhaltung zur Herstellung Die Entwicklung der ZFL, wie sich die eigenständige Gesellschaft innerhalb des ZF Konzerns abgekürzt nennt, hat wohl keiner so geprägt wie es Dr. Joecks in den zurückliegenden 16 Jahren getan hat. Vom reinen Instandsetzungsbetrieb zum Entwickler und Hersteller. International gut aufgestellt und angesehen. Der erste Schritt dahin bleibt für ihn unvergessen: „Wir hatten bis dato in Kassel ausschließlich die Instandhaltung für die Bundeswehrhubschrauber. 2001/2002 haben wir den zivilen Bereich aus Friedrichshafen übernommen und sind gleichzeitig in Entwicklung und Serienfertigung eingestiegen.“ Auf mehreren Beinen stehen Der schnelle Gang mit einer traditionellen Instandsetzungsmannschaft zu Entwicklung und Herstellung, Investitionen in Millionenhöhe, die Anschaffung völlig neuer Maschinen, Menschen zu haben, die damit umgehen konnten, das sei eine spannende Zeit gewesen. Getriebe, Rotorsteuerungen und andere Bauteile für Hubschrauber-Hersteller rund um den Globus kommen seitdem aus Calden. Den Bereich der Instandhaltung entwickelte man weiter, genauso Produkte, Dienstleistungen, Kunden und Märkte. „Es ist gut, wenn man auf mehreren Beinen steht“, sagt Dr. Joecks. Abschied kommt zu früh Zu seinen 340 Mitarbeitern hat der 61-Jährige stets guten Kontakt gepflegt. Und sogar mit jedem Wachhund, der auf dem Gelände herumlief, hat Dr. Joecks sich anfreunden können. Sein Abschied kommt für ihn selbst zu früh, aus gesundheitlichen Gründen muss er kürzertreten. Mit Burkhard Siebert, den er schon lange kennt („zehn Jahre bestimmt“), ist er sicher, einen guten Nachfolger gefunden zu haben: „Den Kurs der deutlichen Internationalisierung und des stabilen Wachstums wird Herr Siebert mit seinen Erfahrungen sicher weiterführen.“ Pilotenschein statt Auto Der Diplom-Geograph Siebert kommt von Airbus, wo er als Chefingenieur für den NH 90 verantwortlich zeichnete und das Servicegeschäft für die A 400 M in Deutschland verantwortete. Auch das Cockpit des Tiger trägt zum Teil seine Handschrift. „Frühere Kollegen werden jetzt zu Kunden“, sagt er. Große Teile seiner Kindheit und Jugend verbrachte Siebert in Kassel. Hier erwachte auch seine Begeisterung für die Luftfahrt: „Als Kind habe ich vom Garten meiner Großeltern in Niedervellmar aus oft beobachtet, wie die Sikorsky H34, genannt Banane, am Werk Mittelfeld abhob, um Teile zu transportieren“, erzählt er. Als junger Mann habe er sein Geld dann nicht in ein Auto gesteckt, sondern in den Pilotenschein. Homöopathische Dosen Als Nachfolger von Dr. Konrad Joecks tritt er kein leichtes Erbe an. Nicht, weil es dem Unternehmen nicht gut ginge. Im Gegenteil: „Der Tausendfüßler ZFL steht stabil“, sagt Siebert. Aber die Reihe der Erfolge nicht abreißen zu lassen und das gesamte Unternehmen, die Kunden, die Produkte und Personal in gleicher Weise zu kennen, dürfte eine Weile dauern. „Wir haben eine Übergabephase von einem Monat“, erzählt Siebert, „aber schon vorher hat mir Dr. Joecks vieles in homöopathischen Dosen vermittelt.“ Dr. Konrad Joecks (links) mit seinem Nachfolger Burkhard Siebert Kurs beibehalten ZF Luftfahrttechnik: Burkhard Siebert folgt auf Dr. Konrad Joecks Von Björn Schönewald Foto: Andreas Weber


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