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www.jerome-kassel.de 11 JÉRÔME STADT Kolumne Foto: Mario Zgoll Taschen- Tiefseetauchen ... ... gehört zu meinem Leben dazu. Eine neue Sportart: In Taschen suchen, was Taschen eigentlich ordentlich und geordnet aufbewahren sollen. Ich muss dazu sagen: Ich liebe Taschen. In jeder Form und Farbe. Aber möglichst groß. Denn in meinen Taschen schleppe ich mein Büro und mein Privatleben herum. Wenn ich durch die Stadt gehe, fallen mir ganz viele neue Taschen auf. In den neuen Herbst- und Winterfarben. Mit ganz trickreichen Verschlüssen: Magnete, Reißverschlüsse, Knöpfe, Kordeln. Verkäuferinnen zeigen mir ganz tolle Systeme, die in meiner Tasche für Ordnung sorgen werden: Schlüsselösen, in die der Hausschlüssel passt. Handy- Innentaschen für das unvermeidliche Kommunikations-Gerät. Kleine herausnehmbare Schminktäschchen in der gleichen Farbe und Form wie die große Tasche. Ich finde es ganz wunderbar, was sich Taschen-Designer so alles einfallen lassen. Wenn ich morgens vor meiner Taschensammlung stehe, wird es allerdings meistens eine Art Einkaufstüten-Tasche. Mit ganz breitem Schultergurt und wenig Schnick-Schnack. Sie hat ein ordentliches Fassungsvermögen und schluckt klaglos Timer, Portemonnaie, Schlüssel, Telefon, Zeitschriften, Äpfel und belegte Brote. Natürlich geht das an meiner Schulter nicht spurlos vorüber. Eine leichte Schiefhaltung habe ich da selbst schon diagnostiziert. Schön ist diese Tasche nicht. Auch kein modisches Accessoire. Aber praktisch. Die schönen Taschen nehme ich eher selten. Denn viele Errungenschaften der Taschen- Industrie kosten mich Zeit. Bis ich das Handy in der Handy-Innentasche habe und den Schlüssel fest verlinkt, die Schminktasche gepackt und geordnet – bis dahin ist mein Zug weg. Also renne ich meistens mit meiner Riesentasche umher. Aber sie verleitet an Bahnhöfen und in der Innenstadt zum Einkaufen. Denn sie hat ein tolles Fassungsvermögen. Allerdings ist auch eine große Tasche manchmal voll und nicht mehr tragbar. Abends leiste ich Abbitte und räume sie aus. Soviel muss ich doch gar nicht mitnehmen! Da fliegt das Näh-Set weg, die Schmerztabletten sind zuviel, die Pflaster sowieso. Als ich mir am nächsten Tag den Nagel einreiße, Kopfschmerzen bekomme und auf meinen Rocksaum trete, weiß ich: Es war falsch. Also alles wieder rein in die Riesentasche. Am Abend und zu hohen Feiertagen nehme ich dann eine Tasche farblich passend zur Garderobe. Schön edel. Ich freue mich an der Tasche. Weniger schön ist es, dass mein Portemonnaie nicht reinpasst. Das ist irgendwie auch eine Tasche für sich. Mini-Büro eben. Abends vor der Haustür finde ich auch in der kleineren Tasche den Schlüssel nicht. Kurz bevor ich den Schlüsseldienst rufe, merke ich, dass er sich im Futter verkrochen hat. Das hat einen Riss, weil ich den Reißverschluss kürzlich mit Schwung aufgemacht habe. Nun ja. Trotzdem, etwas Neues kann nicht schaden. Taschen mit Fransen sind derzeit wieder im Kommen. Ich liebäugele sehr mit den Fransen. Taschen kann Frau nie genug haben. Übrigens wäre so ein richtig teures Designer-Täschchen nichts für mich: Nicht auszudenken, was passiert, wenn ich so ein teures Teil mit Butterbroten, verklebten Lakritz-Tüten und Wasserflaschen beladen würde. Auch lebensnotwendige Domino-Steine mit Marzipan machen sich in diesen Tagen (unzerquetscht!) gut in meinen Taschen Kommen Sie mit oder ohne Tasche gut und gesund ins Jahr 2016, Ihre Petra Nagel


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