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Herzlichen Glückwunsch, GRIMMWELT Kassel! Vor einem Jahr eröffnete die GRIMMWELT in der Weinbergstraße. Das Fazit kann sich sehen lassen: Mehrfach ausgezeichnete Architektur, ein innovatives Präsentations- und Vermittlungskonzept und eine Besucherzahl, die weit über den Erwartungen liegt. Lag die Zielgröße fürs erste Jahr bei 80.000 Besuchern, kamen in den ersten zehn Monaten bereits 135.000 Gäste in die GRIMMWELT Kassel. Die 40 ausgebildeten Vermittler haben bei über 1.000 geführten Rundgängen neue Einblicke in das Grimmsche Lebenswerk gegeben. Wir sprechen mit Susanne Völker, Geschäftsführerin und Programmleiterin der GRIMMWELT Kassel, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der GRIMMWELT und die Persönlichkeit Susanne Völker. Jérôme Kassel: Seit der Eröffnung im September 2015 steigen die Besucherzahlen kontinuierlich. Macht sie das stolz? Rechnen Sie mit einem Besucherrekord im documenta-Jahr 2017? Susanne Völker: Wir freuen uns sehr über die Besucherresonanz und die vielen positiven Rückmeldungen. Es ist offensichtlich: Die Faszination der Brüder Grimm ist ungebrochen. Kassel und die GRIMMWELT werden regional, national und international wahrgenommen. Wir freuen uns darauf, unser Angebot künftig für Kinder und Erwachsene aus dem In- und Ausland noch weiter zu gestalten und auszubauen. Im Hinblick auf das documenta-Jahr 2017 hoffen wir, dass viele Besucher der documenta auch in die GRIMMWELT kommen. 6 www.jerome-kassel.de Jérôme: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten? Völker: Der Facettenreichtum und die Perspektivwechsel sind besonders reizvoll. Einen Alltagstrott kenne ich nicht. Das ist einerseits eine Herausforderung und bietet anderseits viele Möglichkeiten, mit interessanten Menschen und Ideen in Kontakt zu kommen. Daraus entsteht ein Netzwerk, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Jérôme: Wo sehen Sie die GRIMMWELT in fünf Jahren? Völker: Wir verstehen uns als ein Ort des lebendigen Dialogs. Das möchten wir weiter stärken. Besonders wichtig ist mir die Verknüpfung von historischen Bezügen mit Gegenwartsthemen. Ziel ist natürlich auch, die Bekanntheit der GRIMMWELT noch mehr zu erhöhen und als touristischer Magnet attraktiv und präsent zu sein. Wichtig ist uns, dass die Brüder Grimm nicht als reine Märchensammler präsentiert werden, sondern wir sie in ihrem gesamten Schaffen würdigen, vor allem auch als Kulturwissenschaftler, Sprachforscher und in ihrem politischen Engagement. Zudem möchten wir die Bedeutung des unbekannteren Bruders Ludwig Emil Grimm als Maler, Zeichner und Märchenillustrator ins Licht rücken. Jérôme: Eine Zeitkapsel beamt Sie in jede beliebige Epoche. Für welche entscheiden Sie sich? Völker: Das ist schwierig, aber vielleicht in die Renaissance. Es war eine sehr bildungsaffine Zeit mit vielen dynamischen und vorwärtsgewandten Entwicklungen. Der Wissenszuwachs in den verschiedenen Themenbereichen von Kunst, Architektur, Malerei, Naturwissenschaft und Philosophie war zu diesem Zeitpunkt enorm. Die Welt hat ihr Denken nach und nach neu geordnet. Jérôme: Wie schaffen Sie den Ausgleich zu Ihrem beruflichen Alltag? Völker: Ich reise gern und entdecke dabei schöne und besondere Orte, die mich anregen und inspirieren. Aber auch Bücher und gute Gespräche können beflügeln und gleichzeitig entspannen. Der bloße Vorsatz von mehr Bewegung entspannt definitiv nicht. Jérôme: Ihr Lieblingsplatz in Kassel oder Nordhessen? Fühlen Sie sich in Kassel wohl? Völker: Man sagt den Nordhessen ja so Manches nach, aber ich bin hier von Beginn an sehr herzlich aufgenommen worden. Ich fühle mich in Von Kathrin Bode Fotos: Andreas Weber, Nikolaus Frank JÉRÔME STADT


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