„DINGE müssen immer 20 www.jerome-kassel.de GELÖST werden“ Jérôme: Friesen gelten als Menschen mit Ecken und Kanten aber auch mit einer gewissen inneren Ruhe. Wie viel Friese steckt in Ihnen? Axel Geerken: Generell sollte man erklären, dass ich eigentlich gar kein Friese bin. Dieser Spitzname hat sich gebildet, als ich 1993 das erste Mal nach Hessen kam. Als ganz junger Spieler zur HSG Dutenhofen/Münchholzhausen. In Hessen geht man davon aus, dass alles nördlich von Osnabrück Friesland ist. Das ist natürlich anders und ich lege schon Wert darauf, dass ich aus Niedersachsen komme. Dennoch ist es so, dass mich durchaus eine gewissere innere Ruhe umgibt und das wohl mit einer Eigenschaft der Friesen übereinstimmt. Jérôme: Ihr Pressesprecher Bernd Kaiser beschrieb das als eine Ihrer prägendsten Eigenschaften: die Ruhe zu bewahren, wenn’s drauf ankommt. Geerken: Mittlerweile ja, wahrscheinlich war das nicht immer so. Inzwischen verfüge ich über eine gewisse Erfahrung in dem, was ich tue, und durfte auch schon einige schwierige Situationen erleben. Das hilft mir, Negativem mit der nötigen Gelassenheit zu begegnen, um nach wie vor vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Jérôme: Welche schwierigen Situationen waren das? Geerken: Da gab es einige. Eine schöne Anekdote ist, als ich als Geschäftsführer bei einem Verein angefangen habe und als Begrüßung nicht viel mehr auf meinem Tisch lag als ein Pfändungsund Überweisungsbeschluss des Finanzamtes in sechsstelliger Höhe. Das war das erste, mit dem ich mich dort auseinandersetzen konnte und in kurzer Zeit merkte ich, dass das nicht das einzige war. Handball ist bei vielen Vereinen nicht einfach, obwohl das langsam besser wird. Aber wenn Axel Geerken kennt seine Spieler und weiß aus eigener Erfahrung, was auf dem Platz abgeht. Entsprechend fiebert er mit man nur ein kleines administratives Team hat und dann noch finanzieller Druck dazu kommt, das wird’s schon extrem. Jérôme: Sie haben Steuerfachgehilfe gelernt und sind Profi-Handballer geworden. Wie hat sich das ergeben? Geerken: Es war eigentlich nicht mein Ziel, Profi zu werden. Als Handballer war ich eher ein Spätstarter. Ich habe das über viele Jahre einfach zum Spaß gemacht, bis zur A-Jugend hin, und habe nie daran gedacht, dass ich mal in der ersten Bundesliga spielen könnte. Irgendwann bin ich jemandem aufgefallen und wurde in eine Bezirksauswahl berufen. Das war mit 17 Jahren in meinem zweiten A-Jugend-Jahr. Und dann ging’s relativ schnell, auch mit dem Vereinswechsel. Zu dem Zeitpunkt war ich schon in der Ausbildung. Jérôme:Wie haben Sie Sport und Ausbildung miteinander vereinbaren können? Geerken: Im Nachhinein betrachtet war das eine enorme logistische Herausforderung. Ich wohnte 20 Kilometer von Oldenburg entfernt, in Oldenburg habe ich meine Ausbildung gemacht und noch mal 60 Kilometer weiter, in Nordenham, habe ich gespielt. Ich hatte noch kein Auto zu dem Zeitpunkt. Also bin ich morgens von zu Hause mit dem Bus losgefahren bis zum Hauptbahnhof, hatte dort ein Fahrrad deponiert und bin damit die drei oder vier Kilometer bis zur Ausbildungsstelle weitergefahren – bei Wind und Wetter. Nach der Von Björn Schönewald Fotos: Alibek Käsler JÉRÔME REGION
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