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Prominent verstärkt Der zweitdienstälteste Spieler der MT Melsungen brachte es auf den Punkt: „Nächstes Jahr bekommen wir wohl ein Problem. Von Jahr zu Jahr werden es mehr Fans hier bei der Mannschaftsvorstellung im Melsunger Schlossgarten. Beim nächsten Mal brauchen wir dann wohl den Marktplatz“, staunte nicht nur Michael Allendorf. Und er muss es wissen, denn es war schon seine achte Teilnahme an dieser traditionellen Eröffnungsveranstaltung zur neuen Saison am Stammsitz des Vereins in Melsungen. Etwa 700 Fans waren trotz wenig sommerlicher Temperaturen und zeitweiligem Nieselregen gekommen, um nicht nur die ihnen bekannten Protagonisten zu begrüßen, sondern vor allem die fünf Neuen des heimischen Handball-Bundesligisten kennenzulernen. Denn so prominent wie in diesem Jahr haben sich die Nordhessen noch nie auf einen Schlag verstärkt. Nachfrage nach Tickets wächst Damit erwächst natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung im Umfeld, die MT-Aufsichtsratsvorsitzende Barbara Braun-Lüdicke allerdings wenig beeindruckte. Im Gegenteil: „Ich traue den langen Kerls hier hinter mir eine Menge zu“, gab sie gut gelaunt auf der Bühne zu Protokoll. Eine Einschätzung, die die rot-weiße Anhängerschar zu teilen scheint. „Wir haben jetzt schon mehr Dauerkarten abgesetzt als in der letzten Saison“, vermeldete Vorstand Axel Geerken, der auch über die Neuerungen der kommenden Saison, wie etwa die Aufstockung der einsetzbaren Spieler pro Partie auf 16 Akteure oder die neuen und viel diskutierten Anwurfzeiten informierte. Allerdings: „Unsere Heimspiele betreffen die zumindest bis Ende des Jahres kaum. Bis dahin werden wir nur zwei Partien am Sonntagmittag haben, der Rest findet donnerstags oder samstags am Abend statt.“ Sjöstrand verlängert bis 2020 Den ersten dicken Applaus des Abends als Spieler bekam Johan Sjöstrand, als Pressesprecher Bernd Kaiser die vorzeitige Vertragsverlängerung des Schweden bis 2020 bekanntgab. In entschuldigter Abwesenheit von Michael Roth, der einer privaten Verpflichtung nachkommen musste, übernahmen die Spieler unter der Moderation von „Deutschlands Stimme des Handballs“ anschließend selbst die mitunter sehr humorvolle Unterhaltung, für die in den vergangenen Jahren sonst immer der Trainer mit launigen Anmerkungen und kleinen Anekdoten gesorgt hatte. So erfuhren die Fans, dass für Marino Maric seine überragende Trefferquote bestenfalls zweitrangig ist. „Meine Kinderquote ist mir viel wichtiger“, sagte der Kreisläufer in Anspielung auf den dritten Nachwuchs, der im Hause Maric vor Kurzem Einzug hielt. Die Neuzugänge standen bei der Teamvorstellung natürlich besonders im Fokus: Tobias Reichmann, Finn Lemke, Julius Kühn, Nebojsa Simic und Lasse Mikkelsen (v.l.) Familie und Wurscht Wie überhaupt Familiäres ein ausgedehntes Thema war. Denn im weiteren Verlauf erfuhren die MT-Anhänger, dass nicht nur Finn Lemke kürzlich geheiratet hat, sondern auch Tobias Reichmann. Und der sogar gleich am Ort seiner neuen Wirkungsstätte: in Kassel. Für weiteres Staunen sorgte Julius Kühn, der einen vom künftig die DKB Handball-Bundesliga komplett übertragenden Fernsehsender Sky durchgeführten „Nordhessen Test“ mit den fünf Neuzugängen mit Bravour abschloss: Allein er wusste mit der korrekten Sprech- und Schreibweise „Ahle Wurscht“ aufzuweisen. Der nächste Sonderapplaus war ihm gewiss. Auch Lasse Mikkelsen und Nebojsa Simic sorgten für staunende Gesichter, als sie ihre Begrüßungsworte gleich in Deutsch formulierten. Dem Dänen trug Kapitän Michael Müller immer noch nach, dass der als herausragender Spieler vor zwei Jahren einer der Hauptgründe war, warum es die MT nicht ins europäische Final Four schaffte, sondern gegen Mikkelsens alten Club Skjern im Viertelfinale ausschied. Dennoch gewann der alte und neue MT-Kapitän dem damaligen Negativerlebnis auch Gutes ab: „Vielleicht war das auch unser Glück, denn das war eine starke Visitenkarte. Auch deshalb ist Lasse jetzt hier“. Und „Simo“, wie Nebojsa Simic nur gerufen, „wird dem Johan im Kasten richtig Druck machen; der freut sich jetzt schon“, wusste Michael Müller mit verschmitztem Seitenblick auf die bisher unumstrittene Melsunger Nummer Eins zu berichten. Natürlich war auch unter den Spielern der Ausblick auf die kommende Saison ein Dauerthema. In einem Punkt waren sich alle einig: Es wird eine gewisse Einspielzeit nötig sein, um die Neuen voll zu integrieren, so dass ihre Stärken auch zum Faktor werden. „Aber klar sind Ambitionen da und unsere Ziele hoch gesteckt. Man hat in den letzten zwei Jahren gesehen, was hier möglich ist. Jetzt wollen wir zusammen sehen, dass es noch ein Stückchen weiter nach oben geht“, schlug der aus Gummersbach gekommene Europameister forsche Töne an. Dafür, erklärte Axel Geerken, ist jedoch „noch viel zu tun, aber es macht einen Riesenspaß, an diesen Dingen zu arbeiten“. Neufomiertes MT-Team präsentierte sich den Fans Von Michael Koch Foto: Heinz Hartung 22 www.jerome-kassel.de JÉRÔME REGION


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