Björn Karnebogen Für eine ganz besondere Sparte der Komischen 8 www.jerome-kassel.de JÉRÔME CARICATURA 8 w j Kunst steht Björn Karnebogen. Als AD Karnebogen, der selbsternannte „Art Director, dem die Frauen vertrauen”, verbindet er Design und Humor in Wort und Bild – und zwar in Form von komischen Grafiken oder Diagrammen. Mit dieser Arbeitsweise ist Karnebogen freilich fast ausschließlich im digitalen Raum zu finden – in den Sozialen Medien etwa, aber auch in der Onlinepräsenz des politischen Satiremagazins „extra 3”. Trotzdem hat der Kölner sein Skizzenbuch immer dabei, selbst in der Badewanne. Gegen den Strich Obwohl Karnebogens Arbeiten auf den ersten Blick nicht viel mit klassischen Karikaturen gemein haben, belegte er im Jahr 2017 den dritten Platz beim „Deutschen Karikaturenpreis”. Ein völlig angemessener Erfolg, denn mit seinem sehr zeitgemäßen Stil gelingt ihm analog zur Karikatur, was auch sein Anliegen ist, nämlich „politische Bildung und Information in einem unterhaltenden Rahmen” zu liefern. Eine seiner Spezialitäten ist hierbei das Gegen den-Strich-Bürsten von Anzeigen, Logos und Designs mit den Mitteln der Werbung. Party-Affäre Im Nachgang der „Party-Affäre“ Berliner Polizisten im Umfeld des G20-Treffens produzierte der Grafikdesigner und Künstler in diesem Sinne für „extra 3“ ein alternatives Wappen der Berliner Polizei. Nachdem „extra 3“ das alternative Wappen in den Sozialen Medien gepostet hatte, verbreitete es sich rasant. Auf der „extra 3“-Facebookseite etwa konnte der Post in kürzester Zeit mehrere Zehntausend Likes verbuchen und wurde mehrere Tausend Male geteilt. Auch die Kommentare gingen in die Tausende. Berliner Polizei beweist Sinn für Komische Kunst Verschiedener Medienberichte zufolge bewiesen einige Beamte der Berliner Polizei schließlich offenbar Sinn für Komische Kunst und ließen das alternative Wappen nachsticken. Dies alles geschah laut Karnebogen ohne sein eigenes Zutun oder das von „extra 3“. Es sei unklar, wer die Aufnäher produziert habe. Karnebogen muss nun wohl darüber nachdenken, seinen Namenszusatz in „der Art Director, dem die Berliner Polizei vertraut“ zu ändern. Wenngleich sich deren Führung wenig begeistert vom Alternativ-Wappen zeigte und Konsequenzen für die Träger androhte. Systemfehler Die Caricatura Galerie reagierte auf die Ereignisse um ihren Künstler und erweiterte kurzerhand ihre aktuelle Ausstellung „Systemfehler“ um ein Display, auf dem die ganze Geschichte medial aufbereitet und en Detail präsentiert wird. In der Ausstellung, in der 50 der renommiertesten Cartoonistinnen und Cartoonisten hart aber gerecht – und vor allem komisch – mit dem grassierenden Wahnsinn der Welt umgehen, sind auch noch weitere von Karnebogens Arbeiten zu sehen. Darunter ein „Despoten-Mobile“, in dem der 41-jährige Akteure der Weltpolitik wie Waldimir Putin, Recep Tayyip Erdoğan und Kim Jong-un aufs Korn nimmt. Hintergrund Mehr als 220 Berliner Polizisten waren Mitte Juni nach Hamburg geschickt worden, um die dortige Polizei vor dem G20-Gipfel zu unterstützen. In ihrer Unterkunft in Bad Segeberg sollen sie exzessiv gefeiert haben. „Von Sex, wildem Urinieren und Tänzen in Bademantel“ war etwa in der Berliner Zeitung zu lesen. Die Hamburger Polizeiführung schickte die Berliner Polizisten schließlich zurück. Der Art Director, dem die Berliner Polizei vertraut Fotos: Caricatura/nh Caricatura 7 – Systemfehler Ausstellung bis 17. September 2017 Öffnungszeiten täglich 10 bis 20 Uhr Ort Caricatura – Galerie für Komische Kunst im KulturBahnhof, Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel www.caricatura.de
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