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Startups lassen sich schlecht nach klassischen Regeln kategorisieren. IT, Digitalisierung von Geschäftsprozessen, Energieeffizienz unter dem Gesichtspunkt der Nutzung neuer IT-Lösungen, Design und Kommunikation sind die Themen, mit denen sie sich häufig beschäftigen. Im Kasseler Science Park mit großem Erfolg. Spektakuläre Neugründungen und eine Auslastung des Gründungszentrums von gut 85 Prozent nur zwei Jahre nach dessen Eröffnung sprechen für sich. Warum das so ist und was die Uni davon hat, darüber sprach Jérôme mit Geschäftsführer Dr. Gerold Kreuter. 54 www.jerome-kassel.de JÉRÔME CAMPUS Viva la Entr Von Björn Schönewald Fotos: Mario Zgoll Die Datenanalyseexperten von eoda gründeten einst im FiDT in der Marbachshöhe, dem Technologie- und Gründerzentrum, dessen Geschäftsführer Dr. Gerold Kreuter seit einigen Jahren ist. 2015 folgte der Umzug in den frisch eröffneten Science Park, den Kreuter gemeinsam mit seinem Kollegen Jörg Froharth leitet. eoda gehört zu den Vorzeigeunternehmen, die der Science-Park-Geschäftsführer aufzählt, wenn es um Erfolgsgeschichten geht. „Innerhalb von zwei Jahren ist die Mannschaft auf 40 Personen gewachsen und hat sich damit praktisch verdoppelt“, beschreibt er die Wachstumskurve. Das interdisziplinäre Team aus Ingenieuren, Wirtschafts und Sozialwissenschaftlern sowie Statistik und IT-Experten arbeitet eng mit der Uni Kassel zusammen. Man pflegt einen engen fachlichen Austausch zu akademischer und angewandter Datenanalyse. Vorreiter der Digitalisierung Viele weitere Vorzeigegründer findet man im Science Park. Das Fintech-Unternehmen Fino zum Beispiel, das mit einer Kontowechsel-App bekannt wurde und mittlerweile mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigt, Tendenz steigend. Genauso die Gründer von „black tree house“, die neuartige Wegund Gebäudeleitsysteme entwickeln, indem sie digitale Anzeigetafeln auf nie dagewesene Weise miteinander vernetzen. Oder die Energieexperten von enercast, die mit ihren Methoden für Wind- und Solarleistungsprognosen zu den Vorreitern der Digitalisierung der Energiebranche gehören und sich im German Accelerator im Silicon Valley auf den Markteintritt in die USA vorbereiten. Und natürlich gibt es auch One-Man-Shows, die stark mit anderen Einzelkämpfern kooperieren. „Der Ruf der Kasseler Startups ist sehr gut und mittlerweile sind sie deutschlandweit und interna- Dr. Gerold Kreuter im Gespräch mit Jérôme-Autor Björn Schönewald tional bestens vernetzt“, macht Kreuter deutlich. Er selbst bringe auch schon mal persönliche Kontakte ein, um diese Entwicklung zu forcieren. Entrepreneurship im Leitbild verankert Die Unterstützung der Gründer beginnt schon an der Uni Kassel. „Sie werden hier professionell wie sonst kaum irgendwo in Deutschland auf eine mögliche Selbstständigkeit vorbereitet“, unterstreicht Dr. Gerold Kreuter. „Als einzige Universität in Deutschland hat die Uni Kassel Entrepreneurship im Leitbild verankert und setzt das auch konsequent um.“ So gebe es mittlerweile vier Lehrstühle, die sich direkt mit dem Thema Gründen beschäftigen. Das alles löse eine Sogwirkung auf Studierende aus, von der die Uni stark profitiere. Infrastruktur und Beratung Der Science Park Kassel bietet seinen Mietern neben marktüblichen Mietpreisen für Büroflächen eine gute Infrastruktur mit Fluren, Sanitärbereichen, Besprechungs- und Veranstaltungsräumen, einer dicken Breitbandleitung der Netcom, hoher Datensicherheit sowie einer Lounge und Tischkickern fürs aktive Netzwerken. Darüber hinaus berät er seine Mieter bei der Finanzierung ihrer Vorhaben, auch in Bezug auf Unternehmenswachstum und beschäftigt dafür sogar einen hauptamtlichen Finanzmanager. Das Team des Science Parks steht aber auch bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite, zuweilen auch als Mediator zwischen verschiedenen Parteien. Zwar ist die Auslastung des Science Parks hoch, Geschäftsführer Dr. Gerold Kreuter zügelt aber die Erwartungen an eine Erweiterung. „Wir überlegen schon, was die Kasseler Gründer für die Zukunft an Flächen benötigen, aber wir schauen auch, was sinnvoll ist und sich wirtschaftlich trägt“, sagt er. Denn ein Zuschussbetrieb wolle man nicht werden. Da die Mietdauer auf acht Jahre begrenzt sei, würden auch immer wieder Kapazitäten frei, insbesondere, wenn große Unternehmen ausziehen.


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