www.jerome-kassel.de 35 Wagnerianer seit 60 Jahren Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Kasseler Musikkabarettisten Martin Lüker, der sich dem Hauptpreisträger zu Ehren und im Sinne der Komischen Kunst dem Werk Richard Wagners annahm. Eckhard Henscheid gilt als Opern-Liebhaber und bezeichnet sich selbst als „Wagnerianer seit 60 Jahren“. 1979 schrieb er mit „Mozart ist der Verdi Wagners“ einen „Opernführer für Versierte und Versehrte“. Musikalische Texte Ursprünglich wollte Henscheid Musiklehrer werden, entschloss sich dann aber für ein Studium der Germanistik und Publizistik in München. Der Sinn fürs Klangliche geht auch seinem literarischen Schaffen nicht ab. Oliver Maria Schmitt stellte etwa die Musikalität henscheid‘scher Texte heraus und attestierte ihm das „absolute Gehör für den Scheiß der Welt“. Nur Henscheid komponiere die deutsche Sprache wie Henscheid. Dostojewski als Vorbild Auch nach Vorbildern in der Weltliteratur sucht der geneigte Leser nicht vergebens. Insbesondere Fjodor M. Dostojewski erweise Henscheid des Öfteren die Reverenz und gelte nicht erst seinem Roman „Die Vollidioten“ als ausgewiesener Kenner des russischen Schriftstellers, so Oliver Maria Schmitt. Schon der Titel dieses ersten Teils seiner „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ verweist auf dessen Klassiker „Der Idiot“. Zuletzt erschien im Jahr 2014 mit „Dostojewskis Gelächter: Die Entdeckung eines Großhumoristen“, eine Publikation, die „dem versierten Leser es als gut recherchierte Dostojewski-Sekundärliteratur dienen kann“, so der Münchner Merkur. Stilbildender Humorist Die Jury ehrte Henscheid als „Klassiker der literarischen Hochkomik“ – eine Attribution, die schwerlich von der Hand zu weisen ist. Bereits in seiner Begrüßung betonte der Dichter und Medienwissenschaftler Christian Maintz stellvertretend für die Jury, Henscheid habe ganze Generationen beeinflusst und geprägt. Er sei ein „stilbildender Humorist“, der eine „kunstvolle Sprachmüllaufbereitung“ betreibe, bekräftigte Laudator Schmitt. Werkausgabe zu Lebzeiten Nach Robert Gernhardt im Jahr 1991 und F.W. Bernstein 2008 ist Henscheid der dritte Vertreter der Neuen Frankfurter Schule, der mit dem „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ ausgezeichnet wird. Gleichwohl gilt er als deren erfolgreichster Autor. Charakteristisch für sein Werk ist die Vielzahl der von ihm gepflegten Gattungen und Genres. Die Arbeiten des Titanic-Mitbegründers umfassen Romane, Erzählungen, Satiren, Essays und Glossen, um nur einige zu nennen. Nach zahlreichen Einzelpublikationen erschien Anfang der 2000er-Jahre bereits zu Lebzeiten eine Gesamtausgabe mit Henscheids Werken. Vor allem aber ist er seit 2014 der erste und einzige lebende deutsche Autor, nach dem ein Lokal benannt wurde – das „Henscheid“ im Frankfurter Stadtteil Bornheim. Nach der Preisverleihung: Oberbürgermeister Christian Geselle, Förderpreisträgerin Dagamara Kraus, Hauptpreisträger Eckhard Henscheid, Kulturdezernentin Susanne Völker und Dr. Friedrich W. Block, geschäftsführender Kurator der Stiftung Brückner- Kühner (von links) Verleihung des „Förderpreises Komische Literatur“ an Dagmara Kraus durch Wolfram Ebert (Kasseler Sparkasse, links im Bild), Oberbürgermeister Christian Geselle und Stiftungsrätin Friederike Emmerling (rechts im Bild) JÉRÔME FEUILLETON
2018_S00001_00052
To see the actual publication please follow the link above