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www.jerome-kassel.de 31 JÉRÔME REGION tung von Johannes Wielands neuem Tanztheater „Ares“ mit Liedern von Richard Strauss. Wir trafen den sympathischen Kapellmeister zu einem Gespräch. Jérôme: Musiker werden gern gefragt, wie sie zur Musik kamen. Wie war es bei Ihnen? Mario Hartmuth: Meine Mutter spielte ein bisschen Gitarre. Es war ihr wichtig, dass wir Kinder die Möglichkeit haben, ein Instrument zu lernen. Ich fing mit der Blockflöte an, mit zehn Jahren stieg ich dann aufs Horn um. Ich bin in Heiligenzell aufgewachsen, das liegt in der Nähe von Lahr im Schwarzwald. Heiligenzell hat einen sehr guten Musikverein, und sie suchten einen Hornisten damals. Wir haben viel sinfonische Blasmusik aufgeführt. Jérôme: Wann haben Sie das Dirigieren entdeckt? Hartmuth: Das kam wesentlich später. Ich spielte als Hornist in verschiedenen Orchestern wie dem Landesjugendorchester Baden-Württemberg. Das Dirigieren interessierte mich zwar schon immer, aber es war mehr ein Wunschtraum. Während des Zivildienstes spielte ich im Akademischen Orchester Freiburg und war völlig begeistert von dem Dirigenten Johannes Klumpp. Er schaffte es, uns so zu packen, dass wir immer alles gegeben haben. Da dachte ich, das will ich auch machen. Johannes Klumpp wurde mein erster Dirigierlehrer, er bereitete mich auf die Aufnahmeprüfung vor. Also habe ich in Weimar Dirigieren studiert und bin bis heute sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Jérôme: Wie erarbeiten Sie sich selber die Werke? Am Klavier? Hartmuth: Teilweise. Ich lese den Notentext am Schreibtisch, mache eine Taktgruppenanalyse und versuche, mir möglichst viel vorzustellen. Jérôme: Für Außenstehende ist es faszinierend, dass manche Menschen einen Notentext wie ein Buch lesen.... Hartmuth: Wenn man drei Jahre alt ist, kann man sich auch nicht vorstellen, dass Buchstaben etwas bedeuten. Es ist eine Wiederholungsfrage. Je mehr man sich damit beschäftigt, umso leichter geht es. Jérôme: Welche Rolle spielen für Sie die Aufnahmen anderer Dirigenten beim Einstudieren einer Komposition? Hartmuth: Ich höre mir schon Aufnahmen an, aber nicht, um das Stück zu lernen, sondern um verschiedene Klangbilder kennenzulernen. Jérôme: In den neuen Ballhaus-Konzerten des Staatstheaters dirigieren Sie Franz Schuberts 4. Sinfonie. Welche Einspielung mögen Sie besonders? Hartmuth: Phänomenal finde ich den Schubert- Zyklus von Marc Minkowski und den Musiciens du Louvre aus dem Wiener Konzerthaus. Während meines Studienjahres in Wien war ich übrigens als Zuhörer live dabei. Es ist eine historisch informierte Interpretation mit Originalinstrumenten. Ich würde diesen Klang als mein Schubert Ideal bezeichnen. Natürlich weiß ich, dass man einen solchen Klang nicht hundertprozentig hinbekommt, wenn die Musikerinnen und Musiker moderne Instrumente spielen. Da muss man einen Kompromiss finden. Jérôme: Verraten Sie uns noch weitere Lieblingsdirigenten? Hartmuth: Carlos Kleiber ist ein Übergott, der unerreichbar scheint. Aber sonst habe ich Lieblingsdirigenten für bestimmte Komponisten. Es gibt gewisse Dirigenten, die mir bei gewissen Komponisten am besten gefallen. Jérôme: Im Juni dirigieren Sie das „Konzert für Orchester“ von Béla Bartók. Was verbinden Sie mit diesem Klassiker der Moderne? Hartmuth: Ich hatte das Privileg, für mein erstes Kasseler Sinfoniekonzert ein Stück auswählen zu dürfen. Ich habe das Bartók-Konzert im Orchester schon selber gespielt, ich habe es bei verschiedenen studentischen Proben dirigiert, aber ich habe es noch nie komplett auf der Bühne gemacht. Das Stück hat eine tolle Dramaturgie, ich liebe es total. Außerdem ist die Verlorene-Heimat-Thematik aktuell. Bartók komponierte das „Konzert für Orchester“ ja nach seiner Emigration in die USA. Jérôme: Bei Bartók ist der Rhythmus ein wichtiges Element. Welche Beziehung haben Sie zur Popmusik? Hartmuth: Ich habe in Jugendzeiten viel Gitarre gespielt, erst akustisch die alte Gitarre meiner Mutter, später kaufte ich mir eine E-Gitarre und spielte Songs von Nirvana und von The Offspring. In der Abi-Band hatten wir auch ein paar Sachen von Queen im Repertoire. Als dann das Studium anfing, lag die Gitarre mehr oder weniger in der Ecke. Heute höre ich ab und zu Musik von damals. Jérôme: Eine abschließende Frage: Wie gefällt es Ihnen in Kassel? Hartmuth: Sehr gut. Ich habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht, mit den Menschen im Theater sowieso und auch mit den Menschen in der Stadt. Am Anfang hatte ich, wie wahrscheinlich jeder, der zum ersten Mal hierherkommt, ein bisschen Bedenken, wie es ausschaut, vor allem in der Innenstadt. Aber wenn man ein paar Mal da war und Wilhelmshöhe, wo ich inzwischen wohne, und die umliegende Umgebung kennenlernt, kann man nur sagen: Es ist superschön. 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