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52 www.jerome-kassel.de JÉRÔME WIRTSCHAFT PAUL, der genial einfache Drei Liter Wasser braucht ein Mensch am Tag um überleben zu können. Sauber muss das Wasser sein und vor allem keimfrei. Was für uns selbstverständlich ist, fehlt in vielen Teilen der Erde. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Wirbelstürme gefährden zusätzlich weltweit die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Ein geniales Konzept, entwickelt an der Universität Kassel, hilft aus der Not. Ohne sauberes Wasser ist kein Leben möglich. Unser erster Kontakt ist auf dem Firmenparkplatz. Prof. Franz-Bernd Frechen steigt mit einem Lächeln aus seinem roten Tesla. “Einen VW Bus habe ich auch immer gehabt” sagt er mit Blick auf meinen Van. Ein fester Händedruck unterstreicht das spontane Gefühl, dass ich es hier mit einem Mann zu tun habe, der es gewohnt ist etwas zu bewegen. Das ist er also der Vater von PAUL, dem einzigartigen Wasseraufbereitungssystem. Wasser für mehr als 400 Menschen pro Tag PAUL – steht für „Portable Aqua Unit for Lifesaving“ – ist 20 kg schwer, als Rucksack zu transportieren und kann täglich mehr als 1.200 Liter Wasser filtern. So können sich über 400 Menschen mit trinkbarem Wasser versorgen. Die Handhabung ist einfach und mit Piktogrammen auf dem Gerät beschrieben. Der Rucksack kann auch in von der Außenwelt abgeschnittenen Gebieten per Hubschrauber oder Fallschirm abgesetzt werden. PAUL wurde nach den Erdbeben in Haiti, Chile und während der Flutkatastrophen in Pakistan und Thailand erfolgreich eingesetzt. Stationäre Anlagen gibt es zum Beispiel in Indien. Entwickelt und gebaut in Kassel Entwickelt und erprobt wurde das Gerät 2010 an der Universität Kassel. Hier war Frechen viele Jahre lang Leiter des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft. Zusammengebaut wird es in den Behindertenwerkstätten Kassel. Von hier aus geht es in die Welt. Knapp 3.000 Geräte in 75 Ländern der Erde sind aktuell im Einsatz. Es könnten viel mehr sein, aber nicht immer setzt sich die beste Idee im Markt durch. Zu klein ist das Budget für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Und zu mächtig der Wettbewerb der großen Marktbegleiter. Umso wichtiger ist es, diese geniale Erfindung aus Nordhessen bekannter zu machen. Gerade für Kinder ist sauberes frisches Wasser elementar. Fotos: Ovu0ng, regionales / shutterstock.com von Conrad Fischer


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