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56 www.jerome-kassel.de JÉRÔME WIRTSCHAFT Umschalten AUF ZUKUNFT Im Wettlauf um die zukunftsfähigste Technik auf dem Smartphone-Markt hat die Shift GmbH aus Wabern-Falkenberg neue Wege beschritten. Seine Standortfaktoren für das digitale Hessen sieht das noch junge Unternehmen in einer modernen, stiftungsähnlichen Firmenstruktur und in einer Hardware, die der Wegwerfmentalität den Kampf ansagt. Leicht zu finden ist die Shift GmbH im 750 Seelen zählenden Falkenberg. Leicht zu erreichen ist sie nicht. Am Ende der engen Sackgasse Am Gänsemarkt 6 stoßen ungeübte Autofahrer rasch an die Grenzen ihres Rangiergeschicks, respektive ans Eisentor oder die Vegetation in der alten Berkenkamp-Hofreite, in der sich die Gebrüder Carsten und Samuel Waldeck 2014 mit ihrem Start-Up-Unternehmen niedergelassen haben. Schwer vorstellbar, dass dort ein reger Lieferwagenverkehr die Unternehmensumsätze ankurbeln könnte. Nachhaltig, fair, highend Und doch geht es mit der Shift GmbH, die statt eines „i“ einen nach oben gerichteten Pfeil im Logo trägt, steil bergauf. Richtung und Gesellschaftsform sind eindeutig markiert. Womit sich der Eigenprofit orientierte Betriebswirtschaftler jedoch schwertun könnte, ist das Finanzierungsmodell. „Wir entnehmen der Firma keine Gewinne“, versichert ihr CEO, Samuel Waldeck. Die Rahmenbedingungen dafür solle eine Art Stiftung sicherstellen. An einer passenden Satzung wird noch gefeilt. Sustainable Technologies Der Kapitalgrundstock indes steht fest: zwei innovationsfreudige Chefs, 21 nicht minder pfiffige Mitarbeitende und ein Produkt, dessen Lebensdauer jeder Anwender mit simplen Handgriffen selbst verlängern kann. Nach Worten von Samuel Waldeck sind zwei Jahre währende Produktzyklen keine Wertschätzung. Der diplomierte Gestalter für audiovisuelle Medien setzt auf „sustainable technologies“, auf nachhaltige Technologien. Wegwerfmentalität ade! Er nimmt das neueste „Shift 6m“ vom Tisch und zeigt, was er mit nachhaltig, fair und highend meint. Mit wenigen Handgriffen zerlegt er das Smartphone in Hauptplatine, Akku, Kamera, Speicherbaustein, Sim-Card und Gehäuse. „Das kann jeder Anwender ohne Vorkenntnisse oder Spezialwerkzeuge selbst machen.“ 80 Prozent des Elektroschrotts einsparen Die Frage, warum er das tun soll, trifft den Kern der Firmen-Philosophie. Shift-Phones sind reparabel und erweiterbar. Liefert beispielsweise der Akku nicht mehr die nötige Kapazität oder pixelt die Kamera nicht mehr auf dem höchsten Stand der Auflösung, kann der User bei seinem „Shift 6m“ die jeweiligen Baugruppen einfach nachordern und das Handy selbst upgraden. Die im Gerät verbauten seltenen Erden, Edelmetalle, Kunst- und Rohstoffe verbleiben im Gebrauch, statt umweltbelastend in der Mülltonne zu landen. Zirka 80 Prozent des Elektroschrotts lassen sich einsparen, haben die Waldecks errechnet. Innovation nicht nur in Berlin-Mitte Bei der Projektierung der im eigenen Hause entworfenen Hard- und Software ist vor allem Carsten Waldeck als studierter Kommunikationsdesigner treibende Kraft und Ideengeber, sagt sein Bruder. Nach der Schule konnte es für die Waldecks nicht schnell genug von daheim fort gehen. Raus in die weite Welt! Als Sturm und Drang vorbei waren, hörten sie wieder den Ruf der Heimat. „Innovation funktioniert doch nicht nur in Berlin-Mitte“, sagten sich die beiden und gingen an ihrem Geburtsort mit Shift an den Start. Waldspaziergänge und gemeinsame Essen Für die Nordhessen ein Glücksfall. Die Brüder Waldeck legen großen Wert auf eine ausgeglichene „Work Life Balance“, und so profitieren auch ih- Shift verlängert den Lebenszyklus Von Gerald Schmidtkunz Fotos: Shift GmbH Samuel und Carsten Waldeck (v.li.) haben mit ihrem Start-Up schon einen Nachhaltigkeitspreis gewonnen.


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