Engagement und Liebe zum Beruf

„Kassel mutig“ war der Titel der 36. Kasseler Gespräche am Donnerstag, 6. Juni im Café Nenninger

Gastgeberin und Moderatorin Petra Nagel hatte sechs Gäste eingeladen, die ihr von ihren Berufen und Berufungen erzählten. Vor 16 Jahren gründeten beispielsweise die beiden Kasseler Ärzte Dr. Gero Moog und Dr. Stephan Gießler die „Fahrenden Ärzte“. Dahinter verbirgt sich ein fahrbares Sprechzimmer, das montags am Martinsplatz und donnerstags in der Gießbergstraße in Kassel Station macht. Ehrenamtlich arbeitende Ärzte, Krankenschwestern und Sozialarbeiter betreuen mit kleinen Teams drogenabhängige Prostituierte, Obdachlose, mittellose und hilfsbedürftige Menschen. Im Versorgungsmobil gibt es die nötigste medizinische Versorgung. Kostenfrei und ohne, dass der Patient seinen Namen oder seine Adresse nennen muss.

Petra Nagel und ihre Gäste Insa Pijanka, Thorsten Klug, Janah von Buttlar, Juliane Krueger, Christoph Seifert und Dr. Gero Moog (v.l.). Foto: Mario Zgoll

Petra Nagel und ihre Gäste Insa Pijanka, Thorsten Klug, Janah von Buttlar, Juliane Krueger, Christoph Seifert und Dr. Gero Moog (v.l.). Foto: Mario Zgoll

Puppen mit Seele und Gütesiegel
Mutig auch der Schritt, den die beiden Designerinnen Juliane Krüger und Janah von Buttlar im vergangenen Jahr wagten. Sie übernahmen eine Firma in Schauenburg-Martinhagen, die seit über 30 Jahren „Nanchen-Puppen“ herstellt. Auf ökologischer Grundlage entstehen handgemachte Unikate, eines von ihnen, „Möpschen“, wurde bereits mit einem Öko-Siegel ausgezeichnet. Eigens für das Grimm-Jubiläum entwarfen die beiden kreativen jungen Frauen ein Rotkäppchen im roten Walk-Mantel mit gepunktetem Kleid. Besonders in Japan, so verrieten die Puppen-Chefinnen, sei das Rotkäppchen sehr gut angekommen.

Feuerwehr mit großem Sachverstand und Einfühlungsvermögen
Viel Applaus gab es vor ausverkauftem Haus auch für Feuerwehrmann Christoph Seifert aus Kassel. Er habe schon immer Feuerwehrmann werden wollen, verriet er. Ein Traum aus Kinderzeiten. Nach seiner Ausbildung als Rettungsassistent habe er diesen Traum dann verwirklicht. Heute arbeitet er in der Leitstelle der Kasseler Berufsfeuerwehr. Über 90.000 Anrufe pro Jahr unter der 112 werden dort von ihm und seinen Kollegen entgegengenommen. Starke Nerven und eine besondere Ausbildung und Schulung sind da die Grundvoraussetzung. Medizinische Grundlagen sind erforderlich, um Situationen einzuschätzen und Rettungspersonal zu schicken. Die Notrufe müssen schnell, entschlossen und umsichtig bearbeitet werden – kein leichtes, aber ein spannendes Einsatzgebiet.

Polizeiarbeit mit Dialog, Prävention und hartem Training
Hauptkommissar Thorsten Klug aus Kassel hatte sich ebenfalls Zeit für diesen Abend genommen. Mut gehöre insofern zu seinem Beruf dazu, weil man oft sehr schnell Entscheidungen treffen müsse, sagte er. Das erfordere immer wieder Überblick und Überlegung. Unter anderem hat Thorsten Klug schon die Soko „Graffiti“ in Kassel geleitet. Im ersten Jahr ihres Bestehens wurden 8.000 Anzeigen verzeichnet – mit stetiger Ermittlungsarbeit und präventivem Einsatz konnte diese Quote dramatisch gesenkt werden. Etwa 600 junge Straftäter, meist Männer, wurden ausfindig gemacht. Eine Maßnahme die Quote illegalen Sprayens zu senken, war das Schaffen legaler Flächen in Kassel, die Graffitis bekommen dürfen. Dialog, Prävention und immer wieder Dialog mit den Opfern und den Tätern – so schilderte Thorsten Klug große Teile seiner Polizeiarbeit.

Aufgeschlossenes Traditionsorchester am Staatstheater Kassel
Training und harte Arbeit ist auch das Beherrschen eines Instruments. Keine weiß das besser als Insa Pijanka, Orchesterdirektorin am Kasseler Staatstheater. Ihre Aufgabe ist es, für 78 Musiker und Musikerinnen zu planen, zu organisieren und zu koordinieren. Dabei geht es sowohl um inhaltliche, als auch um organisatorische Aspekte. Über das Theater und eigene musikalische Erfahrungen und die Faszination an der live dargebotenen Musik kam Insa Pijanka zum Staatstheater Kassel. Das Orchester spiele von Swing bis Barock viele Stilrichtungen und sei sehr aufgeschlossen für Neues. Hinzu kämen viele Projekte, die die Jugend ins Theater locken, die Hemmschwellen in Richtung Klassik abbauen sollen und den Spaß an Musik vermitteln sollen.

Rundum ein spannender Abend vor ausverkauftem Haus mit Podiumsgästen, die jeweils ganz individuell das Thema „mutig“ mit Leben füllten.

Die nächsten Kasseler Gespräche „Kassel musikalisch“ gibt es am Donnerstag, 29. August, ab 19.30 Uhr im Café Nenninger. Um Reservierung wird gebeten: (0561) 7661690. Gäste sind dann unter anderem Dr. Helmuth Greger, Urenkel der Kasseler Komponistin Luise Greger und Yoel Gamzou, Erster Kapellmeister am Staatstheater Kassel. Der Eintritt kostet 9 Euro.

Teilen, drucken, mailen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert