In den Hang geduckt

Architektonische Aspekte der GRIMMWELT  ‒  Ich war total gegen das Museum auf dem Weinberg, aber ganz fürchterlich. Vor 14 Tagen bin ich dann mal abends so ganz in Ruhe da herumgegangen – und jetzt bin ich begeistert!“ Dieser freundliche Zuspruch, im bisherigen Brüder Grimm-Museum geäußert nach einem Vortrag über die künftige GRIMMWELT, dürfte Wasser gewesen sein auf die Mühlen von Kilian Kada, als Gesellschafter des Aachener Büros kadawittfeldarchitektur mitverantwortlich für das Erscheinungsbild des im Werden begriffenen Museums, für das er dennoch immer wieder Überzeugungsarbeit leisten muss.

Kilian Kada, Gesellschafter des Aachener Büros kadawittfeldarchitektur, erläutert die funktionalen Zusammenhänge der gerade im Bau befindlichen und ab Mitte 2015 geöffneten GRIMMWELT auf dem Weinberg. Foto: Markus Frohme

Kilian Kada, Gesellschafter des Aachener Büros kadawittfeldarchitektur, erläutert die funktionalen Zusammenhänge der gerade im Bau befindlichen und ab Mitte 2015 geöffneten GRIMMWELT auf dem Weinberg. Foto: Markus Frohme

Nicht einfach von Raum zu Raum
Auch wenn man es diesem vielleicht nicht auf den ersten Blick ansehe, „steckt sehr viel von den Grimms im Gebäude. Das ist aber auf eine abstrakte Art und Weise umgesetzt worden“, etwa in der Treppenanlage des Museums, laut Kada zugleich eine Allegorie auf das Märchen Aschenputtel und zahlreiche andere Märchen, in denen Treppen eine wichtige Rolle spielen. In erster Linie sei die Gestalt des Hauses jedoch dem Anspruch geschuldet, das komplexe Raumprogramm für das Museum so anzuordnen, „dass dieses in die Umgebung eingebettet wird, sich regelrecht in den Hang ducken kann.“ Das dabei selbst gesteckte Ziel, die maximal zulässige Bauhöhe deutlich zu unterschreiten, sei durch ein Split-Level Konzept – höhenversetzte Ebenen – erreicht worden: „Das Spannende daran ist: Man läuft nicht einfach von Raum zu Raum, wenn man die Ausstellung besucht, sondern passiert, um die Räume zu wechseln, immer wieder diese eine zentrale und räumlich eindrucksvolle Stelle im Auftaktraum.“ Denn nur von hier aus sind sowohl die beiden im unteren Bereich angesiedelten Dauerausstellungsräume (1.270 qm) wie auch der oben gelegene Sonderausstellungsraum (330 qm) zu erreichen, während sich Café und Veranstaltungsraum (175 qm) über das Foyer erschließen.

Ob Befürworter oder Gegner der  GRIMMWELT, beim Richtfest traf man sich auf höchster Ebene. Foto: Markus Frohme

Ob Befürworter oder Gegner der GRIMMWELT, beim Richtfest traf man sich auf höchster Ebene. Foto: Markus Frohme

Flexibel reagieren können
Als äußerliches Zugeständnis lasse sich die den Beton verkleidende Kalksteinfassade werten, die dem am Weinberg vorzufindenden Muschelkalk entspreche. Zum einen, um
mit deren etwas rauerer Oberfläche eine Brücke zu den noch vorhandenen Mauerresten der einstigen Henschel-Villa zu schlagen, zum anderen, um damit den Eindruck zu erwecken, das Museum, dessen begehbares Dach überdies einen herrlichen Ausblick bietet, stehe schon sehr lange dort. Es sei von großer Bedeutung, dass ein möglichst breites Publikum angesprochen werde, „und nur ein modernes Gebäude kann den damit verbundenen Anforderungen gerecht werden“, so Kilian Kada, „ein Gebäude, mit dem man sehr flexibel reagieren kann. Es muss die Leute abholen, bei ihnen den Wunsch wecken: Da will ich nochmal hin!“

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