Führung und Selbstwert

BKK Wirtschaft und Finanzen und Regionalmanagement informierten Unternehmen über Maßnahmen zur Mitarbeitergesundheit. Ehrengast war Babak Rafati. „Unterbewusst machen es Frauen genau richtig“, erklärte Babak Rafati am 18. Januar auf Schloss Garvensburg in Züschen. „Wenn sie einen schlechten Tag an der Arbeit hatten, erzählen Sie beim Abendessen davon, reden sich alles von der Seele.“

Babak Rafati (links im Bild). Foto: Florian Funck

Babak Rafati (links im Bild). Foto: Florian Funck

Bei Männern sei das anders, sie fräßen die Sorgen lieber in sich hinein, um keine Schwäche zu zeigen. Stattdessen versuchten sie den Frauen oft noch zu erklären, wie sie die geschilderten Probleme lösen könnten. Bevor Gender-Expertinnen und -Experten jetzt fünf Euro für die Chauvi-Kasse fordern: Es sei dahingestellt, ob diese Rollenverteilung pauschal zutrifft. Aber, dass (beruflicher) Stress krank macht, wenn man ihn in sich hineinfrisst, steht wohl außer Frage. Und kaum einer kennt die Folgen besser als Babak Rafati.

Vom Aufstieg zum Fall
Der einst schillernde Bundesliga-Schiedsrichter hatte zu seinen Glanzzeiten mit Fußballgrößen wie Reus, Beckham und Özil auf dem Platz gestanden und Stärke ausgestrahlt. Wie Erfolgs- und Leistungsdruck, Erwartungen von Chef und Fußballfans, Pech und Fehlentscheidungen eine Abwärtsspirale bildeten, die ihn schließlich bis zum versuchten Selbstmord trieb, erzählte er seinem Publikum auf der Informationsveranstaltung „Gesund. Stark. Erfolgreich“, zu der die BKK Wirtschaft und Finanzen gemeinsam mit dem Regionalmanagement eingeladen hatte. Neben dem prominenten Ehrengast begrüßten die Veranstalter auch Vertreter regionaler Unternehmen, die ihre positiven Konzepte zur Verbesserung der Mitarbeitergesundheit als Beispiele aus der Praxis darstellten.

Dass Mitarbeitergesundheit in Zeiten einer alternden Gesellschaft und der globalisierten Wirtschaft eine immer bedeutendere Rolle für den betrieblichen Erfolg spielt, machte BKK-Chef Björn Hansen deutlich. Entsprechend viele Maßnahmen gebe es für die Gesunderhaltung der Beschäftigten. Regionalmanager Holger Schach berichtete vom wirtschaftlichen Schaden, der durch 450 Millionen Krankheitstage bundesweit im Jahr entstünde. 50 Milliarden entgangene Wertschöpfung seien die Folge.

Es geht vor allem um Führung
Was man tun kann, um die Mitarbeitergesundheit zu fördern, zeigte Hannelore Kessler-Dippel von der Technoform Bautec GmbH auf. „Es geht um mehr als um Gesundheitskurse, es geht vor allem um Führung“, machte sie deutlich. Eine Blaupause gebe es aber nicht. Vielmehr seien Konzepte zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter so individuell wie das Unternehmen selbst. Ihre Faustformel: Kundennutzen, Unternehmensnutzen und Mitarbeiternutzen müssen sich die Waage halten. Technoform schaffe für seine Mitarbeiter einen gesunden Rahmen, biete ihnen zum Beispiel flexible Arbeitszeiten und -orte, freie Getränke und Bio-Obst, Rückzugsmöglichkeiten und Eingabemöglichkeiten für Ideen sowie kostenlose Massage- und Fitnessangebote. Auch arbeite man mit den Kasseler „Alltagslotsen“ zusammen, denen sich Mitarbeiter in problematischen Lebenslagen anonym anvertrauen könnten. Seit 2007 sei man zertifiziert für familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik.

Vorbild dafür, wie man es nicht macht
Als Paradebeispiel für falsche Denkmuster im Berufsalltag stellte sich Babak Rafati vor. Was Stress bedeute, habe er selber erlebt und zum Glück überlebt, erklärte der ehemalige Schiedsrichter. Er sei heute ein Vorbild, wenn auch dafür, wie man es nicht macht. Aus eigener Erfahrung wisse er: „Es kann jeden treffen.“ Er schilderte aber nicht nur seinen Aufstieg und Fall, sondern teilte mit dem Publikum auch seine daraus gewonnenen Erkenntnisse. So müsse man mehr auf sich selbst hören, denn „wer nach außen schaut, der träumt, wer nach innen schaut, erwacht“. Selbstakzeptanz sei wichtig, mit allen Fehlern, die man habe.

Wir glauben, was wir denken
Auch auf das richtige Gedankenmanagement komme es an. „Das Schlimme ist, wir glauben alles was wir denken“, unterstrich er. Man müsse die Dinge sachlich sehen, dürfe sich nicht reinsteigern. „Der Job macht uns nicht krank. Getrieben von Erwartungen, Annahmen und Glaubenssätzen geraten wir in Konflikte mit uns selbst.“ Wenn man die Zusammenhänge, Ursachen, Motive, Menschen und sich selbst besser verstehe, habe man nichts mehr zu verlieren.

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