www.jerome-kassel.de 15 JÉRÔME STADT sondern international zum Einsatz kommen. Martin Bosch ist gerade aus Tokio zurück – dort wird eine mächtige Bosch-Orgel von einer Kirche in die andere geschafft. Die Orgel in Tokio ist die größte, die von ihm und seinen Mitarbeitern je gebaut worden ist: zwölf Meter hoch, fünf Tonnen schwer, 3.000 Pfeifen. Rund 20.000 Arbeitsstunden, so schätzt der Experte, stecken in diesem Musikinstrument. Auch in Neuseeland, im Libanon, in der Schweiz, in Korea und den USA erklingen Bosch-Orgeln. Neue Märkte erschließen und viel unterwegs sein, dass gehört für Martin Bosch zum Firmenleben dazu. Regional und international unterwegs Ebenso selbstverständlich wie er in der Welt unterwegs ist, kehrt er immer wieder zum Firmenstandort in Nordhessen zurück. „Hier hat sich enorm viel getan, die Region ist wirtschaftlich viel attraktiver geworden“, sagt der Niestetaler, der seit Jahren im Verein „Pro Nordhessen“ aktiv ist. Größte Orgel ging nach Tokio Seine Firma betreut den Orgelbau vom Konstruktionsplan bis hin zum ersten Ton – in Tokio hat er bis zur Einweihung der ersten Bosch-Orgel ein Jahr mit seinen Mitarbeitern gearbeitet. Das Orgel-Design, so sagt der 43-Jährige, ändere sich ständig. Es müsse jeweils zur Kirche und den unterschiedlichen Baustilen passen. Von der fertigen Orgel müssten am Ende alle etwas haben: Die, die sie anschauen, die die sie hören, die, die sie spielen. Orgelbau ist eine Wissenschaft Bevor eine Orgel eingeweiht wird, wird sie von Orgelsachverständigen abgenommen und geprüft. Der Orgelbau und das Orgelspiel ist eine Wissenschaft für sich. Nicht nur Verarbeitung und Design, auch Klang und Wirkung im Kirchenraum werden überprüft. Die Wünsche der Kunden sind ganz unterschiedlich. „In Süddeutschland sind die Klangvorstellungen andere, als in Norddeutschland“, erklärt der Fachmann. Verschiedene Baustile und verschiedene Musikstile beeinflussen und beeinflussten auch den Orgelbau. Jede Orgel ist ein Klang-Unikat Wie die Orgel dann gespielt wird, das ist die nächste Wissenschaft. Hände, Füße, Kopf und Herz müssen im Einsatz sein, koordinieren und aus Tönen Klänge machen. Das erfordere viel Geschick, sagt der Chef. Der natürlich spielen und vor allen Dingen auch sehr gut hören kann. Zu Hause habe er keine Orgel in der Wohnung, allerdings ein Klavier, verrät er. Im Schauraum der Firma können Kunden sich ganz unterschiedliche Orgelmodelle ansehen und anhören. Von der kleinen Transportablen bis hin zum monumentalen Bau. Mit Geduld und Handwerkskunst In Kassel wird beispielsweise in der Christuskirche in Bad Wilhelmshöhe oder in der Martinskirche auf einer Bosch-Orgel gespielt. Die Reparatur und das Restaurieren von Orgeln gehören zum Geschäft dazu. Der Beruf des Orgelbauers erfordert nicht nur Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen und die Liebe zu Klang und Musik. Er erfordert vor allen Dingen auch Geduld. Und eine gute körperliche Verfassung. Allein die Pfeifen können pro Stück 200 Gramm, aber auch 400 Kilo wiegen. Martin Bosch hat zwei Auszubildende im Betrieb, die das Orgelbau Handwerk beim ihm von der Pike auf lernen. Bauen für die Ewigkeit Wenn er nicht unterwegs ist, um für die Bosch- Orgeln zu werben, so ist er ganz schnell wieder mittendrin im Orgelbau „mit den Händen etwas schaffen“, das sei toll. Auch das Gefühl von Ewigkeit, das mit dem Bau einer Orgel verbunden sei, habe seinen Reiz. Wenn Martin Bosch entspannen will, dann fährt er Motorrad, angelt oder reist in den Norden. Das Wichtigste aber, erzählt er, sei die Zeit mit der Familie und ganz besonders mit dem acht Monate alten Sohn. Der vielleicht später Orgeln bauen wird, in jedem Fall aber in Niestetal eine Straße findet, die ihn immer an die Traditionsfirma erinnern wird, in die er hineingeboren wurde: Dem Firmengründer wurde die Werner-Bosch-Straße gewidmet.
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