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Ambulantes KinderPalliativTeam Nordhessen im Aufbau – Wenig Unterstützung durch Politik und Krankenkassen Von Ralph-Michael Krum 20 www.jerome-kassel.de JÉRÔME STADT Ein steiniger Anfang oder aller Anfang ist schwer … Man kann schwerstkranken Patienten, die man vier oder fünf Jahre behandelt hat, einfach nicht sagen, dass man nichts mehr für sie tun kann.“ Ein Satz, der an Klarheit nicht zu wünschen übrig lässt, ein Satz aber auch, der deutlich macht, welch bewundernswerte Berufsauffassung dahinter steht. Das Zitat stammt von Dr. Thomas Voelker, Kinderarzt und Kinderonkologe der Kinderklinik am Kasseler Klinikum, und er kümmert sich um die, die ihn am nötigsten haben: Um Eltern, die ihr Kind verlieren werden. Um Kinder, die sterben müssen. Gerade solche Menschen lässt man nicht allein. Sein kleines Team hilft ihm, wo es kann. Das kann man von Krankenkassen und Politikern nicht gerade behaupten. Palliativ: Darum geht’s Palliativ. Das Gegenteil von kurativ. Während der zweite Begriff die Heilung von Menschen bezeichnet, geht es in der Palliativmedizin darum, jene Zeit, die noch bleibt, mit möglichst viel Lebensqualität zu erfüllen, Leiden zu lindern – medizinisch, psychisch und spirituell. Ein großer Aufwand für das Kasseler Team, denn sie versehen ihren Dienst auch ambulant, kommen also zu allen betroffenen Familien in ganz Nordhessen nach Hause. Bisherige Finanzierung ist wacklig So viel Engagement will finanziert sein. Zwei Ärzte, drei bis vier Schwestern, eine Betreuerin für den psychosozialen Bereich, dazu die nötige Infrastruktur – „das kostet zwischen 550.000 und 600.000 Euro pro Jahr“, rechnet Prof. Dr. Michaela Nathrath, Direktorin der Klinik für Kinderonkologie, vor. Der Haken ist: Die Krankenkassen stellen sich bislang stur. Sie zahlen pro Patient lediglich den Tarif, der auch Erwachsenen zusteht. Die betroffenen Patienten aber sind Kinder und deren Familien, der Zeitaufwand für sie ist deutlich höher als bei Erwachsenen. „Wir kümmern uns intensiv pflegerisch und medizinisch um die betroffenen Kinder und Jugendlichen, parallel dazu führen wir lange, dringend notwendige Gespräche mit den Eltern bzw. Geschwisterkindern“, sagt Voelker. Hinzu kommen lange Anfahrwege. Das Resultat: Hohe Kosten bei aktuell geringer Unterstützung durch die Krankenkassen. Wenn überhaupt. Bislang lebt das Kinderpalliativteam des Klinikums zum größen Teil von Spenden. „Das kann es aber doch nicht sein“, schüttelt der Mediziner den Kopf. „Wir reden hier von Kindern und Jugendlichen und deren Schicksalen.“ Seit 2007 besteht auch für diese Patienten nach § 37b SGB V ein Rechtsanspruch auf eine adäquate häusliche Palliativversorgung. „Da kann es doch nicht angehen, dass wir uns von Spenden finanzieren müssen“, erklärt Dr. Voelker „Aber es gibt aktuell kein Angebot der Krankenkassen, das auch nur annähernd die Kosten für die Arbeit unseres KinderPalliativTeams abdeckt. Ohne Vertragsabschluss ist die Etablierung von festen Strukturen unsererseits derzeit jedoch nicht möglich“, erklärt Prof. Dr. Nathrath die unzureichende Situation. Es sei großartig, wie das Team bislang von Kasseler Unternehmen unterstützt worden sei, „aber das Land hat uns bisher die Anschubfinanzierung verweigert, niemand äußert sich dazu.“ Gespräche mit Politikern verliefen bislang ohne konkrete Ergebnisse, einen Rechtsanspruch auf eine angemessene finanzielle Unterstützung gebe es leider bislang nicht. „Die Spenden, die wir bislang bekommen haben, lassen es bisher nicht zu, nachhaltige Strukturen in Nordhessen zu etablieren, wenn unsere Spendenmittel ausgeschöpft sind ist Schluss, dann kann das Team seine Arbeit nicht fortsetzen.“ Jérôme-Leser können helfen Da es derzeit völlig offen ist, ob die Politik bzw. die Krankenkassen dem KinderPalliativTeam Nordhessen eine ausreichende Finanzierung für ihre schwierige Tätigkeit anbietet, bieten wir allen JEROME Lesern an dieser Stelle die Möglichkeit, seine Arbeit mit Spenden zu unterstützen. Beiträge, gleich welcher Höhe, können Sie auf die unten aufgeführten Konten einzahlen. Wir sagen jetzt schon einmal vielen Dank dafür! Ihre Spende hilft helfen Holzhauer-Stiftung für krebskranke Kinder Verwendungszweck „KinderPalliativTeam“ Kasseler Bank Konto-Nr.: 17 86 08 BLZ: 520 900 00 IBAN: DE55 5209 0000 0000 1786 08 BIC: GENODE51KS1 Deutsche KinderPalliativStiftung Deutsche Bank Spendenkonto 35 33 00 BLZ: 100 700 00 IBAN: DE79 1007 0000 0035 3300 00 BIC: DEUTDEBBXXX Verwendungszweck „SAPV Nordhessen“ Foto: Mario Zgoll Fünf, die sich um sehr kranke Kinder kümmern: Diplom-Sozialpädagogin und Teamkoordinatorin Christiane Engelmohr, Pflegekraft Martina Fröhlich, Prof. Dr. Michaela Nathrath, Direktorin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, sowie die Kinder- und Jugendärzte Dr. med. Martina Rodehüser und Dr. Thomas Voelker (v.l.)


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