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www.jerome-kassel.de 37 JÉRÔME FEUILLETON Dass nicht alles gut und die Aussichten keineswegs rosig waren, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Leuer war als Geschäftsführer der Kulturfabrik eingestellt. Sein Gehalt: 16.500 Euro. Jährlich. Brutto. Macht 1.375 Euro pro Monat. Immer noch brutto. In den Haushaltsentwürfen für die Jahre 2003 und 2004 arbeitete der Verein beispielsweise ohne Gewinn, erwirtschaftete trotz Förderung durch Stadt Kassel und Land Hessen eine glatte Null. Diese Förderung allerdings war vergleichsweise gering. So gering, dass der damalige Kulturdezernent Volker Schäfer öffentlich von einer Förderung durch die Stadt „auf einem beschämend niedrigen Niveau“ sprach. Dennoch hagelte es Preise und Auszeichnungen für die Kulturfabrik. Darunter auch der Kulturförderpreis des Stadt Kassel im Jahr 1994. Die letzten Türen gingen zu Nach der Übernahme des Geländes durch den Bad Hersfelder Unternehmer Dennis Rossing, nach dem Scheitern sämtlicher hochtrabender Pläne, angefangen vom Bau einer Multifunktionshalle bis hin zum nicht erfolgten Teilumzugs des Rathauses, steht Salzmann seit einigen Monaten endgültig leer, die letzten Mieter schlossen zum Jahresende die Türen ab. Klares Nein zu Einkaufszentrum „Die Berichterstattung über Salzmann ist gut, einfach deshalb, weil sie das Thema Salzmann immer wieder ins Bewusstsein der Leute bringt“, sagt Oliver Leuer. Das aber sieht beispielsweise die Industrie und Handelskammer Kassel-Marburg anders. „Ermüdend“ findet Ulrich Spengler, stellvertretender IHK-Geschäftsführer, die Diskussionen um Salzmann. Rossings wiederholtem Vorschlag, auf dem brach liegenden Gelände 6.000 Quadratmeter Einzelhandel unterzubringen, erteilt er eine deutliche Absage. Dieser Vorschlag, so Spengler, entspreche weder einer gezielten Stadtentwicklung noch den Bedürfnissen des Stadtteils. Rossing gehe es ausschließlich darum, das mehrfach gescheiterte Projekt doch noch zu finanzieren. Er könne sich vorstellen, dass im Gebäude von Salzmann Studentenwohnungen entstünden, dazu auch Flächen für Dienstleitung oder nicht zentrenrelevanten Handel, so Spengler. Auch der Einzelhandelsverband Hessen-Nord zieht da nicht mit, sieht keinen Bedarf für ein Einkaufszentrum. Rückkehr? Endstation! Damit dürften Oliver Leuers zumindest theoretische Pläne für eine Rückkehr zu Salzmann endgültig geplatzt sein. Man brauche dafür ein Konzept für Salzmann, das durch feste Mieter finanziert würde. Stattdessen: „Die Stadt tut nichts für die Weiterentwicklung des Geländes, obwohl sie in der Verantwortung ist.“ Die Ersatzspielstätte der Kulturfabrik Am Kupferhammer in der Leipziger Straße dürfte, wenn die Verantwortlichen seitens der Stadt nicht doch noch zur Besinnung kommen, somit wohl die letzte Station der Kulturfabrik sein. Die Endstation. Er selbst sieht es mit Galgenhumor. „Ist irgendwie schon ein Wunder, dass ich nach 28 Jahren immer noch davon lebe – auf extrem niedrigem Niveau, aber ich lebe immer noch.“ Wenn Oliver Leuer heute die alte Fabrik besucht, dann meist, weil er dort Fototermine hat – aber auch ein wenig aus nostalgischen Gründen


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