JÉRÔME WIRTSCHAFT Neuer Wind unter den Flügeln Über öffentliche Stimmung, Vertrauen und Kennzahlen – Interview mit Flughafen-Chef Ralf Schustereder Es gibt Ladenbetreiber im Flughafen, die einen lange erhofften Aufwärtstrend verspüren, auch in Sachen Stimmung. Das ist auch bitter nötig, denn was hat es nicht alles an Kritik gegeben an diesem Regionalflughafen, den viele Gegner schon beerdigt sahen, ehe der erste Spatenstich zu seinem Bau gesetzt war. Alles, wirklich alles, wurde in die vorzeitige Grabrede einbezogen. Die Region gebe ordentliche Fluggastzahlen nicht her, zudem gebe es in erreichbarer Nähe mit Paderborn, Frankfurt und Hannover genug Flugplätze. Die Zufahrtwege seien nicht genug ausgebaut. Und, und, und … Und dann kamen, als hätten die Gegner sie herbeigeredet, die Pannen. Flüge wurden gestrichen, Passagiere umgeleitet, eine Partner-Airline flog in die Pleite. Fast folgerichtig, dass sich gerade aus Südhessen kübelweise mediale Häme ergoss über das ehrgeizige, aber leider in der miesen, öffentlichen Meinung ertrunkene Großprojekt. Und gegen genau diese öffentliche Stimmung muss Ralf Schustereder ankämpfen. Seit April ist der neue Flughafen-Chef im Amt, löste seine Vorgängerin Maria Anna Muller ab. Über sie möchte der 49-jährige Schustereder, der bislang Geschäftsführer des Kairoer Flughafens war, im Interview mit Jérôme nicht sprechen. Dafür aber, was er alles tut, um Kassel-Calden von weiteren Turbulenzen fernzuhalten. Jérôme: Was waren Ihre ersten Taten als Chef in Calden? Ralf Schustereder: Das erste, was ich gemacht habe, waren erst einmal viele Gespräche mit meinen neuen Mitarbeitern zu führen. Für mich ist es wichtig, zuerst einmal ein Gefühl für die zu gewinnen, mit denen ich zusammenarbeite, denn ich sehe meine Arbeit hier als Teil einer Teamarbeit. Jérôme: Aber Sie sind der Kopf, sind das neue Gesicht des Flughafens. Es ist doch an Ihnen, voranzugehen und die Situation zu verbessern. Schustereder: Das ist richtig, und das tue ich auch. Ich habe viele Gespräche mit den Medien und mit der Politik geführt, und das tue ich noch immer. Es ist bei der Beurteilung der Situation wichtig, zu verstehen, dass nicht nur das Jahr 2013 ein für die Luftfahrtindustrie schwieriges war, sondern dass sich in in den vergangenen 15, 20 Jahren der Luftverkehr insgesamt verändert hat. Viele Verbindungen wie Köln–Frankfurt existieren nicht mehr, außerdem gab es eine Abwanderung aus existierenden Flughäfen. Paderborn beispielsweise hat fast neun Prozent, das sind 350.000 Passagiere, ver- Muss gegen Negativstimmung in der Bevölkerung und das schlechte Image von Kassel-Calden ankämpfen: Flughafen- Chef Ralf Schustereder Fotos: Mario Zgoll Von Ralph-Michael Krum
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