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Nicht Däumchen Wirtschaftsforscher Matthias Sutter (links) im Gespräch mit Jérôme-Chefredakteur Björn Schönewald drehen und warten Verhaltensökonom Matthias Sutter im Jérôme-Interview Spieltheorie, experimentelle Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspsychologie sind die Steckenpferde von Prof. Matthias Sutter. Als einer der führenden Experimental-Ökonomen im deutschsprachigen Raum untersucht er das ökonomische Entscheidungsverhalten von Individuen und Gruppen. Bei einem Treffen in Kassel erzählte der sympathische Österreicher Jérôme von seiner Forschungsarbeit und gab Einblicke in sein neues Buch „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“. Jérôme: Sie haben zunächst Theologie studiert und sind anschließend Volkswirtschaftler geworden. Was treibt Sie an? Wollen Sie den Menschen verstehen? 38 www.jerome-kassel.de Matthias Sutter: Ich verstehe mich als Verhaltensforscher, der im Wesentlichen Dinge untersucht, bei denen es um monetäre Motivationen geht. Aber eigentlich will ich menschliches Verhalten verstehen. Das ist das, was ich tue. Jérôme: In der experimentellen Ökonomie gibt es kaum eine Entscheidungssituation, die sich nicht erforschen lässt. Wie funktioniert das? Sutter: Stellen Sie sich vor, Sie wollen zum Beispiel Verhandlungsverhalten studieren. Sie nehmen eine Gruppe von Leuten und lassen jeden einzelnen über die Verteilung eines Kuchens zwischen ihm und einer anderen Person entscheiden. Die andere Person kann den Vorschlag annehmen oder sie lehnt ihn ab und beide gehen mit Null nach Hause. Jérôme: Welche Erkenntnis gewinnt man hierdurch? Sutter: Hier geht es in erster Linie um Fairness- Vorstellungen. Mein ehemaliger Mentor und Chef in Jena, der Direktor des Max-Planck-Instituts Werner Güth, war der erste, der so einen Test gemacht hat. Ultimatumspiel nennt sich das. Güth hat damit gezeigt, dass Standardannahmen der Verhaltenswissenschaft überhaupt nicht hinhauen. Es funktioniert nicht zu sagen neun für mich, eins für Sutter, der wird schon gescheit sein und das eine nehmen, anstatt das abzulehnen. Wenn ich


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