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www.jerome-kassel.de 27 JÉRÔME FEUILLETON Von Georg Pepl Der gebürtige Detmolder Alexander Hannemann studierte Klavier, Kontrabass und Dirigieren. Bereits während seines Studiums war er als Lehrbeauftragter an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ tätig und dirigierte zahleiche Konzerte in und um Berlin. Nach Engagements in Wittenberg, Kopenhagen, Innsbruck und Linz kam er nach Kassel. Wir sprachen mit ihm über seine Probenarbeit und das Musical „The Sound of Music“, dessen Premiere er am 1. November im Opernhaus leitet. Jérôme: Herr Hannemann, wie kamen Sie zur Musik? Alexander Hannemann: Durch meine Eltern. Mein Vater hatte als Jazzer einen Kontakt in die Jazzszene, meine Mutter überredete mich, mal in ein Klavierhaus mitzukommen. Ich bekam zuerst von einem Jazzpianisten Unterricht, später begeisterte ich mich für Chopin und schwenkte zur Klassik um. Ich hörte meinen späteren Lehrer in einem Konzert – er war zufällig Kunde im Buchladen meiner Mutter. Schließlich wurde ich sein einziger Privatschüler und hatte bis zu drei Mal am Tag Klavierunterricht. Jérôme: Wie ging es weiter? Hannemann: Ich machte viel Kammermusik und merkte, dass ich gern probe. Gemeinsames Muszieren macht sehr viel Freude. Ich erinnere mich außerdem an ein prägendes Erlebnis mit Orchestermusik: Nach einer Party hörte ich im Auto mit Freunden eine Aufnahme von Strawinskys „Le sacre du printemps“. Jérôme: Ist der gemeinschaftliche Aspekt auch beim Dirigieren von Bedeutung? Hannemann: Ja, selbstverständlich, das ist ja das Spannende: Dass etwas in Zusammenarbeit entsteht, dass man die Musiker mitnimmt. Ich versuche bei dem Solo eines Musikers zu erfassen, was er oder sie vorhat. Dann überprüfe ich, ob es sich mit dem deckt, wie ich selbst den großen Bogen spannen möchte, und entscheide, ob ich mitgehe oder einen eigenen Impuls gebe. Dieses Im- Moment-Entstehen-Lassen ist unglaublich faszinierend – erst recht mit Sängern, weil die jeden Abend eine andere Verfassung haben können. Jérôme: Worin besteht die Tätigkeit eines Koordinierten EINRICHTUNGEN MIT STIL UND WERT Unser Geschenk zum 50. Geburtstag der Conseta: Leder zum Stoff-Preis. Und Stoff zum Vorzugspreis. Dieses zeitlich begrenzte Angebot gilt für alle Conseta-Modelle, alle Leder aus der Dura- und Semi-Kollektion und alle COR Bezugsstoffe. Trotz Baustelle sind wir über die Goethestraße gut erreichbar. Parkplätze finden Sie dort oder in der Westerburgstraße. 1. Kapellmeisters? Hannemann: Er dirigiert eigene Produktionen und dirigiert auch viele Produktionen nach. Das heißt, neben den eigenen Einstudierungen übernehme ich Stücke von den anderen Dirigenten. Außerdem assistiere ich bei szenischen Proben mit den Sängern, während die Kollegen mit dem Orchester proben. Jérôme: Worauf kommt es bei szenischen Proben an? Hannemann: Ich bin dafür zuständig, dass der Regisseur ordentlich proben kann. Ich muss mich zudem sehr gut informiert haben, was der Hauptdirigent der Produktion möchte. Bei einer szenischen Probe spielt ein Pianist den Orchesterpart, und ich dirigiere. Oft muss ich auch singen. Sänger sind empfindlich, wenn sie den ganzen Tag zu tun haben, sie schonen sich bei der Probe. Wenn nötig, springe ich ein. Deshalb muss ich die Stücke sowohl dirigieren als auch singen können. Jérôme: Singen Sie gegebenenfalls die hohen Stimmen? Hannemann: Natürlich nur in meiner Tonlage. Das führt manchmal zu lustigen Proben. Wenn man versucht, eine Sopranpartie in Baritonlage wiederzugeben, konterkariert das natürlich den ursprünglichen Inhalt. Jérôme: Mussten Sie schon kurzfristig bei einer Abendvorstellung als Dirigent einspringen? Hannemann: Ja, aber es kommt nicht so häufig vor. Ich sprang zum Beispiel bei Aribert Reimanns „Lear“ ein. Ich bin so ein bisschen wie ein Joker. Das macht Spaß, da sich mein Repertoire schnell vergrößert. Jérôme: Wie viele Vorstellungen hatten Sie in der vergangenen Spielzeit? Hannemann: Es waren 44, die meisten hatte ich als Dirigent, einige als Pianist. Jérôme: Kommen wir zu Ihren eigenen Produktionen, zu den Stücken, die Sie mit dem Orchester einstudieren. Im November feiert das Musical „The Sound of Music” von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II Premiere. Nach diesem Stück über die legendäre Trapp-Familie führen Sie im Mai des kommenden Jahres mit Luciano Berios Oper „Un re in ascolto“ in eine ganz andere Welt… Hannemann: Das Berio-Stück ist sehr komplex, während das Musical mehr in Richtung Filmmusik geht. Es gibt von „The Sound of Music” ja auch eine berühmte Verfilmung mit Julie Andrews. Jérôme: Welche Hits gibt es in „The Sound of Music”? Hannemann: Zum Beispiel das gleichnamige Titelstück oder „My Favorite Things“. Aber auch die weniger bekannten Songs sind sehr eingängig. Übrigens haben wir ein riesiges Vorsingen mit 80 Kindern veranstaltet, um die Kinderrollen optimal zu besetzen. Manche der Kinder sind mit dem Theater überhaupt nicht vertraut. Wir betreuen sie und machen eine richtige Jugendarbeit. „The Sound of Music” Premiere: 1. November, 19.30 Uhr, Opernhaus Kassel. Karten unter (0561) 1094–222.


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