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Zuvor schon erfolgreich mit dem Londoner Kreativ-Kollektiv tomato: Kunsthochschul- Rektor Joel Baumann (45) www.jerome-kassel.de 27 JÉRÔME FEUILLETON Wundervolle Unikate mit Wärme und Wert Ruhe. Ohne sie würden all die außergewöhnlichen Schmuckstücke nicht entstehen können, die Ines Aechtner in ihrer Galerie für zeitgenössischen Schmuck ihren Kundinnen präsentiert. Unikate sind es, zeitlose zudem, die unter den geschickten Händen der gelernten Juwelen-Goldschmiedin Gestalt annehmen. Am liebsten arbeitet Ines Aechtner mit edlen und wertvollen Materialien wie Platin oder Weißgold. Ihre ganz große Liebe aber gehört dem Roségold. „Dieses wundervolle Material hat eine sehr warme Eigenschaft, und diese Wärme des Roségoldes passt schmeichelhaft zu jedem Hautton.“ In ihrer Manufaktur-Werkstatt und dem dazugehörigen Garten findet sie die Ruhe, um ihren unverwechselbaren Schmuck entstehen zu lassen. Die Osnabrückerin Ines Aechtner leitete nach ihrem Umzug nach Nordhessen in Melsungen das Platinstudio Köhler. Im Jahr 1992 eröffnete sie in Innenstadtnähe ihre eigenen Kasseler Ausstellungsräume und Werkstätten. Sieben Jahre lang betrieb sie ihr Geschäft in der Oberen Königsstraße, seit mittlerweile 15 Jahren ist sie in der Friedrichstraße zu Hause. „Hier fühlen wir, ich und mein Team, uns sehr wohl“, sagt die Goldschmiedin, „hier überträgt sich die Ruhe, die wir etwas abseits des Innenstadt- Trubels haben, auch auf unsere Kunden. Das ist wichtig, denn wir legen sehr großen Wert auf die Beratung, möchten, dass jedes Unikat das Gesamtbild seiner Trägerin optimal ergänzt. Anzeige Ines Aechtner, Schmuckdesignerin Und hier finden wir auch die nötige Konzentration, die wir brauchen, um all die einzigartigen Schmuckstücke zu entwerfen, die alle eine eigene Handschrift tragen und dennoch absolut individuell sind.“ Galerie für zeitgenössischen Schmuck Friedrichsstraße 15, 34117 Kassel Telefon (0561) 18402, www.ines-aechtner.de Di.-Fr. 10:30 bis 18:30 Uhr, Sa. 10:30 bis 14:00 Uhr montags vor Weihnachten geöffnet Jérôme: Früher war die Professorenschaft der Kasseler Kunsthochschule bekannt für ihre ausgeprägte Streitlust und heftige Revierkämpfe, zumindest gab es da einige exponierte Vertreter. Wirken diese Strukturen noch fort? Baumann: Obwohl sich die Verhältnisse längst grundlegend gewandelt haben, ist die Kunsthochschule leider immer noch mit diesem Stigma behaftet: Dass da unten in der Aue eine Bande von Verrückten – dem gallischen Dorf bei „Asterix“ nicht ganz unähnlich – sich gegenseitig auf den Kopf haut und jeder einzelne davon froh sein sollte, immer noch eine Professur zu haben ... Aber von diesen Leuten ist längst keiner mehr da. Heutzutage sind wir wirklich eine ganz neue „Bande“, und wir verstehen uns eigentlich alle sehr gut. Wir sind zwar immer noch Individualisten, wir sind starke Köpfe, aber es ist uns allen klar, dass wir wenig erreichen und uns das Leben nur unnötig schwer machen, wenn wir nicht kooperieren. Und das gilt für die Hochschule wie für den Kunstbetrieb. Denn auch dort funktioniert heute nichts mehr ohne Netzwerk, ohne möglichst fruchtbare Kommunikation. Wenn ich etwa in meiner Funktion im Kunstverein arbeite und einen Künstler ausstellen möchte, dann habe ich mit seinen Sammlern zu tun, seinen Galeristen und mit Leuten, die uns die Technik beisteuern, sowie natürlich mit Sponsoren, damit die Ausstellung überhaupt machbar ist. Das geht alles nur auf einer Basis von Höflichkeit und angemessenem zwischenmenschlichen Verhalten. Würde ich da einfach Eitelkeit an den Tag legen und mich mit allen anlegen, wäre das ganz schnell vorbei. Jérôme: Bis zur Neugründung der Kasseler Kunsthochschule im Jahr 2000 – nun teilautonom – konnten Studierende ihre Studiendauer selbst bestimmen. Ist das, nach Einführung der Regelstudienzeit auch für Künstler und Gestalter, immer noch möglich? Baumann: Im Prinzip schon. Die Studenten werden aber heutzutage schon mehr angesprochen, dass sie in Richtung eines Abschlusses kommen. Die Dinge laufen heute einfach anders als noch in den 80er und 90er Jahren. Diese Zeit hatte zwar sehr viel Positives, aber zugleich gab es da sicher auch eine gewisse Verblendung. Ich meine, das war doch eine Hootchie Cootchie-Welt, zumindest in Westdeutschland. Man hatte noch den überschwappenden Rest vom Marshallplan und vieles wurde gefördert oder war fördermäßig aufgebaut – Strukturen, in denen man einfach so leben konnte. Das ist momentan nicht so. Daher kann man den jungen Leuten nicht unrealistisch gegenübertreten und sie einfach machen lassen, denn eines Tages verlassen sie diese Schule und finden sich wieder in einer Welt, in der es dann doch um ökonomische Fragestellungen geht und Dinge wie Geschwindigkeit und Performance plötzlich von Bedeutung sind. Gleichzeitig will ich natürlich nicht, dass jetzt alle nur irgendwelchen Werbeagenturen oder irgendeinem Markt nachrennen. Da muss es ein entsprechendes „Mittelmaß“ geben. Und das ist, so glaube ich, momentan sehr gut hier. Die ausführliche Fassung dieses Interviews gibt es unter www.jerome-kassel.de


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