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Der Anpassungsfähigste überlebt Globalisierung, Preisdruck, Schnelligkeit. Unternehmen sind heute mehr denn je gefordert, ihre Produkte und Dienstleistungen zu optimieren, flexibler zu werden und die Kosten gering zu halten. Welche Anforderungen die heutige Arbeitswelt dabei an sie stellt, darüber sprachen wir mit Julia Esterer, Geschäfts- führerin der Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG, und Ilka Jastrzembowski, Geschäfts- führerin des Beratungsunternehmens für Personal- und Organisationsentwicklung Müller+Partner. 32 www.jerome-kassel.de JÉRÔME WIRTSCHAFT Anforderungen der heutigen Arbeitswelt Jérôme: Frau Esterer, Sie sind 2008 in das Unternehmen Ihres Vaters eingestiegen und haben es komplett umgekrempelt. Julia Esterer: Es war nicht geplant, es komplett umzukrempeln. Ich habe gelernt, dass ich es komplett umkrempeln muss. Bei uns hat die Industriealisierung Einzug gehalten. Wir mussten effizienter werden, unsere Prozesse optimieren und den Output erhöhen – bei gleicher Personenzahl. Da gibt es bestimmte Möglichkeiten, wir haben uns die schlanke Fließfertigung vorgenommen. Wir haben angefangen, die Produkte zu optimieren, zu standardisieren und für eine getaktete Fließfertigung reif zu machen. Jérôme: Sie haben sich damit nicht nur Freunde gemacht im Unternehmen. Esterer: Erstmal war natürlich der Betriebsrat nicht so erfreut, als er gehört hat, dass wir 50 Prozent Produktionszeiten einsparen wollen. Wir haben allerdings in dem Moment versprochen, dass wir mehr Aufträge reinholen, also den Output verdoppeln. Das haben wir geschafft. In der Fertigung gab es Unzufriedenheiten, weil viele handwerkliche Tätigkeiten ausfielen. Wir haben jetzt standardisierte Vorgaben und da kam für viele Mitarbeiter die Sinnfrage auf. Nicht nur, dass sie mehr kontrolliert werden, viel schlimmer ist, dass schöpferische Tätigkeiten weggefallen sind. Jérôme: Es wird also nicht mehr improvisiert? Esterer: Genau. Vorher konnten sie handwerklich ein bisschen „rumfrickeln“, vieles am Produkt selber konstruieren. Heute ist alles vorgegeben. Wir haben jetzt eine hundertprozentige Konstruktionstiefe, fertige Zeichnungen, fertige Teile. Und sie müssen einfach nur noch montieren. Jérôme: Was hat das für Folgen? Esterer: Die Folgen habe ich viel zu spät begriffen. Als ich mal mit meinen Jubilaren Essen war, sagte Von Björn Schönewald Fotos: Mario Zgoll


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