Kolumne Einblick mit Durchblick www.jerome-kassel.de 11 JÉRÔME STADT Vor Kurzem fielen mir beim Aufräumen meine Fotoalben in die Hände. Ich hatte sie ganz lange nicht beachtet. Es sind so Alben, in die ich mühsam Fotoecken geklebt habe. In die ich wiederum sorgfältig meine Fotos hineinschob. Manche Foto sind schon ein wenig vergilbt, manche sowieso unscharf und manche Fotoecken klebten auch nicht mehr richtig. Während ich blätterte musste ich schmunzeln: Die Worte Fotoalbum und Fotoecken – gibt es die eigentlich noch? Kann ich solche Foto-Klebe-Ecken überhaupt nachkaufen? Meine Fotoalben erinnerten mich an meine alte Spiegelreflex-Kamera und an ganz bestimmte Filme, die wir damals bei der Zeitung benutzten. Als Volontäre mussten wir auch fotografieren und die Filme entwickeln – und dann im Fotolabor trockenföhnen. Für mich ziemlich schrecklich das Ganze, ich fürchtete mich regelmäßig vor meiner Foto-Ausbeute. Meistens nicht ganz zu Unrecht. Papier zog ich damals noch durch eine elektrische Schreibmaschine und Tipp-Ex gehörte zu meinem Wortschatz wie zu Schulzeiten der Füller und der Tintenkiller. Oder der Radiergummi. Im Federmäppchen mit Lineal und Zirkel. Vom Turnbeutel will ich gar nicht reden. Schon nostalgischer Charme. Und heißt heute bestimmt auch ganz stylish nicht mehr Turnbeutel, sondern „Work-Life- Balance-Bag“ oder so ähnlich. In meinen Fotoalben ist ziemlich viel von meinem Leben festgehalten. In meinen Handys auch. Aber, wenn sie kaputt gehen oder ich sie nicht mit dem Computer synchronisieren kann, dann halten sie die Fotos eben auch fest. Ich müsste eigentlich endlich mal hunderte von Fotos synchronisieren und ausdrucken, ordnen und einkleben (doch wieder in Fotoalben?) – wenn ich so darüber nachdenke. Denn es macht mir bei Weitem nicht so viel Spaß, Fotos am Computer zu betrachten, wie umzublättern. Ich will sie schon auch aus Papier haben und in die Hand nehmen. Von einem Zimmer ins andere tragen können. Auch mal wütend zerreißen (Das rächt sich spätestens bei der verzweifelten Suche nach dem Negativ.) Gut, im Handy oder der digitalen kleinen Kamera sind die Fotos immer dabei. Aber kaum ist der Akku leer, ist der Spaß vorbei. An Absturz, Viren und Nicht- Sicherung denke ich lieber gar nicht. Auf meinem PC tauchen manchmal Fotos auf, die ich lange vermisst habe. Das geht mir allerdings mit den Alben auch so. Demnächst treffe ich mich mit meinen ehemaligen Mit-Konfirmanden. Ich verschweige mal die Jubiläumszahl. Als wir uns im Café trafen, um die Feier vorzubereiten, hatten alle ihre Handys dabei. Die Kommunikation klappte. Das Konfirmations- Foto fehlte. Keiner hatte es dabei. Ich soll nun in meinen Alben weitersuchen. Aber ich weiß nicht, ob ich das Foto wirklich finden will. Nur die Ausrede „abgestürzt und auf der Festplatte verschollen“, die gilt nicht mehr... In diesem Sinne schöne Urlaubs-Fotos und eine gute Zeit wünscht Petra Nagel Foto: Mario Zgoll Kassel empathisch 47. Kasseler Gespräch mit Petra Nagel am Donnerstag, 27. August, ab 19.30 Uhr im Café Nenninger. Gastgeberin Petra Nagel hat wieder spannende Gäste eingeladen, die viel zu erzählen haben. Unter anderem mit dabei ist Geriater Prof. Dr. Werner Vogel. Er war bis zu seinem Ruhestand Chefarzt und Ärztlicher Direktor des Ev. Krankenhauses Gesundbrunnen in Hofgeismar, der ältesten Geriatrie Deutschlands. Kassels Uni-Präsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep wird zu Gast sein, er geht nach 15 Jahren an der Spitze der Universität Kassel in den Ruhestand – und ist begeistert von der Universität und der Region. Jan Uhlenbrock ist Koordinator beim Hospizdienst Hofgeismar, er wird von seiner Arbeit für schwerstkranke Menschen erzählen. Und Ulrike Schörghofer kommt aus Hannover angereist – sie fertigt Kleidung für musikalische Herausforderungen, „taktstoff “ heißt ihre Idee. Die Erfinderin und Moderatorin der Kasseler Gespräche, Petra Nagel Adresse: Café Nenninger, Friedrichsplatz 8, Kassel, Reservierungen erbeten, Telefon: (0561) 7661690, Eintritt: 9 Euro Foto: nh
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