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www.jerome-kassel.de 17 JÉRÔME STADT Früchte des Ansporns Ausstellung „neue enden“ im Kasseler Kunstverein Beim Auftakt der spektakulären Schau: Udo Wendland (Impulse für Kassel Stiftung), Sabine Maria Schmidt (Kuratorische Leiterin), die Organisatoren Silvia und Lutz Freyer, Kunstberaterin Christa Thiel und Michael Krath (Kasseler Sparkasse) (v.l.) Foto: Mario Zgoll ersten Künstlern, die schon zu Lebzeiten ihr späteres Grabmal in der von Harry Kramer initiierten Künstler-Nekropole im Habichtswald geschaffen hatten. Dass sein dortiger Sarkophag nun doch leer bleibt, konnte der letztlich in seinem Heimatort Breech bei Göppingen beigesetzte Künstler, der Von Jan Hendrik Neumann Das wohl Beste, das man einem Kunsthochschul- Professor am Ende seiner Laufbahn nachsagen kann, ist zweifellos, dass er stets darauf bedacht war, eigene Eitelkeiten weitgehend im Zaum zu halten und stattdessen in Wort und Werk nachhaltig inspirierend auf seine Studenten zu wirken, um diese mit Verve zu unverwechselbaren, vorzugsweise auch noch erfolgreichen künstlerischen Eigenleistungen zu führen. So gesehen muss Fritz Schwegler, von 1973 bis 2001 an der Kunstakademie Düsseldorf tätig, ein bemerkenswert talentierter Pädagoge und Künstler gewesen sein, dem zwei seiner ehemaligen Studenten, das Kasseler Künstlerpaar Silvia und Lutz Freyer, nun im Kasseler Kunstverein eine ihm und seinem Wirken würdige Ausstellung gewidmet haben. Denn in deren Mittelpunkt stehen nicht die Werke des 2014 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Schwegler selbst, sondern ausschließlich die von 36 seiner ehemaligen Studenten, von denen sich zahlreiche als renommierte Künstler profilieren konnten, etwa als Teilnehmer internationaler Ausstellungen wie der Biennale in Venedig oder der documenta, darunter Sonja Alhäuser, Alice Creischer, Thomas Demand, Christian Philipp Müller, Norbert Radermacher, Thomas Schütte und Gregor Schneider. Ein Mann, zwei Gräber Es war ein bewegender Moment, als Silvia und Lutz Freyer bei der Ausstellungseröffnung – zu der nahezu alle ausstellenden Künstler eigens angereist waren – vom Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Professor berichteten, nicht allzu lange vor dessen unerwartetem Tod. »Ich war zu aufgeregt, Silvia musste für uns klingeln«, so Lutz Freyer. Von der Idee einer ihm zum 80. Geburtstag gewidmeten Ausstellung im Fridericianum sei Schwegler gleich begeistert gewesen: »Er hat sofort gesagt: Ich komme! « Für den als Maler, Zeichner, Bildhauer, Schriftsteller und Musiker tätigen Künstler, der sowohl Teilnehmer der legendären 1972er documenta 5 von Harry Szeemann wie auch der 1987er documenta 8 von Manfred Schneckenburger war, stand es ohnehin fest, das sein Name mit Kassel verbunden bleiben sollte, denn er zählte zu den seine Einfälle durchnummerierte – zuletzt wurden 2011 auf einer Eislinger Kreisverkehrsinsel Nummer 4675, 6535 und 7737 realisiert – nicht mehr beeinflussen. Seinem hintergründigen Humor gemäß, würde ihn die jetzige Ausstattung mit gleich zwei Gräbern indes wohl auch kaum stören.


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