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www.jerome-kassel.de 37 JÉRÔME WIRTSCHAFT wende ist kein Selbstläufer: Unsere Region muss dringend wieder aktiv mehr Tempo aufnehmen. Jerome Kassel: Was ist die Ursache für diesen Trend? Volker Wasgindt: Leider hat die Politik mit den letzten Reformen des Erneuerbare-Energien- Gesetzes die Rahmenbedingungen massiv verschlechtert, und potenzielle Akteure sind verunsichert und Investitionen werden zurückgehalten. Dabei lohnen sich Investitionen gerade jetzt, besonders im Bereich der Photovoltaik, da die Preise stark gesunken und Solarstrom vom Dach inzwischen günstiger ist als der Strom vom Energieversorger. Zudem müssen wir leider auch immer wieder feststellen, dass es an Wissen mangelt über die Chancen der Erneuerbaren Energien für jeden Einzelnen. Schließlich stehen die Erneuerbaren Energien für lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Jérôme Kassel: Es kursiert das Gerücht, dass die besten Dachflächen in der Stadt Kassel in den vergangenen Jahren bereits mit Photovoltaikanlagen belegt wurden? Volker Wasgindt: In der Stadt Kassel stehen rund 30.000 Flächen zur Verfügung, von denen gerade mal 1.000 Flächen für die Solarenergie genutzt werden. Natürlich kann die Stadt Kassel ihren Anteil der Energieversorgung nicht allein stemmen: So muss perspektivisch ein Teil auch durch beispielsweise Windenergie aus dem Landkreisen gedeckt werden. Aber gerade vor diesem Hintergrund sehen wir die Photovoltaik als die große Chance für die Stadt Kassel. Hier kann und muss noch weit mehr umgesetzt werden, nicht nur auf Privatdächern, sondern vor allem auch auf kommunalen und öffentlichen Gebäuden. Dies gilt selbstverständlich auch für viele weitere Städte und Gemeinden der Region. Jerome Kassel: Welche weiteren Schritte sind aus Ihrer Sicht notwendig, um das 100 Prozent-Ziel in Nordhessen zu erreichen? Volker Wasgindt: Im öffentlichen Bewusstsein muss stärker verankert werden, dass jeder die Möglichkeit hat, sich an der Energiewende zu beteiligen. Und dass es sich lohnt, zu investieren – sei es, in eigene Anlagen, in Genossenschaften oder Gemeinschaftsprojekte. Wir brauchen mehr Aktivitäten bei der Energieeffizienz und der Sanierung von Gebäuden. Vor allem aber benötigt die Region unserer Ansicht nach eine Roadmap, wie die Vision 100 Prozent Erneuerbare Energien Realität werden kann. Dieser Energiewende-Fahrplan muss für alle Kommunen klare Ziele für die kommenden Jahre und entsprechende Maßnahmen der Umsetzung aufzeigen. Wir haben daher als Stiftung ein weiteres Projekt gestartet, in dessen Rahmen eine solche Roadmap gemeinsam mit allen Akteuren entwickelt werden soll. Immer mit dem Ziel vor Augen: Die Energiewende in jedem Landkreis, in jeder Kommune umzusetzen. Die cdw Stiftung gGmbH Die cdw Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Verbreitung regenerativer Energieversorgungssysteme in Entwicklungsländern voranzutreiben sowie die Region Nordhessen zu unterstützen. Hier steht neben weiteren Themen insbesondere die Energiewende im Fokus der Stiftungsarbeit. Dabei ist sie überwiegend operativ tätig: Eigene Initiative und Projekte stehen für die Stiftung im Vordergrund. Weitere Informationen: www.energiewende-nordhessen.com (Dort können auch die PV-App sowie die Kommunalbroschüre eingesehen werden.)


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