www.jerome-kassel.de 33 JÉRÔME FEUILLETON born – den Polit-Zirkus auf allen Ebenen aufs Korn. Die Satirepartei selbst etwa bekennt sich demonstrativ zum Populismus. „In der Politik wird heutzutage geäußert, was Stimmen bringt, und das werden wir auch tun. Ich finde es schließlich besser, wenn wir die Stimmen bekommen als irgendwelche Rechtsradikale“, sagt Sonneborn. Die FAZ sieht Die PARTEI „irgendwo zwischen Satire und politischer Willensbildung angesiedelt“. Oftmals wird Sonneborn als „Polit-Clown“ betitelt, nicht bestreiten lässt sich jedoch, dass sie mittlerweile mehrere tausend Mitglieder und Landesverbänden in allen 16 Bundesländern vorzuweisen hat. Vor allem junge Leute fühlen sich von ihrem Programm angesprochen. 2005 trat die PARTEI erstmals zur Bundestagswahl an und errang 18.000 Stimmen. Mandate erlangte sie bisher bei einigen Kommunalwahlen sowie eben bei der Europawahl in Deutschland 2014. Im Europaparlament Nun sitzt der „Ungekrönte König der deutschen Satire“ (Neue Presse Hannover) also im Europaparlament – und auch von dort hatte er einiges zu berichten. Videos – wie aus der zehnteiligen Kolumne „Sonneborn rettet die EU“, die von 2014 bis 2016 im RTL-Magazin „Spiegel TV“ zu sehen war, demonstrierten etwa, wie er den politischen Betrieb von innen heraus provoziert. In Interviews und fingierten Reportagen führt er seine Abgeordneten Kollegen vor und deckt Lücken im System auf. Der Titel ist der Reihe „Sonneborn rettet die Welt“ entlehnt, die 2013 bei ZDFneo lief und mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Die Videos sind neben anderen artverwandten Videos auch auf Sonneborns eigenem YouTube-Kanal zu sehen, dessen Klickzahlen in die Millionen gehen. Besondere Aufmerksamkeit erlangte Sonneborn in den Jahren 2014 und 2015 jedoch in Berlin mit zwei „Geldverkaufsaktionen“ zur Weihnachtszeit. Während 2014 im Austausch für 105 Euro 100 Euro in bar und zwei Postkarten gab, wurde 2015 der Hunderter – genaugenommen ganze 2000 Stück davon – nur noch für je 80 Euro angeboten. „Nach dem großen Erfolg der ersten Verkaufsrunde, war man sich in der PARTEI einig, dass es Zeit wird, den Bürgern etwas zurück zu geben“, ließ Die PARTEI in guter alter Populisten-Manier verlauten. Ziel der Aktion war es, eine Schwachstelle des Parteienfinanzierungsgesetzes aufzudecken, die zuvor schon die AfD ausgenutzt hatte: Kleine Parteien können mehr staatliche Zuwendungen kassieren, wenn sie hohe Einnahmen aus eigenen Aktivitäten nachweisen. Ausschlaggebend war lange allein der Umsatz, nicht der Gewinn. Bis 2019 noch sitzt Sonneborn im Europaparlament – dann wird gewählt. Es wird sich zeigen, ob es der PARTEI und ihrem Vorsitzenden erneut gelingen wird, ein Mandat zu erringen und das Parlament ein wenig aufzumischen. ... unter anderem über die Partei Die PARTEI
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