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nannt werden. Wir sind inzwischen schon so weit, dass Trailer alle Daten sammeln, die für einen Transport wichtig sind und diese mit Fahrzeug, Fahrer, Disponenten, Werkstatt, dem Versender und Empfänger aktiv austauscht. Das hat zur allgemeinen Prozessoptimierung für alle Beteiligten viele Vorteile. Der Trailer informiert in Echtzeit über den eigenen Zustand und den seines Fahrers und kann zudem auch über den Laderaum informieren. So wird beispielsweise die Temperatur von Kühltransporten überwacht. Man verfeinert das immer weiter, zukünftig misst der Trailer auf Millimeterniveau den Laderaum aus und zeigt weitere Zuladungsmöglichkeiten an. Das sind wiederum zentrale Informationen für das „Internet of Transport“ – hier organisiert die Ware ihren Transport selbst, indem Algorithmen die wirtschaftlichste Abwicklung der Ware von der Produktion bis zur Auslieferung beim Kunden errechnen. Jérôme: Sie sensibilisieren Unternehmen in der Region für das Thema. Warum liegt Ihnen das am Herzen? Dr. Szogs: Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass das Thema des digitalen Wandels in Nordhessen angekommen ist. Eine Gruppe von Unternehmen zieht schon heute großen Nutzen aus der Digitalisierung, die sogenannten digitalen Innovatoren. Sie sind in allen Branchen, Größenklassen und Altersgruppen zu finden. Die meisten mittelständischen Unternehmen in Deutschland beobachten jedoch zunächst die digitalen Entwicklungen in der eigenen Branche. Sie reagieren gegebenenfalls ad hoc auf Kundenanforderungen und nehmen damit eine eher passive und abwartende Haltung ein. Als Geschäftsführerin eines Branchennetzwerkes ist es mir wichtig, dass insbesondere unsere Mitglieder informiert sind über aktuelle Trends, bevorstehende Veränderungen und Potentiale, um wettbewerbsfähig und weiterhin von großer Bedeutung für die Region zu bleiben. Mit dem Thema Innovation beschäftige ich mich inzwischen seit 15 Jahren und finde es total spannend, die Dynamiken der digitalen Transformation zu beobachten. Um den eigenen Wettbewerbsvorteil des Unternehmens und den Wettbewerbsvorteil der Region Nordhessen sowie Deutschland am internationalen Markt sicherzustellen, muss man sich nicht nur mit den Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinandersetzen, sondern in die konkrete Umsetzung gehen. Jérôme: Gibt es dafür einen Königsweg? Dr. Szogs: Die Unternehmenslandschaft ist zu vielfältig und die Prozesse sind zu individuell, um eine pauschale Anleitung für die Umsetzung von Industrie 4.0 zu geben. Es bleibt vielmehr Aufgabe jedes einzelnen Unternehmens, eigene Ideen und Ziele zu entwickeln und herauszufinden, wie Potenziale der Digitalisierung optimal genutzt werden können. Jérôme: Welche Grundvoraussetzung sollten Entscheider in Unternehmen für ein Gelingen erfüllen? Dr. Szogs: Meiner Meinung nach sollten sie offen für Veränderungen sein, offen für Neuerungen – dies ist eine Frage der Mentalität und Einstellung Innovationsprozessen gegenüber. „Wie haben wir das beim letzten Mal gemacht?“ funktioniert da nicht. Dies erfordert den Mut zu organisatorischem Wandel in der eigenen Organisation genauso wie zu digitaler Experimentierfreudigkeit. Dann ist eine Grundvoraussetzung geschaffen um Erfolg in den Märkten der Zukunft zu haben. Jérôme: Wo finden Unternehmen Hilfe und Rat? Dr. Astrid Szogs: Unterstützung für Unternehmen im Digitalisierungsprozess kann man an verschiedenen Stellen einholen. Auf unterschiedlichsten Plattformen kommen Unternehmen, Verbände, Wissenschaft und Politik zusammen um Informationen und Handlungsempfehlungen für alle Akteure auszuarbeiten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) fördert eine Reihe von Industrie 4.0 Vorhaben durch mehrere Förderinitiativen (www.mittelstand-digi tal.de). Auf der Homepage findet man viele aktuelle Hinweise nicht nur zu Fördermöglichkeiten, sondern auch vielen Fachveranstaltungen und Veröffentlichungen zum Thema. Auch sehr interessant und hilfreich für Unternehmen ist der Industrial Data Space (IDS), eine Initiative des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik. Der IDS ermöglicht Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Umgang mit der Nutzbarkeit von Daten, steht für Fragen bezüglich Sicherheitsbestimmungen und Zugriffsrechten bereit und vernetzt mit ähnlichen Initiativen und Kooperationen. Startups gefragt In Deutschland befasst sich jede zweite Startup Gründung mit dem Thema Logistik (DVZ, 07.04.2017). Hier gibt es viele Vorhaben um beispielsweise Gütertransporte und Frachten komplett zu digitalisieren. MoWiN.net bietet Startups gute Möglichkeiten, mit etablierten Firmen in Kontakt zu treten. Infos unter: www.mowin.net www.jerome-kassel.de 39 JÉRÔME INDUSTRIE 4.0 „Die Veränderungen in der Logistik werden grundlegend sein“


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