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Prof. Dr. Reiner Finkeldey im Gespräch www.jerome-kassel.de 47 JÉRÔME CAMPUS derforschungsbereichs in der Physik, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG. Außerhalb der Exzellenz-Initiative ist so ein Sonderforschungsbereich das größte Verbundformat, in dem man im Moment bei der DFG Projekte beantragen kann. Wenn man Erfolg hat, liegt die Größenordnung der Förderung bei etwa zehn Millionen Euro über vier Jahre. Das ist also durchaus etwas, das der Uni Kassel weiterhilft. Jérôme: Womit befasst sich dieser Sonderforschungsbereich? Finkeldey: Mit Chiralität, also Händigkeit von Molekülen. Das ist etwas sehr Grundlagenbezogenes. Wir zeigen damit, dass Grundlagenforschungen zur Universität gehören. Unsere Fokussierung liegt aber natürlich nicht allein auf Grundlagenforschung. Unsere speziellen Stärken liegen gerade auch in interdisziplinären Forschungsverbünden. Die wollen wir weiter ausbauen, um noch mehr nationale Sichtbarkeit zu erlangen und auch international verstärkt wahrgenommen zu werden. Da sind wir, glaube ich, auf einem guten Weg. Jérôme: Können Sie Beispiele nennen? Finkeldey: Zum Beispiel im Bereich „Tier, Mensch, Gesellschaft“, mit dem wir jetzt ebenfalls antreten werden in einem eigentlich aus den Geisteswissenschaften getriebenen Verbund, der aber auch bis hin in die Naturwissenschaften und die Agrarwissenschaften hineinwirkt. Da geht es um die Rolle, die Tiere für menschliche Gesellschaften haben und was die Wechselwirkungen sind. Jérôme: Welche Forschungsschwerpunkte gibt es, in denen Sie qualitativ wachsen wollen? Finkeldey: In der Hochschulleitung haben wir schon immer gesagt, dass wir der Forschung nicht top-down verordnen wollen und können, welches diese Bereiche sind. Die Ideen müssen von den Forscherinnen und Forschern kommen. Im Bereich Nachhaltigkeitsforschung ist großes Potenzial da, ganz sicher auch im Bereich von regenerativen Energien in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut. Aber das ist nichts, was wir seitens der Hochschulleitung vorgeben, sondern wir wollen die Bedingungen so gestalten, dass sich in der Forschung Schwerpunkte entwickeln können. Auch in der Lehre wollen wir qualitativ noch besser werden. Wir wollen mehr Absolventen haben, also junge Menschen, die bei uns starten, wirklich auch zum Abschluss führen. Noch mehr als wir das ohnehin schon tun. Jérôme: Man spricht immer nur von den Studierendenzahlen, die seit Jahren steigen, aber die Zahl der Absolventen muss man natürlich ins Verhältnis setzen. Finkeldey: Ja, und wir werden noch mehr darauf achten, dass unsere Studierenden ihr Studium mit einem guten Abschluss beenden können. Für die Gesellschaft ist es wichtig, dass die Absolventen dem Arbeitsmarkt als hochqualifizierte Menschen zur Verfügung stehen. Jérôme: Warum ist Kassel ein guter Standort für eine Universität? Finkeldey: Kassel ist ein besonderer Standort für eine Universität, weil es keine typisch studentisch geprägte Universitätsstadt ist. Es gibt hier aber vieles, das man nutzen kann, wenn man gerne kooperiert. Kassel ist ein Industriestandort mit Unternehmen unterschiedlichster Größe und auch eine reiche Kulturstadt. Unser Verständnis von Arbeiten mit der Gesellschaft ist ja nicht nur auf die Wirtschaft und Unternehmen bezogen, sondern auf alle Bereiche, einschließlich der Kultur. Da hat Kassel wahnsinnig viel zu bieten. Wenn man an die Uni in Kassel denkt, denkt man auch immer an die Frage, was die Uni für eine Rolle im Gesamtkontext der Entwicklung der Stadt spielt. Das ist ja in den letzten 20 bis 25 Jahren für beide Seiten sehr positiv gewesen. Jérôme: Wie sind Ihre Zukunftspläne für die nächsten dreieinhalb Jahre? Finkeldey: Wir werden den Prozess der Profilbildung weiter vorantreiben. Wir werden sehen, wie die bereits angestoßenen Initiativen, die am Ende immer extern evaluiert werden, zum Erfolg kommen – das sind eine ganze Reihe aus unterschiedlichen Gebieten. Aus den genannten Gründen ist es nicht so leicht vorhersehbar, in welchen Bereichen wir uns noch weiter profilieren können. Sicher ist nur, dass wir die Bereiche, die wir haben, so gestalten, dass wir unsere aktuelle Fächervielfalt auch langfristig aufrechterhalten. Und wir werden hoffentlich bei den Studierenden in eine Phase der Konsolidierung kommen, sodass wir die hohe Zahl in etwa halten können, aber nicht unaufhörlich weiter wachsen, damit wir auch tatsächlich die unterschiedlichen Ressourcen nutzen können, um qualitativ noch besser zu werden.


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